Internationale Energieagentur IEA: Investoren weltweit setzen auf Cleantech

In emissionsarme Energietechnologien wird weltweit doppelt so viel investiert wie in Öl, Erdgas und Kohle. Das meldet die IEA. Im Jahr 2025 dürften die Investments zudem den Rekordwert von 3,3 Billionen US-Dollar erreichen.
06.06.2025 – Trotz vieler Krisen und wirtschaftlicher Unsicherheit steigen die weltweiten Energieinvestitionen. Die Internationale Energieagentur erwartet für 2025 den Rekordwert von 3,3 Billionen US-Dollar. Das weitaus meiste Geld fließt in China, bezogen auf die Technologien ist Photovoltaik für Investoren am attraktivsten.
Die IEA spricht im World Energy Investment Report von 2,2 Billionen Dollar, die in diesem Jahr in saubere Technologien fließen, allerdings sind darin nicht nur Erneuerbare Energien erfasst, sondern auch Kernenergie, Netze, Speicher, emissionsarme Brennstoffe, Effizienz und Elektrifizierung. Die Investitionen in Öl, Erdgas und Kohle werden voraussichtlich 1,1 Billionen US-Dollar erreichen. Dieses Verhältnis zeigt, dass der weltweite Trend zu Cleantech keine Zukunftsmusik mehr ist, sondern Realität. Die ökonomischen Vorteile gehen Hand in Hand mit den Bemühungen, weniger Emissionen auszustoßen.
Rückblick auf zehn Jahre Investitionsanalyse
Der Report erscheint in diesem Jahr zum zehnten Mal, was die IEA zum Anlass nimmt, auch die wichtigsten Entwicklungen der letzten Dekade zu beleuchten. Besonders die Entwicklung Chinas ist in diesem Zusammenhang bemerkenswert. „2015 lagen die Energieinvestitionen dort knapp vor denen der Vereinigten Staaten. Heute ist China mit Abstand der größte Energieinvestor der Welt und gibt doppelt so viel für Energie aus wie die Europäische Union – und in etwa so viel wie EU und USA zusammen“, bemerkt IEA-Direktor Fatih Birol.
In den letzten zehn Jahren ist Chinas Anteil an den weltweiten Ausgaben für saubere Energie von einem Viertel auf fast ein Drittel gestiegen, was auf strategische Investitionen in eine Vielzahl von Technologien zurückzuführen ist, darunter Solar-, Wind-, Wasserkraft-, Kernkraft-, Batterie- und Elektrofahrzeuge. Gleichzeitig verlagern sich die weltweiten Ausgaben für vorgelagertes Öl und Gas in den Nahen Osten.
Neues Zeitalter der Elektrizität
Die Anlagetrends zeigen deutlich, dass ein neues Zeitalter der Elektrizität angebrochen ist. Vor einem Jahrzehnt waren die Investitionen in fossile Brennstoffe 30 Prozent höher als die in Stromerzeugung, Netze und Speicherung. In diesem Jahr werden die Strominvestitionen um rund 50 Prozent höher sein als der Gesamtbetrag, der für die Vermarktung von Öl, Erdgas und Kohle ausgegeben wird.
Weltweit haben sich die Ausgaben für emissionsarme Stromerzeugung in den letzten fünf Jahren fast verdoppelt, angeführt von Stromerzeugung aus Photovoltaik. Es wird erwartet, dass die Investitionen in Solaranlagen im Jahr 2025 450 Milliarden US-Dollar erreichen werden, was sie zum größten Einzelposten im globalen Energieinvestitionsbestand macht. Auch die Investitionen in Batteriespeicher steigen rasant an und steigen in diesem Jahr auf über 65 Milliarden US-Dollar.
Die Schattenseiten der Entwicklung
Auch die Kernenergie erlebt ein Revival – allerdings sind die Investitionssummen im Vergleich relativ niedrig. Die Kapitalflüsse in die Kernenergie sind in den letzten fünf Jahren um 50 Prozent gestiegen und sollen im Jahr 2025 rund 75 Milliarden US-Dollar erreichen.
Mit der steigenden Stromnachfrage halten Investition in die Kohleverstromung an. Auch hier ist China ganz vorn mit dabei, aber auch Indien investiert viel Geld in die Kohlekraft. Im Jahr 2024 hat China mit dem Bau von fast 100 Gigawatt neuer Kraftwerke begonnen und damit die weltweiten Genehmigungen für Kohlekraftwerke auf den höchsten Stand seit 2015 gebracht.
Zu wenige Investitionen in Stromnetze
Als besorgniserregend bezeichnet der Report, dass Investitionen in Stromnetze, die derzeit 400 Milliarden US-Dollar pro Jahr betragen, nicht mit den Ausgaben für Erzeugung und Elektrifizierung Schritt halten. Um die Stromversorgungssicherheit aufrechtzuerhalten, müssten die Investitionen in die Netze bis Anfang der 2030er Jahre in etwa auf das Niveau der Investitionen für Erzeugungsanlagen angehoben werden. Dies wird jedoch durch langwierige Genehmigungsverfahren und Probleme bei den Lieferketten für Transformatoren und Kabel gebremst.
Weniger Geld für Öl, mehr für LNG
Während für Ölinvestitionen aufgrund niedriger Preise und geringer Nachfrageerwartung ein Rückgang erwartet wird, erleben Investitionen in neue Flüssigerdgasanlagen (LNG) einen starken Aufwärtstrend. Zwischen 2026 und 2028 wird der globale LNG-Markt sein bisher größtes Kapazitätswachstum erleben.
Insbesondere Afrika kann nur schwer Kapital mobilisieren
Die Investitionen in Energie verteilen sich nicht gleichmäßig über den Globus. Viele Entwicklungsländer, insbesondere in Afrika, können nur schwer Kapital für die Energieinfrastruktur mobilisieren. Nur zwei Prozent der weltweiten Investitionen in saubere Energie entfallen auf Afrika. Obwohl 20 Prozent der Weltbevölkerung hier leben und der Energiebedarf schnell wächst, sind die Gesamtinvestitionen auf dem gesamten Kontinent in den letzten zehn Jahren um ein Drittel gesunken. Grund dafür sind rückläufige Ausgaben für fossile Brennstoffe und unzureichendes Wachstum bei sauberen Energien. Um die Finanzierungslücke in afrikanischen Ländern und anderen Schwellen- und Entwicklungsländern zu schließen, sollten die internationalen öffentlichen Finanzmittel aufgestockt und strategisch eingesetzt werden, um größere Mengen an privatem Kapital zu mobilisieren, appellieren die Autoren im Bericht. pf