TOP-THEMA
Solarenergie







State of Climate Tech 2024Investitionen in Klimatechnologien weiter rückläufig

Kleiner weißer Elektro-Bus an der Ladestation mit Ladekabel
Autonome E-Fahrzeuge sind ein eher beliebtes Investitionsobjekt. (Foto: Bernd Dittrich on Unsplash)

Während in Klimatechnologien allgemein weniger investiert wird, boomen doch KI-gestützte sowie auf die Adaption von Klimarisiken ausgerichtete Lösungen. Große Unternehmen spielen eine zentrale Rolle bei der Skalierung von Klimatechnologien.

12.12.2024 – Unsichere wirtschaftliche Bedingungen und hohe Fremdkapitalkosten trüben weiterhin das Investitionsumfeld im Bereich der Klimatechnologien. Der „State of Climate Tech 2024“-Bericht der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC Deutschland (PwC) macht deutlich, dass die Finanzierungen in dem Sektor von 79 Mrd. US-Dollar (Q4 2022 – Q3 2023) auf 56 Mrd. US-Dollar in den folgenden vier Quartalen gesunken sind. Der Rückgang von 29 Prozent spiegelt sich auch auf dem deutschen Markt, wo das Volumen laut Bericht von rund 3 auf 2 Mrd. US-Dollar geschrumpft ist. Risikokapital- und Private-Equity-Finanzierungen fielen in diesem Zeitraum von global 799 Mrd. US-Dollar auf 673 Mrd. US-Dollar.

Volatile Märkte, steigende Zinsen

PwC hat für die Studie mehr als 12.000 Startups, 52.000 Deals und 600 Mrd. US-Dollar an Investments analysiert. „Die Zahlen spiegeln die allgemeine Unsicherheit wider, die vor allem durch volatile Märkte und steigende Zinsen getrieben ist“, kommentiert Gunther Dütsch, Partner im Bereich Nachhaltigkeitsberatung bei PwC Deutschland, die Ergebnisse. „Der Bedarf an innovativen Lösungen zur Bekämpfung des Klimawandels ist jedoch dringender denn je“, mahnt er.

Mehr zum Thema

Sandsäcke gestapelt vor einer Haustür
Kommunen in der Klimakrise

An der Klimaanpassung führt kein Weg mehr vorbei

Die große Mehrheit deutscher Städte und Gemeinden sieht sich vom Klimawandel betroffen. Über 40 Prozent der Kommunen haben bereits Maßnahmen zur Klimaanpassung umgesetzt. Häufigeres Extremwetter bedroht zunehmend Menschen und deren Besitz.

Anpassungsfähigkeit und Resilienz rücken in den Vordergrund

Die Marktanalyse zeige, dass einzelne Bereiche trotz des gedämpften Investmentklimas eine steigende Nachfrage erfahren. Insbesondere Technologien, die auf die Adaption von Klimarisiken ausgerichtet sind und die Resilienz stärken, wecken demnach das Interesse vieler Investoren. Dabei handle es sich um Lösungen, die etwa darauf abzielten, die Infrastruktur zur Bewältigung extremer Wetterereignisse zu verbessern. Zu diesen zählten bspw. Hochwasserschutzsysteme, Dürremanagement-Technologien und hitzebeständige Baumaterialien. Insgesamt 28 Prozent der untersuchten Climate-Tech-Deals wären diesem Bereich zuzuordnen. Die Transaktionen machten dabei 12  Prozent des gesamten Climate-Tech-Investitionsvolumen aus. In Deutschland flossen indes im Untersuchungszeitraum rund 15 Prozent des Investitionsvolumens in den Bereich. Den Löwenanteil der Investitionen kann sich laut Bericht wie im vergangenen Jahr der Energiebereich mit einem Anteil von 35 Prozent sichern

Investitionen in KI-basierte Technologien steigen

Neben der steigenden Popularität von Lösungen für Adaption und Resilienz rücken auch KI-getriebene Klimatechnologien weiter in den Vordergrund. Im Jahr 2023 entfielen auf Startups, die an KI-getriebenen Lösungen arbeiten, Investitionen von 5 Mrd. US-Dollar, berichten die Analysten. Dieses Jahr sammelten sie bereits in den ersten drei Quartalen 6 Mrd. US-Dollar ein – das entspreche 14,6 Prozent des gesamten Investitionsvolumens im Klimatechnologiesektor. Die wichtigsten Finanzierungssegmente waren dabei autonome Fahrzeuge (62 Prozent der KI-bezogenen Investitionen) und industrielle Anwendungen (20 Prozent) in den Bereichen Landwirtschaft, Smarte Home und intelligente Energielösungen. In Deutschland flossen 2024 rund 26 Mio. an Climate-Tech-Investitionen in Bereiche, die auf KI-getriebene Lösungen fokussiert sind.

