Energiebilanz Deutschland: Kohlestrom rückläufig, Erneuerbare im Plus
Der Energieverbrauch in Deutschland ist im ersten Halbjahr im Vergleich zum Vorjahreszeitraum weiter gesunken. Einflussfaktoren waren milde Witterung und laue wirtschaftliche Entwicklung. Die Kohleverstromung sinkt, der Anteil Erneuerbarer steigt.
02.08.2024 – Nach vorläufigen Berechnungen der Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen (AG Energiebilanzen) erreichte der inländische Primärenergieverbrauch im ersten Halbjahr 2024 eine Höhe von 5.428 Petajoule (PJ) beziehungsweise 185,2 Millionen Tonnen Steinkohleneinheiten (Mio. t SKE). Das waren 3,4 Prozent weniger als im selben Zeitraum des Vorjahres.
Deutlicher Einfluss der Witterung auf Energieverbrauch
Knapp die Hälfte des Rückgangs sei auf die gegenüber dem Vorjahr mildere Witterung zurückzuführen. Lediglich im Januar sowie im Juni lagen die Durchschnittstemperaturen unter denen der Vorjahresmonate. Bereinigt um den Witterungseinfluss ist der Energieverbrauch in Deutschland nach Berechnungen der AG Energiebilanzen nur um etwa 1,5 Prozent gesunken.
Aber auch die verhaltene Entwicklung des gesamtwirtschaftlichen Umfelds schlage sich weiterhin in einer rückläufigen Entwicklung des Energieverbrauchs nieder, erklärt die AG Energiebilanzen. Einen verbrauchssteigernden Effekt hatten im Berichtszeitraum insbesondere der diesjährige Schalttag am 29. Februar.
Leichter Anstieg beim Öl- und Gasverbrauch
Der Verbrauch von Mineralöl erhöhte sich in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres leicht um 0,4 Prozent, berichtet AG Energiebilanzen weiter. Während der Verbrauch von Ottokraftstoff um 0,8 Prozent abnahm und es beim Dieselkraftstoff zu einem Rückgang um 3,5 Prozent kam, stieg der Absatz von Flugkraftstoff demnach um 7,2 Prozent. Die Lieferung von Rohbenzin an die chemische Industrie verringerte sich um rund 5 Prozent. Der Absatz von leichtem Heizöl lag um rund 3 Prozent im Minus, heißt es im Bericht.
Auch Erdgasverbrauch verzeichnete demnach im ersten Halbjahr des laufenden Jahres einen leichten Zuwachs um 0,7 Prozent. Neben dem verbrauchssteigernden Effekt des Schalttages sei für diese Entwicklung auch ein Mehreinsatz in der Industrie sowie in der Strom- und Wärmeerzeugung verantwortlich. Die milde Witterung ließ dagegen die Nachfrage nach Erdgas für Heizzwecke sinken.
Weniger Kohle, mehr Erneuerbare
Der Verbrauch an Steinkohle nahm in den ersten sechs Monaten insgesamt um 18,7 Prozent ab. Der Einsatz von Steinkohle in Kraftwerken zur Stromerzeugung verzeichnete infolge einer insgesamt gesunkenen Stromerzeugung, einer gestiegenen Stromproduktion aus Erneuerbaren Energien sowie erhöhten Strombezügen aus den Nachbarländern ein Minus von knapp 42 Prozent. Der Absatz an die Eisen- und Stahlindustrie erhöhte sich aufgrund der gestiegenen Roheisenproduktion um 2,7 Prozent.
Der Verbrauch von Braunkohle reduzierte sich ebenfalls um 18,7 Prozent. Der Rückgang bei der Produktion entsprach weitgehend der Entwicklung der Lieferungen an die Kraftwerke der öffentlichen Versorgung, die mehr als 90 Prozent der inländischen Braunkohleförderung abnehmen. Die Stromerzeugung aus Braunkohle verminderte sich im ersten Halbjahr des laufenden Jahres um 17,2 Prozent. In dieser Entwicklung spiegeln sich die steigende Produktion von Strom aus Erneuerbaren Energien sowie die Verringerung der Braunkohle-Stromerzeugungskapazitäten im Zuge des fortschreitenden Kohleausstiegs wider.
EU-Binnenmarkt funktioniert
Im ersten Halbjahr 2024 wurden 8,6 Mrd. kWh (31 PJ) mehr Strom aus dem Ausland bezogen als umgekehrt aus Deutschland ins Ausland flossen. Im ersten Halbjahr 2023 gab es noch einen Exportüberschuss von 2,9 Mrd. kWh (10 PJ). Der aktuelle Importüberschuss sei ein Zeichen für einen funktionierenden europäischen Binnenmarkt, so die Bilanzierer. Höhere Stromimporte bedeuteten weder eine Abhängigkeit vom europäischen Ausland, noch wiesen sie auf inländische Knappheiten hin.
Mehr Wasser-, Wind- und Sonnenkraft
Der Beitrag der Erneuerbaren Energien lag im ersten Halbjahr 2024 insgesamt um 1,0 Prozent höher als im Vorjahreszeitraum. Diese Entwicklung beruhe insbesondere auf einer Zunahme der Stromproduktion aus Wasserkraft, Photovoltaik sowie der Windenergie. Insgesamt stieg der Einsatz von Erneuerbaren Energien zur Stromerzeugung um 7 Prozent. Bedingt durch die wärmere Witterung verringerte sich der Einsatz Erneuerbarer Energien in der Wärmeerzeugung um knapp 5 Prozent.
Reduktion der CO2-Emissionen
Die deutlich erkennbaren Veränderungen in der Struktur des Energieverbrauchs, insbesondere der weitere Rückgang des Kohleeinsatzes, dürften nach Einschätzung der AG Energiebilanzen im ersten Halbjahr zu einer Einsparung der energiebedingten CO₂-Emissionen von 17 Millionen Tonnen (Mio. t) führen, davon entfielen allerdings etwa 7 Mio. t auf den Einfluss der wärmeren Witterung. na