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Wissenschaftliche AnalyseGrüne Investments wirken

Vogelperspektive eines Hauses mit einer Solaranlage auf dem Dach
Das Potenzial für Solarenergie auf Gebäuden ist riesig. (Bild von VoltaroEnergy auf Pixabay)

Energieeffizienz und Erneuerbare Energien statt neuer Gas-Infrastruktur. Eine groß angelegte Analyse bestätigt: grüne Investments wirken gegenüber fossilen schneller, sorgen für mehr Arbeitsplätze und Wirtschaftswachstum.

17.06.2022 – Eine am heutigen Freitag veröffentlichte Analyse bestätigt, was Expert:innen immer wieder betonen und Beispiele zeigen. Wissenschaftler:innen der Smith School an der University of Oxford haben über 900 Studien bezüglich wirtschaftlicher Auswirkungen und Energiesicherheit grüner Investitionen untersucht, mit dem Ergebnis, dass grüne Investments seitens Regierungen fossilen deutlich überlegen sind. „Wir empfehlen Regierungen, dass es sehr viel klüger ist Geld in nachhaltige Technologien, anstatt in fossile Brennstoffe zu investieren“, sagt der Hauptautor der Studie Brian O’Callaghan.

Investitionen in Energieeffizienzmaßnahmen haben demnach den besten und schnellsten Einfluss auf eine sichere Energieversorgung. Dahinter folgen Erneuerbare Energien und erst dann Investitionen in neue Gas-Infrastruktur. Aus der Analyse der Studien habe sich ein klares Bild ergeben, so O’Callaghan auf Anfrage der energiezukunft. Neue Öl- und Gas-Infrastruktur führt demnach nicht unbedingt zu günstigeren Preisen, da diese von globalen Märkten abhängig sind. Demgegenüber können Energieefizienzmaßnahmen und Erneuerbare Energien in der Region für erheblich günstigere Preise sorgen, was zu einer sicheren Energieversorgung für alle führt. Zudem würden fossile Projekte mittelfristig negative Auswirkungen auf andere Bereiche des Bruttoinlandsprodukts haben, während bei Erneuerbaren Energien positive Effekte überwiegen.

Erneuerbare Energien und Energieeffizienzmaßnahmen sorgen etwa für deutlich mehr Jobs als Investitionen in fossile Technologien. Beispielhaft verweist O’Callaghan auf Analysen aus Großbritannien, wo die Solar- und Windbranche für mehr Arbeit sorgt als traditionelle Energiemärkte. In Zahlen ausgedrückt bedeutet dies: bei vergleichbaren Investitionen sorgen Solar- und Windbranche für 18 beziehungsweise 13 Jahre Arbeit und traditionelle Energien für 12.

Die weltweite Energiewende wird die Wirtschaft beleben und Armut überwinden helfen, erklärte die Internationalen Agentur für Erneuerbare Energien (IRENA) im letzten Jahr in ihrem World Energy Transitions Outlook.  Die Investitionen sollten öffentlich angeschoben werden, der Nutzen würde die Kosten bei weitem übersteigen. Doch noch betragen fossile Subventionen weltweit 470 Milliarden US-Dollar, wie O’Callaghan mit Verweis auf Daten des International Monetary Fund mitteilt, zudem gebe es weitere 5,4 Billionen Dollar an indirekten fossilen Subventionen. Demgegenüber wurden in den Jahren 2020 und 2021, laut Daten des Global Recovery Observatory, 163 Milliarden US-Dollar in saubere Energien investiert und 68 Milliarden in Energieeffizienzmaßnahmen.

Preistreiber fossile Energien

„Militärische Krisen sind nicht immer vorhersehbar, die Votalität der Öl- und Gasmärkte allerdings schon. Unser zukünftiger Wohlstand ist abhängig davon, wie schnell und umfassend wir aus von den fossilen Energien wegkommen“, sagt O’Callaghan. Die Wissenschaftler:innen weisen auf die stark gestiegenen Öl- und Gaspreise der letzten Monate hin, die schon vor dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine rasant zulegten. Angesichts drohender Engpässe fossiler Energien im Winter kritisieren die Wissenschaftler:innen der Smith School Regierungen weltweit für Steuererleichterungen auf fossile Energien und Investitionen in fossile Infrastruktur.

Die sogenannte „windfall tax“, eine Steuererleichterung in Großbritannien, könnte laut Expert:innen den Weg frei machen für fossile Energieprojekte in de Nordsee im Wert von acht Milliarden Pfund, wie der Guardian schreibt. In den USA verkündete die Biden-Administration im April wieder Lizenzen für Öl- und Gasprojekte auf Gebieten in Staatsbesitz freizugeben. Und auf europäischer Ebene wird darüber diskutiert Atomkraft und Gas vorübergehend als nachhaltig einzustufen. Dagegen regt sich im EU-Parlament Widerstand.

Durchgesetzt wurde in Deutschland der sogenannte Tankrabatt, der Diesel und Benzin für die Autofahrer in Deutschland erschwinglicher machen sollte. Doch Expert:innen warnten von Anfang an, dass vergünstigte fossile Brennstoffe grundsätzlich zu mehr Verbrauch führen würden und damit entgegen dem so wichtigen Energiesparen angesichts drohender Engpässe. Zudem würde dieser vor allem vielfahrenden Gutverdienern zugutekommen und weniger Geringverdienern, für die Erleichterungen angesichts steigender Preise dringend nötig sind. Aufgrund weiterer Preissteigerungen verpufft der versprochene Rabatt an der Tanke aktuell ohnehin. Ganz anders das neun Euro Ticket, das deutlich mehr Menschen zur klimaschonenden Fortbewegung mit dem ÖPNV bewegt. mf


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