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Fraunhofer-Institut: Energiewende ist finanziell machbar

Die kumulativen Kosten des Transformations-Szenarios mit 85 Prozent weniger CO2 bis 2050 liegen höher, wenn keine Kosten auf CO2-Emissionen erhoben und Preise für fossile Energieträger in den nächsten 36 Jahren nicht steigen würden. Steigen dagegen d
Die kumulativen Kosten des Transformations-Szenarios mit 85 Prozent weniger CO2 bis 2050 liegen höher, wenn keine Kosten auf CO2-Emissionen erhoben und Preise für fossile Energieträger in den nächsten 36 Jahren nicht steigen würden. Steigen dagegen die auf CO2-Emissionen erhobenen Kosten auf 100 Euro pro Tonne im Jahr 2030 an und bleiben dann konstant auf diesem Wert und steigen zugleich die Preise für fossile Energieträger um zwei Prozent pro Jahr, so liegen die Kosten bei Weiterbetrieb des heutigen Energiesystems höher. (Grafik: © Fraunhofer ISE)

Die Pläne der Bundesregierung zur Energiewende bis 2050 sind technisch bereits mit heutigen Technologien machbar und gleichzeitig bezahlbar. Das ist das Ergebnis einer Studie des Fraunhofer ISE mit dem Titel „Was kostet die Energiewende?“.

06.11.2015 – Die Wissenschaftler um Studienleiter Prof. Hans-Martin Henning vom Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE untersuchten in ihrer aufwändigen Studie den kostenoptimalen Pfad zur Transformation des deutschen Energiesystems bis 2050. Ausgangspunkt war das Klimaziel der Bundesregierung, die CO2-Emissionen aus dem Energiesektor bis 2050 um mindestens 80 Prozent gegenüber 1990 zu senken. Das Fazit: Technisch ist die Transformation mit heutigen Technologien ohnehin möglich, doch auch die Kosten sind kein Hindernis. Je nach Szenario besteht entweder kein Unterschied, entstehen Mehrkosten von 0,8 Prozent des deutschen Bruttoinlandsprodukts (BIP 2013) pro Jahr oder ist der Umbau sogar um bis zu 600 Milliarden (Mrd.) Euro in den nächsten 36 Jahren kostengünstiger.

Stundengenaue Simulation bis 2050

Insgesamt sechs Szenarien mit verschiedenen Referenzmodellen rechneten die Freiburger Forscher durch – mit stundengenauen Simulationen vom 1. Januar 2014 bis zum 31.12.2050. Oberste Prämisse war dabei die Einhaltung der Klimavorgaben von mindestens 80 Prozent weniger Treibhausgasen, die Gewährleistung der Versorgungssicherheit und die Kostenminimierung. In den Szenarien wurden Annahmen zur Sanierungsrate der energetischen Gebäudesanierung, zur Frage des Kohleausstiegs und zum Mix der Antriebsarten im Verkehrssektor wie Benzin/Diesel, Erdgas und elektrisch verändert und deren Auswirkungen beleuchtet.

Unter der eher unrealistischen Annahme, dass die Kosten für fossile Energien wie Erdöl, Gas und Kohle bis 2050 gleich bleiben und auch die Kosten für CO2-Emissionen langfristig niedrig sind, liegen die kumulativen Gesamtkosten für das kostengünstigste Szenario bei rund 1.100 Mrd. Euro bis 2050. Das wären ca. 25 Prozent Mehrkosten im Vergleich zu einem Weiterbetrieb des heutigen Energiesystems in unverändertem Zustand. Eine mögliche Kostensteigerung von etwa 0,8 Prozent des jährlichen deutschen BIPs. Deutlich realistischer ist allerdings das Szenario, bei dem die Kosten für fossile Energien jährlich um zwei Prozent zunehmen und die Kosten für CO2-Emissionen bis 2030 auf 100 Euro pro Tonne steigen. In diesem Fall sorgt die Energiewende für kumulative Minderkosten von 600 Mrd. Euro für den Zeitraum 2014 – 2050. Die jährlichen Gesamtkosten nach einer Transformation unterscheiden sich nicht von unserem heutigen Energiesystem.

Elektrifizierung der Energieversorgung

Eine starke Veränderung des Energiesystems hin zu mehr Erneuerbaren Energien ist ohnehin notwendig, besonders Solar- und Windenergie an Land werden in etwa zu gleichen Teilen dominieren. Insgesamt wird die Energieversorgung elektrifiziert, betonte Studienleiter Henning bei der Vorstellung der Ergebnisse in Berlin. Bei den thermischen Kraftwerken werden 2050 Gasturbinenkraftwerke wichtiger, da sie sehr schnell flexibel eingesetzt werden können. Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen (KWK) und Gas-und-Dampf-Kombikraftwerke (GuD) kommen verstärkt hinzu. Im Gebäudebereich wird bis 2050 der gesamte Bestand mindestens „vollsaniert“ sein, nur ein geringer Teil des Bestands wird Passivhaus-Standard haben. Im Bereich der Heizungstechnik überwiegen eindeutig Wärmepumpen mit einem Anteil von 80 Prozent, besonders elektrische Wärmepumpen.

Was die Studie ausdrücklich nicht in die Berechnungen einfließen lässt, sind externe Kosten wie etwa Umwelt- und Gesundheitskosten durch Kohlekraftwerke, die Naturzerstörung oder Kosten zur Bewältigung des Klimawandels. Auch die wirtschaftlichen Auswirkungen des Ausbaus der Erneuerbaren Energien und der Transformation des Energiesystems, etwa ein Anstieg der Beschäftigung in Deutschland, wurden noch nicht mit eingerechnet, so Henning. Er betonte, bei der Energiewende gebe es weitere positive Effekte wie den Verbleib der Wertschöpfung in Deutschland, die Zahlungen für Erdöl, Kohle oder Gas ins Ausland überflüssig machen. cw


Kommentare

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Tobias Stelter 08.11.2015, 22:38:08

+284 Gut Antworten

Lesenswerter Beitrag, interessante Grafiken! Für alle, die nicht ganz so viel lesen wollen, haben wir hier bei uns auf http://bit.ly/3malE_Energiewende die Fakten auch etwas kürzer zusammen gefasst - aber der Tenor ist der gleiche. Die Energiewende ist definitiv zu schaffen - und zu bezahlen!

Bernhard Schueller 10.05.2016, 14:59:07

+314 Gut Antworten

Es handelt sich um Algorithmen unter bestimmten Annahmen. Verändert man Anfangswert oder auch Mittelwerte können sich die Beträge dramatisch ändern.

In der Finanzindustrie haben solche Berechnungen 2007 zum Absturz geführt.

Die Chaostheorie kennt weitere Beispiele ... Schlag des Schmetterlingsflügels am Amazonas ...

Die Kosten der Flüchtlinge in Deutschland werden auch fast täglich neu erkannt.


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