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AbfallwirtschaftIm Müll steckt Potenzial zur Emissionsminderung

Müllkippe, Schrott
Weniger Müll, besser getrennter Müll, aufbereiteter Müll – da liegt noch einiges im Argen. (Foto: Pexels /Pixabay)

Mit einer konsequenteren Verwertung von Rohstoffen aus Abfallmengen könnten in Europa 150 bis 300 Millionen Tonnen Emissionen vermieden werden, belegt eine Studie. Noch besser ist Abfallvermeidung – Niedersachsen plant dazu eine Initiative.

08.02.2022 – Zur Abfallwirtschaft zählen alle Aktivitäten zur Müllvermeidung, Weiterverwendung und Verwertung. In diesem Wirtschaftszweig liegen enorme Potenziale zur Vermeidung von CO2-Emissionen.

Eine Studie des europäischen Verbandes der Abfallwirtschaft nimmt die Abfallmenge 2018 in der Europäischen Union und Großbritannien als Bezugspunkt und modelliert zwei unterschiedliche Wege bis 2035. Ein Szenario berechnet die reduzierten Kohlendioxidäquivalente, wenn die bestehenden rechtlichen Vorschriften konsequent umgesetzt würden. Das andere Szenario nimmt anspruchsvollere Vorgaben für Recycling und energetische Verwertung an. Bilanziert werden die Nettoemissionen für zehn ausgewählte Abfallarten – Papier, Glas, Kunststoffe, Eisenmetalle, Aluminium, Holz, Textilien, Altreifen, Bioabfall und Restmüll. Insgesamt 505 Millionen Tonnen Material umfassen diese Abfallarten, knapp 20 Prozent des Mülls, der 2018 in der EU und Großbritannien anfiel.

150 Millionen Tonnen Kohlendioxidäquivalente könnten vermieden werden, wenn die die bestehenden europäischen Rechtsvorschriften für Siedlungsabfälle konsequent angewendet würden – was aktuell nicht der Fall ist. Noch größer wäre der Effekt, wenn ehrgeizigere Aktivitäten unternommen würden. Dann ließe sich das Einsparpotenzial fast verdoppeln auf 296 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente. Ein wesentlicher Schlüssel liege in der vollen Nutzung der Recycling- und Abfallverwertungskapazitäten. Abfälle, die sich recyceln ließen oder energetisch verwertbar sind, dürften nicht auf Deponien abgelagert werden.

Abfallwirtschaft fordert mehr regulatorische Signale

Peter Kurth, Präsident des europäischen Abfallwirtschaftsverbandes FEAD, drängt auf die vollständige Umsetzung der Ziele für Recycling und Deponierung. Er forderte den EU-Gesetzgeber zu weiteren regulatorischen Signalen auf. Verpflichtende Recyclinganteile in Produkten und ein verstärktes Ökodesign sieht er als entscheidend an, aber auch positive Taxonomieregeln für die energetische Verwertung, um Restabfälle angemessen zu erfassen. Werden Abfälle innerhalb der EU zur Verwertung oder zum Recycling verbracht, sollten effizientere Regeln gelten. Darüber hinaus sei die öffentliche Unterstützung für die getrennte Sammlung entscheidend.

Die Studie wurde von den beiden Beratungsunternehmen Prognos (Schweiz) und CE Delft (Niederlande) im Auftrag des europäischen Abfallwirtschaftsverbandes FEAD, dem europäischen Dachverband für Energie aus Abfall (EfW) CEWEP, der RDF Industry Group und dem niederländischen Abfallwirtschaftsverband erstellt.

Niedersachsen mit Entschließungsantrag im Bundesrat

Vor der Müllverwertung kommt aber die Müllvermeidung. Am kommenden Freitag wird dieses Thema Gegenstand der Bundesratssitzung sein. Das Land Niedersachsen will mit einem Entschließungsantrag die Länderkammer dafür gewinnen, den Erlass einer Rechtsverordnung auf den Weg zu bringen, die die Entsorgung gebrauchsfähiger Produkte zukünftig verhindern soll.

Konsumgüter wie Kleidung, Elektrogeräte und Lebensmittel würden oft vor Ende ihrer Lebensdauer entsorgt, obwohl sie häufig aus hochwertigen und knappen Rohstoffen bestünden. Sogar ein nicht unerheblicher Anteil der zurückgesendeten neuwertigen Artikel aus dem Online- und Versandhandel würde weggeworfen.

Die Müllvermeidung sei bisher im Wesentlichen freiwillig, bisher gebe es keine verpflichtend einzuhaltenden Ziele. Insbesondere fehle im Kreislaufwirtschaftsgesetz (KrWG) ein verbindliches Abfallvermeidungsziel gegen die steigenden Abfallmengen an gebrauchsfähigen Konsumgütern. pf


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