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Keine neuen Kohlekraftwerke in Europa ab 2020

Datteln 4 im nördlichen Ruhrgebiet wird wohl das letzte neue Kohlekraftwerk in Deutschland sein. Der Betreiber Uniper (ehemals E.ON) will das 1.100-Megawatt-Projekt bis Mitte 2018 ans Netz bringen. (Foto: © <a href="https://commons.wikimedia.org/wiki/Fi
Datteln 4 im nördlichen Ruhrgebiet wird wohl das letzte neue Kohlekraftwerk in Deutschland sein. Der Betreiber Uniper (ehemals E.ON) will das 1.100-Megawatt-Projekt bis Mitte 2018 ans Netz bringen. (Foto: © Arnoldius / Wikimedia Commons, CC BY-SA 3.0)

Es ist der Anfang vom Kohleausstieg: Die europäischen Stromerzeuger werden ab 2020 nicht mehr in neue Kohlekraftwerke investieren, bis 2050 soll die Stromerzeugung zu 100 Prozent CO2-neutral sein. Das gab der Dachverband Eurelectric bekannt.

10.04.2017 – Die Ankündigung der Union der europäischen Elektrizitätswirtschaft Eurelectric am Mittwoch kam überraschend: Die Mitgliedsunternehmen werden die Verpflichtungen des Pariser Klimaabkommens umsetzen und die Stromerzeugung bis 2050 dekarbonisieren. Außerdem kündigte der Verwaltungsrat des Dachverbands an, die europäischen Stromkonzerne werden ab 2020 nicht mehr in neue Kohlekraftwerke investieren. Es ist der Einstieg in den Kohleausstieg.

Es gibt allerdings zwei Ausnahmen: Die polnischen und griechischen Vertreter der Stromwirtschaft stimmten der Kohleausstiegs-Verpflichtung nicht zu. In beiden Ländern liegt der Anteil der Kohle an der Stromerzeugung bei etwa 80 Prozent. Bis 2050 wollen aber auch Polen und Griechen 100 Prozent CO2-neutralen Strom erzeugen.

Zwei Projekte in Deutschland auf der Kippe

Eurelectric vertritt 3.500 Stromkonzerne aus ganz Europa, die Beschlüsse des Verwaltungsrats sind bindend, also auch für die deutsche Stromwirtschaft. Damit stehen zwei geplante Kohlekraftwerke auf der Kippe: In Stade bei Hamburg plant der US-Chemiekonzern Dow auf seinem Gelände eine 920-Megawatt-Anlage, die von Bürgerinitiativen und Umweltverbänden beklagt wird. Da Dow noch keine Baugenehmigung eingereicht hat, dürfte das Kohlekraftwerk nicht vor 2020 fertig werden.

Auch die Erweiterung des RWE-Braunkohlekraftwerks Niederaußem westlich von Köln ist fraglich. RWE hatte zuletzt betont, nach den vorliegenden Genehmigungen die Wirtschaftlichkeit des 1.100-Megawatt-Projekts noch einmal zu überprüfen. Bis 2020 wird auch dieses Projekt nicht fertig sein. Halten sich die Energiekonzerne an die Vorgaben ihres Dachverbands aus Brüssel, stehen diese und alle zukünftigen Kohleprojekte vor dem Aus.

Polen plant zehn neue Kohlemeiler

Der globalen Kohlekraftwerks-Karte der Klima-Allianz zufolge, sind in Tschechien vier neue Kohleblöcke im Bau, die voraussichtlich noch vor 2020 ans Netz gehen werden. Jeweils ein Kraftwerk in der Planungsphase befindet sich in Schottland, Ungarn und Bulgarien. Diese Projekte sind wahrscheinlich von der Eurelectric-Verpflichtung betroffen. Polen plant dagegen gleich zehn neue Kohlemeiler, wovon fünf bereits im Bau sind. Im Norden Griechenland sollen zwei neue Kraftwerke entstehen.

