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Klimapolitik und Wirtschaft ÖsterreichKlimaschädliche Emissionen in der Industrie reduziert

Metallverarbeitung mit Funkenflug
Die Industrie verursacht eine Menge an CO2-Emissionen. In Österreichs Metallindustrie ist nun eine Emissionsreduktion zu verzeichnen. (Foto: Rob Lambert on Unsplash)

Rund ein Viertel der gesunkenen CO2-Emissionen in Österreich ist laut einer innovativen Analyse auf die nationale Klimapolitik zurückzuführen. Die deutlichsten Treibhausgas-Einsparungen bewirkten demnach Regulierungen in der Metallindustrie.

26.02.2025 – Seit 2005 sind die österreichischen Treibhausgas-Emissionen um 26 Prozent gesunken. Doch welcher Anteil davon lässt sich auf Klimapolitik zurückführen – und welche Maßnahmen waren tatsächlich effektiv? Forscher der WU Wirtschaftsuniversität Wien haben eine neue Methode entwickelt, um die Effektivität von klimapolitischen Maßnahmen zu bewerten. Nachdem sich der Fiskalrat unter dem ehemaligen WU Rektor Christoph Badelt mit dieser Frage beschäftigt hat und eine ambivalente Bilanz zog, zeichnen Forscher vom WU Department für Volkswirtschaft in einer aktuellen Analyse nun ein ähnliches Bild.

In einer neuen Studie, die im renommierten Fachjournal Scientific Data erschienen ist, haben Talis Tebecis und Jesús Crespo Cuaresma die Entwicklung der Emissionen von allen OECD-Staaten unter die Lupe genommen und sie mit deren Bruttoinlandsprodukt und ihrer Bevölkerungsentwicklung abgeglichen. „Wenn man diese beiden Haupteinflussfaktoren herausrechnet, bleiben Schwankungen übrig, die höchstwahrscheinlich auf Klimapolitik zurückzuführen sind“, sagt Tebecis. „Diese statistischen Ausreißer lassen sich oft mit konkreten politischen Maßnahmen in Verbindung setzen. Unser Datensatz kann also als Grundlage dienen, um die Effektivität von Klima-Maßnahmen zu überprüfen.“

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Für Österreich haben die Forscher insgesamt 62 dieser statistischen Ausreißer ermittelt. „Verglichen mit den anderen EU-Staaten ist das sehr wenig – in Deutschland etwa waren es 131 und in Irland sogar 261“, sagt Talis Tebecis. Von einem Höchststand von 79 Millionen Tonnen sind demnach die österreichischen Emissionen bis heute um etwa 20 Millionen Tonnen gefallen. Die Daten der Forscher lassen darauf schließen, dass 6,1 Millionen Tonnen – also gut ein Viertel dieser Emissionsreduktion – auf politische Klimamaßnahmen zurückzuführen sind.

Deutlichste Einsparungen in der Metallindustrie

Die beiden Forscher haben zudem analysiert, in welchen österreichischen Wirtschaftszweigen die Emissionen am stärksten gesunken sind. Bei der Reduktion der durchschnittlichen Emissionen erreiche die Metallindustrie den Spitzenplatz. In diesem traditionell sehr emissionsintensiven Sektor haben laut der neuen Analyse nationale und europäische Regulierungen offenbar ihre Wirkung entfaltet.

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Deutliche Einsparungen zeigten sich ebenfalls bei Biomasse- und Müllverbrennungsanlagen. „Das ist ein Zeichen dafür, dass die regulatorische Unterstützung für nachhaltige Biomasseproduktion und die hohen Effizienzstandards in diesem Bereich greifen“, kommentiert Tebecis die Ergebnisse. Auch die österreichische Elektronik-Industrie konnte laut Studie ihre Emissionen deutlich senken. Nur geringe Reduktionen gebe es hingegen in den Bereichen Elektrizitäts- und Wärmegewinnung, Abwasseraufbereitung und Dungbewirtschaftung. Hier wären noch große Stellschrauben.

Für Jesús Crespo Cuaresma, Leiter des Departments für Volkswirtschaft an der WU, ist dieser Datensatz ein wichtiger Puzzlestein in der Forschung zu Klimapolitik: „Wenn es darum geht, die besten Strategien zu identifizieren, steckt der Teufel oft im Detail. Deshalb haben wir uns auf eine so detaillierte Ebene der Analyse begeben und 37 verschiedene Sektoren sowie alle wichtigen Treibhausgase – nicht nur CO2 – untersucht.“ Mit dem Datenmaterial der beiden Forscher lassen sich ähnliche Berechnungen für alle OECD-Staaten anstellen. Sie hoffen deshalb, dass diese Daten Entscheidungsträgern helfen, empirisch fundierte klimapolitische Entscheidungen zu treffen.

Die Studie ist im Rahmen der Initiative eXplore! entstanden, die sich zum Ziel gesetzt hat, Erkenntnisse der Forschung zu nutzen, um die wissenschaftliche Theorie mit der wirtschaftlichen Praxis stärker zu verbinden.

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