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EnergiewirtschaftLicht und Schatten in China

Kohlemine in der Mongolei
Kohleminen waren eine der ersten Wirtschaftszweige, die infolge der Coronakrise in China wieder ihren Betrieb aufnahmen. (Foto: Herry Lawford from London, UK, WikiCommons, CC BY 2.0)  

Ein deutlicher Zubau an Wind- und Solarkraft auf der einen Seite, erheblich mehr Kohleförderung und -verfeuerung auf der anderen – China zeigte 2020 einmal mehr, wie Klimaschutz und Klimaverschmutzung Hand in Hand gehen.

25.01.2021 – Der Zubau an Photovoltaik-Leistung übertraf 2020 das Vorjahr um 60 Prozent. China treibt den Bau von Solaranlagen mit Vollgas voran und ist weltweit führend bei der Installation von solarer Leistung. Zum Ende des Jahres waren insgesamt 253,4 Gigawatt (GW) Photovoltaik-Leistung installiert. Dabei machte es die Corona-Krise der Solarwirtschaft lange sehr schwer. In den ersten neun Monaten gingen nur 18,7 GW in Betrieb. Doch im letzten Jahresviertel kamen noch einmal 29,5 GW hinzu – davon allein 23,3 GW im Dezember, wie pv magazine berichtet.

Neben der 48,2 GW Photovoltaik-Leistung kamen außerdem 72 GW Windkraft-Leistung neu hinzu. Das ist fast dreimal soviel wie 2019, wie die chinesische Energiebehörde nach vorläufigen Daten mitteilt. Aufbereitet wurden die Daten vom China Energy Portal. Chinas Regierung hatte angekündigt, Fördermittel für neue Windkraftanlagen an Land 2021 auslaufen zu lassen. Das könnte im letzten Jahr für den deutlichen Schub an neu installierter Windkraftleistung gesorgt haben. Insgesamt kommt die Windkraftleistung in China nun auf 281,5 GW.

China will bis 2060 klimaneutral werden und bis 2030 seinen gesamten Energiemix zu mindestens 25 Prozent aus nicht-fossilen Energiequellen speisen. Dazu gehört neben Erneuerbaren Energien aber auch die Nuklearenergie. 44 neue Atomreaktoren sollen in den nächsten zehn Jahren in Betrieb gehen. Und ob die Wind- und Solarenergie im kommenden Jahr ähnlich stark zulegen kann wie zuletzt, bleibt abzuwarten.

Neben fehlenden Fördermitteln zeigte eine Analyse von BloombergNEF, dass die Investitionen in Erneuerbare Energien 2020 in China zurückgingen – um zwölf Prozent gegenüber dem Vorjahr. Doch noch immer lagen die Investitionen damit bei 134,8 Milliarden US-Dollar. Nur in der Europäischen Union wurde mit 166,2 Milliarden US-Dollar mehr investiert. Chinas Energie-Pläne sehen vor, Wind- und Solarkraftkapazitäten von 1.200 GW bis 2030 zu installieren.

Mehr Schatten als Licht

Chinesische Investitionen fließen jedoch ebenso in fossile Energien. Fast die Hälfte aller weltweit geplanten neuen Kohlekraftwerke sollen in China gebaut werden. Wärmekraftwerke, die mit Kohle, Öl, Gas und in sehr geringem Maße Biomasse betrieben werden, erreichten 2020 einen Zuwachs von 56,4 GW Leistung. Damit kommen die Wärmekraftwerke auf eine installierte Leistung von aktuell 1.245 GW. Das ist mehr als doppelt so viel wie sämtliche Wind- und Solarkraftanlagen zusammen. Kohlekraftwerke liefern noch immer fast 60 Prozent des chinesischen Stroms.

Und noch eine Zahl aus der Kohleindustrie bereitet Sorge: Die Kohleförderung erreichte 2020 mit 3,84 Milliarden Tonnen ein neues Hoch - soviel wie seit 2015 nicht mehr. Damit verzeichnete die Kohleförderung erstmals seit 2013 wieder einen Anstieg. Dazu trugen einerseits inoffizielle Restriktionen für den Import ausländischer Kohle bei, anderseits aber auch der gestiegene Bedarf für die Industrie, wie Reuters ermittelt hat.

Nachdem China wegen der Corona-Pandemie einen der restriktivsten Lockdowns weltweit durchgemacht hatte nahm die Wirtschaft im Mai 2020 wieder kräftig Fahrt auf. Das zeigte sich auch bei den CO2-Emissionen, die schnell wieder auf das Niveau von vor dem Lockdown zurückkehrten. Der Kohleabbau war dabei einer der ersten Industriezweige, die ihre Arbeit wieder aufnehmen durften.

Nun soll ab Anfang Februar zumindest die Kohleindustrie unter einen nationalen Emissionshandel fallen. Der CO2-Preis richtet sich dabei an das ausgestoßene Kohlendioxid pro Megawattstunde Strom. Je höher der CO2-Ausstoß gemessen an der Leistung, desto teurer wird es für die Betreiber. Vor allem kleinere und ältere Kraftwerke könnten damit schnell aus dem Markt gedrängt werden. Neue größere Anlagen hingegen können erstmal weiter unbehelligt vom Emissionshandel das Klima verschmutzen. mf


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Kommentare

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Juri Hertel 26.01.2021, 13:26:46

Die Statistik hier:

 

https://chinaenergyportal.org/en/2020-electricity-other-energy-statistics-preliminary/

 

Auffallend: der Zubau an Atomkraft scheint fast still zu stehen (1,12 GW).


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