Nicht betroffen von der Eurelectric-Ankündigung sind die Balkan-Staaten Serbien, Montenegro und Bosnien und Herzegowina die allesamt neue Kohlekraftwerke planen. In der Türkei sind nach Angaben der Klima-Allianz und der NGO CoalSwarm 79 neue Kohlekraftwerke geplant oder bereits im Bau. cw


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Kommentare

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Eitel Heck 16.04.2017, 22:06:00

+252 Gut Antworten

Beim Ausstieg aus den Kohlekraftwerke in EU-Ländern ist zu beachten, dass in EU-Ländern die Kernenergie weiterhin wichtig ist zur Erreichung der Klimaziele durch Reduzierung des Kohlendioxidausstoßes.

Während Deutschland mit einem hohen Sicherheitsstandard in den Kernkraftwerken als einziges EU-Land vorzeitig aus der Kernenergie aussteigt, werden in den nachfolgenden EU-Ländern Kernkraftwerke neu gebaut oder geplant:

Finnland, Frankreich, Slowakei, Tschechien, Bulgarien, Rumänien, Polen, Litauen,

In weiteren EU-Ländern werden Kernkraftwerke auch nach dem deutschen Ausstieg weiter betrieben(Schweden, Niederlande, Belgien, Spanien, Slowenien).

Nach dem Brexit wurde in Großbritannien der Bau eines neuen Kernkraftwerkes entschieden.

Mit neuen Reaktoren und frischem Geld will die EU-Kommission die Kernenergie reaktivieren.

12 Staaten, darunter Russland, USA, Frankreich, Großbritannien, Indien und die Euratom-Länder entwickeln gemeinsam inhärent sichere Kernreaktoren der 4.Generation mit enormer ökonomischer Bedeutung durch Aufarbeitung vorhandenen Atommülls, der ansonsten in geologischen Endlagern entsorgt werden muss und Kopplung der Stromproduktion mit Prozesschemie, beispielsweise zur Herstellung von Wasserstoff( für Wasserstoffkraftwerke) und zur Meerwasserentsalzung.

Alle potenten Industrienationen( China, die EU, Indien, Japan, Südkorea, Russland,USA) beteiligen sich an der Versuchsanlage zur Kernfusion in Cadarache, Frankreich.

Kernfusionskraftwerke sind vielleicht schon 2050 Realität zur Lösung der Energieprobleme in der ganzen Welt.

Tom Berger 09.05.2017, 20:20:01

+245 Gut Antworten

Atomstrom aus neuen AKWs kostet mindestens 12 ct/kWh. Das ist mehr, als heute aus neuen Anlagen erzeugter EE-Strom kostet, selbst wenn der durch Speicherung grundlastfähig gemacht wird. Da wäre man mit dem Klammerbeutel gepudert, wenn man immer noch auf neue AKWs setzt.

 

Atomstrom ist zudem die dümmste Ergänzung zu einem hohen EE-Anteil. Die Gestehungskosten für Atomstrom sind ganz überwiegend fixe Kapitalkosten. Das bedeutet, dass Atomstrom aus einem nur zu 50% ausgelasteten AKW doppelt so viel kostet wie aus einem unter Volllast laufenden AKW. Ergänzend zu EE braucht man aber schnell regelbare Kraftwerke, bei denen die Gestehungskosten möglichst mit der Auslastung korrelieren. Das sind Gaskraftwerke, oder Stromspeicher.

 

Kernfusionskraftwerke wird es vielleicht 2050 geben, oder vielleicht erst 2250. Das kann keiner auch nur ansatzweise seriös vorhersagen. Aber absolut sicher ist, dass Fusionskraftwerke niemals wirtschaftlich wettbewerbsfähig gegenüber Solar- und Windstrom sein werden. Die spezifischen Kosten werden aberwitzig hoch sein. Wer seine Hoffnungen auf Kernfusion setzt, der disqualifiziert sich für jede seriöse Diskussion über die Energieversorgung.


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