FreihandelKlimaschädlich Handeln

Parque Tayrona, Magdalena, Colombia
Das Handelsabkommen zwischen den Andenländern Kolumbien, Peru und Ecuador und der EU geht auf Kosten von Umwelt und Klima (Bild: Daniele Franchi / Unsplash+ Lizenz).

Das Handelsabkommen zwischen der EU und Kolumbien, Peru und Ecuador führte zu einem Wirtschaftsaufschwung in den Anden – aber auch zu mehr Umweltzerstörung, Emissionen und Menschenrechtsverletzungen. PowerShift fordert ein Umdenken.

07.04.2025 – Die EU schloss 2012 ein Handelsabkommen mit den Andenstaaten Kolumbien und Peru, Ecuador trat fünf Jahre später bei. Das Abkommen sollte das Handelsvolumen zwischen den Staaten ausweiten, aber auch Umweltschutz und Sozialstandards verbessern. Nach über einem Jahrzehnt ist klar, dass die nachhaltige Entwicklung auf der Strecke geblieben ist, zeigt eine Analyse von PowerShift.

Klimaschutz war Teil des Abkommens

Das Abkommen enthält ein Kapitel über nachhaltige Entwicklung (TSD), dass als Nachhaltigkeitsgarantie gehandelt wurde. Ziel war die Förderung der Arbeitsrechte, Schutz der Umwelt und Erhalt der biologischen Vielfalt.

Bereits vor über zehn Jahren zeigten sich die Folgen der Klimakrise immer deutlicher und es war abzusehen, dass die Andenländer besonders hart von Dürren, Hitzewellen und Überschwemmungen betroffen sein würden. Angedacht war die Förderung von Anpassungs- und Minderungsstrategien. Weiterhin sollten Plattformen geschaffen werden, um die Zivilgesellschaft stärker in die Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele einzubinden.

Mehr Handel, mehr Klimaschaden

In der Analyse wurde untersucht, wie sich das Abkommen auf verschiedene Handelssektoren sowie die Klimapolitik und zivilgesellschaftliche Beteiligung ausgewirkt hat. Das Abkommen fördert besonders den Handel mit Agrarprodukten und Rohstoffen auf Seiten der Andenländer, und Fahrzeugteilen bzw. Autos auf Seiten der EU. Um auf die steigende Nachfrage zu reagieren, wurde die Produktion vieler Produkte hochgefahren, ohne Emissionen, Umweltschutz oder Menschenrechte in den Blick zu nehmen.

Die stärkere Nachfrage nach Agrarprodukten wie Gemüse und Zuckerroher führte zu einer Ausweitung der Anbauflächen in Kolumbien. Für mehr als ein Drittel von ihnen wurde in den ersten vier Jahren nach dem Abkommen Wälder abgeholzt. Der wasserintensive Anbau von Avocados führte zu einer schlechteren Wasserqualität in Peru, in Ecuador wurden Kohlenstoffsenken langfristig zerstört und in Kolumbien verschlechterte sich die Luftqualität in Folge des industriellen und landwirtschaftlichen Aufschwungs.

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„Die Garnelenzucht in Ecuador hat über 70 Prozent der Mangroven-Ökosysteme zerstört – die Umweltklauseln des EU-Anden-Abkommens blieben wirkungslos“, kritisiert Alessa Hartmann, Handelsexpertin bei PowerShift. Der gestiegene EU-Import von Gold und Avocados aus Kolumbien habe Entwaldung und Emissionen verstärkt – und stehe im Widerspruch zu den Klimazielen der EU, betont auch Thomas Fritz, Handelsexperte bei PowerShift.

Kein grünes Wachstum

Die EU selbst bezeichnete das Abkommen als Erfolg. Eine Ex-post-Evaluierung zeigt, dass der Handel auf beiden Seiten des Abkommens ausgeweitet wurde. Die Nachhaltigkeitsklausel hatte kaum Einfluss auf Politik und Wirtschaft. Geringfügige Verschiebungen hin zu nachhaltigeren Praktiken seien zu beobachten, könnten den Anstieg der Emissionen jedoch in keiner Weise ausgleichen. Das Wirtschaftswachstum erfolgte auf Kosten der Umwelt, wobei Entwaldung und höhere Emissionen ab stärksten ins Gewicht fielen.

Die Trade-Flow-Analysen von Power-Shift zeigen ebenfalls, dass das Abkommen in keinem der betroffenen Sektoren Probleme adressieren konnte. Stattdessen wurde blind das Handelsvolumen vergrößert, was dann auch zu mehr Umweltschäden und Emissionen führte. Das Abkommen behinderte sogar Nachhaltigkeitsregeln, die trotzdem aufgrund der Pariser Klimaziele erarbeitet wurden.

PowerShift schließt, dass das Abkommen die europäischen Wirtschaftsinteressen auf Kosten der Ökosysteme, Bauern und Gemeinden in den Anden-Gemeinschaften fördert. Es institutionalisiere extraktivistische Handelsbeziehungen unter dem Deckmantel der Nachhaltigkeit. Um tatsächlich gemeinsam für die Pariser Klimaziele zu arbeiten, müsse das Abkommen umfassend überarbeitet werden. jb

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