Europäische Union: Mehr Solarenergie als Kohle im EU-Strommix 2024

In der EU wurde 2024 mehr Strom aus Solarenergie produziert als Kohle verstromt. Gleichzeitig fiel der Anteil des Kohlestroms erstmals unter 10 Prozent und der aus Gas gewonnene Stromanteil sank das fünfte Jahr in Folge.
28.01.2025 – Im vergangenen Jahr ging der Ausbau der Erneuerbaren in der EU mit voller Kraft voran. Während 2023 in der EU erstmals mehr Strom aus Windkraft produziert wurde als aus Gas, überholte 2024 zusätzlich die Solarenergie die Kohleverstromung. Das zeigt der von der Denkfabrik Ember veröffentlichte European Electricity Review, der einen umfassenden Überblick über das EU-Stromsystem in den EU-27 im vergangenen Jahr bietet.
Mehr Solar- als Kohlestrom
Der Anteil der Solarenergie an der EU-weiten Stromerzeugung erreichte 2024 rund 11 Prozent, während der Anteil der Kohleverstromung erstmals unter 10 Prozent sank. Mit einem Anteil von 17 Prozent erzeugte die Windkraft zum zweiten Mal in Folge mehr Strom als Gas mit einem Anteil von 16 Prozent.

Grafik: Ember
Erneuerbare Energien stellten zusammen 47 Prozent der europäischen Stromerzeugung. Zugleich ging der aus Gas gewonnene Stromanteil trotz einer leicht gestiegenen Stromnachfrage zum fünften Mal in Folge zurück. Die fossile Energieerzeugung insgesamt fiel mit 29 Prozent auf einen historischen Tiefstand.
Green Deal treibt Energiewende
„Fossile Brennstoffe verlieren ihren Einfluss auf die Energieversorgung der EU“, sagte Chris Rosslowe, leitender Analyst und Hauptautor des Berichts. „Zu Beginn des europäischen Green Deals im Jahr 2019 dachten nur wenige, dass die Energiewende der EU dort sein könnte, wo sie heute ist; Wind- und Solarenergie drängen Kohle an den Rand und zwingen Gas in einen strukturellen Niedergang.“
Vor fünf Jahren sah es für die Energiewende in Europa noch ganz anders aus. Erneuerbare lieferten gerade einmal 34 Prozent des EU-Stroms, fossile hingegen nahezu 40 Prozent. Seit der Einführung des Green Deals haben sich die Verhältnisse mehr als umgekehrt: 2023 knackten die Erneuerbaren erstmals die 40-Prozent-Marke. Im vergangenen Jahr reichten sie fast an die 50 Prozent-Marke heran.

Grafik: Ember
In allen EU-Ländern wächst die Solarenergie stetig und die Kohleverstromung sinkt. Über die Hälfte der EU-Länder ist inzwischen entweder aus der Kohle ausgestiegen oder ihr Anteil liegt bei unter 5 Prozent des Strommixes. Stellte Kohle 2019 noch die drittstärkste Energiequelle im europäischen Strommix, so lag sie im vergangenen Jahr nur noch auf dem sechsten Platz.
EU wird unabhängiger von fossilen Importen
Die Analyse von Ember betont, dass der steigende Anteil Erneuerbarer Energien im EU-Stromnetz die energetische Abhängigkeit von fossilen Importen in den vergangenen fünf Jahren reduziert und Energiepreise stabilisiert hat. Fossile Energieimporte in der EU sind noch immer hoch. Ohne den boomenden Solar- und Windkraftausbau seit 2019 hätten jedoch zusätzlich 92 Milliarden Kubikmeter fossiles Gas und 55 Millionen Tonnen Kohle importiert werden müssen, was 59 Milliarden Euro gekostet hätte.
Doch noch ist es nicht an der Zeit, sich auf seinen Lorbeeren auszuruhen. Zwischen jetzt und 2030 müsse sich der jährliche Windenergiezubau im Vergleich zum Niveau von 2024 mehr als verdoppeln, sagt Rosslowe.
Weiterhin müssen die Flexibilisierung und europaweite Vernetzung des Stromsystems weiter vorangetrieben und mehr Speichermöglichkeiten geschaffen werden. Mit der zunehmenden Elektrifizierung von Sektoren und Erneuerbarer Energiesicherheit kann Europa zu einem nachhaltigen und wettbewerbsfähigen Wirtschaftsstandort werden. jb