Waldgebiete in GefahrIndien setzt auch zukünftig auf Kohlekraft

Kohlebagger in einem indischen Tagebau.
Trotz vieler Fortschritte beim Ausbau der Solarenergie setzt die indische Regierung auch zukünftig auf Kohle als Energiequelle. (Foto: TripodStories-AB / Wikimedia Commons / CC BY-SA 4.0)

Die indische Regierung ist weit vom Kohleausstieg entfernt. Abbaurechte für 41 Kohlebergwerke werden gerade versteigert. Viele der Vorkommen liegen in artenreichen Waldgebieten, die nun von Rodung bedroht sind.

19.08.2020 – Im Juni gab Indiens Premier Modi bekannt, die bisher in staatlicher Hand befindliche Kohleindustrie für private Investoren zu öffnen. Die Abbaurechte für 41 Kohlebergwerke in Zentralindien wurden ausgeschrieben. Modi sagte, er wolle damit die Covid-19-Krise in eine Chance verwandeln.

Doch die riesigen Kohlevorkommen schlummern zum großen Teil unter ökologisch wertvollen Waldgebieten, unter anderem im Hasdeo Arand im Bundesstaat Chhattisgarh. Das Waldgebiet erstreckt sich über 170.000 Hektar und bietet Lebensraum für viele bedrohten Tier- und Pflanzenarten. Elefanten, Leoparden und Faultiere leben hier in freier Natur.

Bereits seit 2015 betreibt der Rohstoffkonzern Adani in diesem Gebiet einen Kohletagebau, der jährlich 15 Millionen Tonnen Kohle fördert und viele Dörfer und intakte Natur zerstört hat. Weitere fünf Milliarden Tonnen schlummern unter dem Hasdeo Arand. Die Begehrlichkeiten sind groß. Mehrere Abbaugebiete im Hasdeo Arand sind jetzt in der Ausschreibung für Kohlebergwerke enthalten. Wiederum gilt Adani als Betreiber mit den besten Chancen.

Widerstand in den Regionen

Aber auch in Jharkhand und Madhya Pradesh sind riesige Abbaugebiete geplant, wo heute größtenteils Waldgebiete existieren. Einwohner und Dorfräte der betroffenen Regionen wehren sich.  Auch von höherer Stelle kommt Unterstützung. Vier Landesregierungen – von Maharashtra, Westbengalen, Jharkhand und Chhattisgarh – haben sich in einer Petition an Modi gegen die Abbaupläne im Hasdeo Arand und anderen artenreichen Regionen gewandt. Der Kohleminister Joshi nahm daraufhin fünf Gebiete aus den ursprünglichen Plänen heraus, ersetzte sie jedoch durch drei andere.

Kanchi Kohli, Rechtswissenschaftler am Zentrum für Politikforschung sagte gegenüber der Hindustan Times: „Diese Auktion öffnet die fragilen und biologisch vielfältigen Waldgebiete, die zudem in verfassungsmäßig geschützten Gebieten liegen, weil dort indigene Stämme leben.“ Indes verspricht Kohleminister Joshi den Menschen in den betroffenen Regionen Wohlergehen, viele Arbeitsplätze und modernste Abbau-Technologien.

Solarstrom preiswerter und sauberer

Indien wird immer wieder als das Land der Gegensätze beschrieben. Seine Größe und die verwirrende Vielfalt an Völkern, der anhaltende Wirtschaftsboom und die zugleich hohe Analphabetenquote, das Nebeneinander von Armut und Reichtum, lassen sich kaum in Einklang bringen.

So steht auch die Meldung über den geplanten Kohleabbau in starkem Gegensatz zu einer Nachricht, die erst kürzlich um die Welt ging. Im Juli eröffnete Indiens Premier Modi den größten Solarpark Indiens in Madya Pradesh. Das Mega-Kraftwerk hat eine Leistung von 750 Megawatt. Seine drei Blöcke erstrecken sich über eine Fläche von 1.590 Hektar. Mit dem Strom wird unter anderem die Metro im 40 Kilometer entfernten Delhi (nicht zu verwechseln mit der indischen Hauptstadt) versorgt. Die meiste Energie jedoch wird vor Ort verbraucht.

Zur Eröffnung per Video sprach Modi voller Enthusiasmus von der wichtigen Rolle der Solarenergie bei der Energieversorgung. Sie sei sicher, sauber und verlässlich, sagte er – und hatte wohl kein Problem damit, gleichzeitig neue teure und umweltschädliche Kohleminen zu planen. pf

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