Menü öffnen

Premierenfahrt von Locomore voller Erfolg

Ab dem 14. Dezember fährt der Crowdfunding-Zug Locomore täglich von Stuttgart nach Berlin und zurück. An Board erwarten die Zugreisenden eine komfortable Ausstattung, ein leckeres Bio-Catering und perfektes WLAN. (Foto: © Joschua Katz)
Ab dem 14. Dezember fährt der Crowdfunding-Zug Locomore täglich von Stuttgart nach Berlin und zurück. An Board erwarten die Zugreisenden eine komfortable Ausstattung, ein leckeres Bio-Catering und perfektes WLAN. (Foto: © Joschua Katz)

Nachdem der Betrieb am 14. Dezember erfolgreich gestartet wurde, fährt der Crowdfunding-Zug jetzt täglich zwischen Stuttgart und Berlin. An Board erwarten die Zugreisenden eine komfortable Ausstattung, ein leckeres Bio-Catering und perfektes WLAN.

15.12.2016 – Nicht alles verlief am gestrigen Morgen reibungslos: Erst um kurz nach 7 Uhr morgens, also mit einer Verspätung von rund 40 Minuten, setzt sich der Zug von Locomore endlich in Bewegung. Doch bereits in Göttingen fährt er wieder nach Plan, der Rückstand wird komplett aufgeholt. Insgesamt war der Betriebsstart von Locomore, dem neuen Fernzug zwischen Berlin und Stuttgart, ein voller Erfolg. Der Reisekomfort lässt keine Wünsche offen, das WLAN funktioniert immer und überall perfekt, der Am-Platz-Service ist hervorragend und der Fair-Trade Espresso schmeckt auch richtig gut.

Schon vor 6 Uhr morgens füllt sich das Gleis 4 am Stuttgarter Hauptbahnhof. Presseteams bauen ihre Kameras auf, immer wieder nervöse Blicke auf die Anzeigetafel. Es liegt eine besondere Spannung in der Luft. Eigentlich ist alles wie immer an einem Mittwochmorgen zu dieser Uhrzeit. Doch an diesem 14. Dezember nimmt das ökologisch ausgerichtete Bahnunternehmen Locomore seinen Betrieb auf.

Von nun an soll der Zug einmal täglich zwischen Stuttgart und Berlin verkehren und Städte wie Heidelberg, Frankfurt, Kassel oder Hannover anfahren. Das Alles mit Ökostrom der NATURSTROM AG, Bio-Produkten und zahlreichen kreativen Ideen wie Themenabteilen, in denen sich Fahrgäste zu bestimmten Themen austauschen oder gemeinsam Karten spielen können.


Ein Themenabteil auf der Premierenfahrt: Kartenspiele (Foto: © Joschua Katz)

Doch auch um Viertel nach 6 tut sich nichts am Gleis 4. Weiterhin gespannte Blicke in die Richtung, aus der der Locomore-Zug jeden Moment einfahren müsste. Aber wo bleibt der Zug? Geschäftsführer Derek Ladewig schreitet nervös über den Bahnsteig, stets von mindestens einem Kamerateam begleitet.

Und dann endlich, ein Raunen geht über den Bahnsteig: Der Locomore Zug fährt ganz gemächlich ein. Kameras schwenken hektisch zwischen Ladewig, den fotografierenden Fahrgästen und dem knallorangen Zug hin und her. Nun aber schnell einsteigen, in wenigen Minuten soll es ja schon losgehen. Oder etwa doch nicht? Tatsächlich verzögert sich die Abfahrt am Ende um rund 40 Minuten. Fahrgäste steigen aus, laufen auf dem Bahnsteig umher. Ladewig und sein Team wirken nervös und versammeln sich mit Mitarbeitern von Hector Rail, dem Unternehmen das die Lokomotiven betreibt.

Locomore-Zug nimmt Fahrt auf

Um kurz nach 7 Uhr morgens dann endlich die große Befreiung, als endlich das Signal zur Fahrfreigabe erfolgt. Mit knapp einer Dreiviertelstunde Verspätung kann es endlich losgehen. Schnell wird deutlich, dass der Lokführer die verlorene Zeit wieder reinholen will. „Das ist echtes Zugfahren“, ist von Fahrgästen zu vernehmen, die sich während der flotten Fahrt durch die Gänge bewegen. Der Geschäftsführer Ladewig ergreift nur wenige Minuten nach Fahrbeginn das Wort und begrüßt seine Fahrgäste auf der Premierenfahrt persönlich.

Auf Nachfrage wie es zu der Verspätung gekommen sei teilt Ladewig mit, dass es „bei Hector Rail Abstimmungsschwierigkeiten“ gegeben habe. Alles habe wohl ein bisschen länger gedauert als geplant. Trotzdem ist er positiv gestimmt, „wir fahren mit naturstrom und alles sieht soweit gut aus“. Die Verspätung wird bereits in Göttingen wieder eingeholt, die meisten Bahnhöfe danach erreicht der Zug von Locomore mehrere Minuten zu früh.