Mehr zum Thema

Podium einer Veranstaltung mit fünf Personen auf Stühlen
Debatte auf der re:publica

KI und Klimaschutz – ein Match?

Künstliche Intelligenz ermöglicht effizientere Prozesse und hilft, Millionen Tonnen CO2 einzusparen, sagen die einen, KI-Prozesse selbst sind ein gigantischer Ressourcenfresser, die anderen. Was kann KI für den Klimaschutz leisten?

Transaktionen verschieben sich in mittlere und spätere Investitionsphasen

Große Unternehmen außerhalb des Finanzsektors spielen weiterhin eine wichtige Rolle im Climate-Tech-Ökosystem. Sie waren 2024 wie in den Jahren zuvor mit einer Beteiligung von 28 Prozent in etwa ein Viertel der Climate-Tech-Deals involviert. Diese Beständigkeit präge auch das deutsche Investitionsumfeld für Klimatechnologien, wo Unternehmen in diesem Jahr an 26 Prozent der Investitionen beteiligt waren.

Global haben sich laut Analyse die Investitionen vor allem in die späteren Phasen des Finanzierungszyklus verlagert. In den ersten drei Quartalen des Jahres 2024 befanden sich demnach 61 Prozent der Unternehmenstransaktionen entweder in der mittleren oder in der späten Phase – mehr als doppelt so viel wie 2018. Diese Verschiebung könnte das wachsende Interesse der Unternehmen widerspiegeln, eher auf die Skalierung bewährter Klimatechnologien anstatt auf weniger entwickelte Technologien zu setzen.

Mehr zum Thema

Müllverbennungsanlage mit Skipiste
Grünes Wachstum

Wirtschaftswachstum und Emissionssenkung schließen sich nicht mehr aus

Vor einigen Jahren noch undenkbar: Immer mehr Regionen dieser Erde wachsen wirtschaftlich und senken trotzdem ihre CO2-Emissionen. Das gelingt vor allem einer bestimmten Gruppe von Regionen.

Missverhältnis zwischen Emissionen und Finanzierung bleibt bestehen

Wie bereits in den vergangenen Jahren zeigt der Bericht erneut, dass die Investitionen noch immer nicht dort hinfließen, wo die Emissionen am größten sind. Im Industriesektor verzeichneten Climate-Tech-Startups beispielsweise einen relativen Rückgang der Finanzierung: Ihr Anteil am Investitionskapital sank von 17 Prozent im Jahr 2023 auf 7 Prozent in den ersten drei Quartalen dieses Jahres. Damit bewegt sich der Anteil zwar immer noch in der Nähe des historischen Durchschnitts, steht aber in keinem guten Verhältnis zu den 34 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen, die vom Industriesektor verursacht werden.

„Anreize wie steuerliche Vergünstigungen, Subventionen oder spezielle Förderprogramme könnten dazu beitragen, mehr Kapital in diesen Bereich zu lenken. Zudem ist eine stärkere Zusammenarbeit zwischen privaten Investoren, staatlichen Institutionen und Industriekonzernen erforderlich, um nachhaltige Technologien schneller zur Marktreife zu bringen und deren breite Anwendung zu fördern“, meint Gunther Dütsch. Nur durch eine gezielte und koordinierte Anstrengung könne der Industriesektor transformiert und ein bedeutender Beitrag zur globalen Reduktion von Treibhausgasemissionen geleistet werden. na

Neuen Kommentar schreiben


Name: *
E-Mail: *
(wird nicht veröffentlicht)
Nicht ausfüllen!


Kommentar: *

max 2.000 Zeichen