Energiewende Osteuropa: Moldawien forciert Investitionen in Erneuerbare Energien
Die Republik Moldau macht wichtige Schritte, um Investitionen in Erneuerbare Energien zu fördern, internationale Partnerschaften auszubauen und Klimaziele zu erreichen. Die ersten Ausschreibungen für Solar- und Windkraft laufen.
27.11.2024 – Moldawien ist mit einer Fläche von 33.843 Quadratkilometern etwa so groß wie Belgien und hat weniger als drei Millionen Einwohner. Früher war das Land stark von russischen Energieimporten abhängig, insbesondere von Gas und Strom aus der prorussischen Separatistenregion Transnistrien. Um sich von Russland unabhängiger zu machen, konzentriert sich das Land darauf, seine Energieversorgung so erneuerbar wie möglich zu gestalten und die effiziente Nutzung von Energie zu fördern, betont Carolina Novak, Staatssekretärin im moldauischen Energieministerium. Das Land versucht, entsprechende Investitionen durch gezielte Anreize zu fördern.
Vor kurzem wurde die erste Auktion für Erneuerbare Energien in den Bereichen Photovoltaik und Windkraft gestartet. Erfolgreiche Investoren erhalten feste Preisgarantien für den erzeugten Strom für einen Zeitraum von 15 Jahren. Die Ausschreibungsphase läuft bis zum 31. März 2025.
Ausschreibung für 60 Megawatt PV und 105 Megawatt Wind
Die erste Tranche umfasst 60 Megawatt (MW) für Photovoltaik und 105 MW für Windkraft. Die Kapazitätsgrenze für Solarparks liegt bei 1 MW und für Windparks bei 4 MW. Die Höchstpreise für Windstrom liegen bei 77,88 Euro/Megawattstunde (MWh) und für Solarstrom bei 86,7 Euro/MWh. Der garantierte Festpreis wird im Rahmen des Auktionsverfahrens festgelegt, darf aber den Höchstpreis nicht überschreiten. In Betrieb befindliche Anlagen können an der Ausschreibung teilnehmen, wenn die Ausrüstung nicht älter als 36 Monate ab dem Datum der Inbetriebnahme ist. Außerdem erhalten große Erzeuger Erneuerbarer Energien, die die Auktion gewinnen, vorrangig Netzanschlussgenehmigungen. Die Nationale Agentur für Energieregulierung (ANRE) ist die zuständige Behörde für die Ausschreibungen.
„Mit dieser Auktion wollen wir lokalen und internationalen Unternehmen die Möglichkeit bieten, in der Republik Moldau zu investieren“, sagte Energieminister Victor Parlicov. Man rechnet mit privaten Investitionen in Höhe von 190 Millionen Euro und einer Erhöhung des Anteils der Erneuerbaren Energien am nationalen Strommix um fast 8 Prozent ein Jahr nach Inbetriebnahme der Anlagen, die den Zuschlag erhalten haben. Ende 2023 lag der Anteil der Erneuerbaren bei 10,5 Prozent des nationalen Stromverbrauchs. Im Jahr 2030 sollen die Erneuerbaren Energien 30 Prozent zum nationalen Strommix und 27 Prozent zum Endenergieverbrauch beitragen.
Solarpotenzial von mehr als 4,5 Gigawatt – Förderung Energieeffizienz
Nach Angaben der Internationalen Agentur für Erneuerbare Energien (IRENA) verfügte die Republik Moldau Ende 2023 über eine kumulierte installierte Solarkapazität von 87 MW, gegenüber 60 MW im Jahr 2022. Moldawien verfügt über ein beträchtliches Potenzial an Erneuerbaren Energien, das auf 20.868 MW für Windenergie, 4.648 MW für Solarenergie, 840 MW für Wasserkraft und 850 MW für Biomasse geschätzt wird.
Gemäß dem Nationalen Energie- und Klimaplan (NECP) will Moldawien seine Treibhausgasemissionen bis 2030 um 68,6 Prozent (im Vergleich zu 1990) reduzieren. Um dies zu erreichen, setzt die Regierung nicht nur auf Investitionsanreize für Erneuerbare Energien, sondern auch auf Energieeffizienz. Der Primärenergieverbrauch soll auf unter 3.000 Kilotonnen Rohöleinheiten (ktoe) und der Endenergieverbrauch auf unter 2.800 ktoe begrenzt werden.
Staatssekretär Novac unterstreicht auch die Bedeutung des Energieeffizienzfonds für den Wohnungssektor, der vorsieht, dass in den nächsten drei Jahren etwa 507 Tausend Quadratmeter Wohnraum, davon etwa 75 Prozent Mehrfamilienhäuser und 25 Prozent Einzelhäuser, einer Renovierung unterzogen werden, die zu Energieeinsparungen von bis zu 40 Prozent führen wird.
Ganzes Bündel von Maßnahmen
„Für uns als Land, das nicht über fossile Energiequellen verfügt, ist es sehr wichtig, den Energieverbrauch so weit wie möglich zu reduzieren, und der Verbrauch in Privathaushalten macht 49 Prozent des gesamten Energieverbrauchs in Moldawien aus. Maßnahmen zur Energieeffizienz zielen darauf ab, unsere Abhängigkeit von diesen Ressourcen, die wir importieren, zu verringern. Wir haben uns verpflichtet, einige Programme zu starten und die nationale Wirtschaft anzukurbeln, um so viele Menschen wie möglich für diesen Sektor zu gewinnen“, so Novac.
Weitere Maßnahmen zum Aufbau einer klimaneutralen und sicheren Energieversorgung in Moldawien umfassen Anreize für Batteriespeicher, Pumpspeicher, Biogas und Energieerzeugung aus Abfällen zur Stabilisierung des Netzes und für dunkle, bewölkte Tage, die Förderung von Energie-Sharing und Energiegemeinschaften sowie Netzausbau und Digitalisierung. Das Land setzt auf eine engere Integration mit der EU, die kürzlich per Volksabstimmung in der Verfassung verankert wurde. Moldawien beabsichtigt außerdem, der Internationalen Solarenergie-Allianz (ISA) beizutreten, in der 98 Länder zusammengeschlossen sind, die sich für den Ausbau von Solarenergieprojekten einsetzen.
Hans-Christoph Neidlein