Fahrgast Annette Lührs ist in Darmstadt zugestiegen und zuversichtlich in dem Crowdfunding-Zug eine echte Alternative zur Deutschen Bahn (DB) zu finden. Ihr Lebensgefährte, der in Darmstadt lebt, habe sie auf die neue Fahrmöglichkeit nach Hannover aufmerksam gemacht. Sie nutze regelmäßig die DB auf der Strecke und sei daher dankbar, eine preiswerte, schnelle und vor allem direkte Verbindung zwischen den Städten zu haben.

Locomore hinterlässt positiven Eindruck


Der Großraumbereich im Locomore-Zug (Foto: © Joschua Katz)

„Bis auf die Verspätung ist mein erster Eindruck sehr gut, endlich ein Konkurrenzprodukt“, sagt Lührs. Es sei „schön gemütlich“ und sie hoffe, dass das Angebot von den Menschen auch angenommen werde. Das ist schließlich der Knackpunkt an der gesamten Unternehmung: Egal wie günstig, komfortabel und gut Locomore ist, die Menschen müssen das alternative Angebot auch tatsächlich nutzen. Nur dann hat die ökologische Fernzugverbindung eine Chance.

Doch plötzlich wird unser Gespräch von einer Durchsage unterbrochen. „Wir erreichen Frankfurt drei Minuten zu früh“. „Das ist ja super“, sagt Lührs lächelnd. Wann habe es sowas schon einmal bei der DB gegeben. Und tatsächlich, die gesamte Verspätung kann nicht nur innerhalb weniger Halte wieder aufgeholt werden, Berlin erreicht der Zug von Locomore sieben Minuten zu früh.

Eigentlich wäre Lührs mit der Deutschen Bahn gefahren, kaufte das Ticket für Locomore aber am Dienstag ganz spontan. Trotzdem war es noch um die Hälfte günstiger als die Fahrt mit der DB in Verbindung mit einer Bahncard. Allein schon aus dem Grund, dass sie nun ohne Umstieg bis nach Hannover durchfahren kann, werde sie das Angebot bestimmt öfter nutzen. jk


Mehr zum Thema


Kommentare

Diskutieren Sie über diesen Artikel

Railfriend 18.12.2016, 19:09:32

+1807 Gut Antworten

Wieviel und welcher Wasserkraftstrom ist im Strommix von Locomore ?

Die Frage ist entscheidend, denn die Deutsche Bahn setzt auf Grünstrom, der fast ausschließlich aus alten Wasserkraftwerken mit folgenden Nachteilen stammt:

 

1. Der Strombezug aus diesen Anlagen reduziert die Klimabelastung nicht

2. Ökologisch nachteilige Eingriffe in Flussläufe und Landschaften

3. Strom aus Wasserkraft ist wegen der Methanemission nicht klimaneutral

 

Fast ein Viertel der anthropogenen Methanemission stammt aus der Wasserkraftnutzung

 

http://www.solarify.eu/2016/02/28/280-bahn-wird-noch-gruener-zweifel-und-kritik/

 

http://www.lachsverein.de/wasserkraft_broschuere/index.html

 

http://www.scinexx.de/wissen-aktuell-16422-2013-07-19.html

Joschua Katz 22.12.2016, 14:12:21

+758 Gut Antworten

Hallo Railfriend,

 

vielen Dank für die Anmerkung.

 

Allerdings handelt es sich bei dem Ökostrom , der von der NATURSTROM AG an Locomore geliefert wird, um sehr hochwertigen Wasserkraftstrom aus dem Alpenraum, der deswegen auch mit dem Grüner Strom Label zertifiziert ist. Außerdem enthält er einen in den Strompreis integrierten, festen Betrag zur Förderung Erneuerbarer Energien und NATURSTROM ist unabhängig von Kohle- und Atomkonzernen.

 

Darüber hinaus wird der Strom bei NATURSTROM so zeitgleich wie möglich eingespeist, d. h. dass das Unternehmen Erzeugung und Verbrauch des Ökostroms möglichst gut aufeinander abstimmt. Dies ist energiewirtschaftlich sinnvoll und erstrebenswert, denn besonders bei zunehmendem Anteil schwankender Erneuerbarer Energien im Strommix kommt der Anpassung der Erzeugung an den Bedarf eine wachsende Bedeutung zu.

 

Ich hoffe, dass die Fragen damit geklärt werden konnten.

 

Mit besten Grüßen

Joschua Katz / Redaktion


Neuen Kommentar schreiben


Name: *
E-Mail: *
(wird nicht veröffentlicht)
Nicht ausfüllen!


Kommentar: *

(wird nicht veröffentlicht)
max 2.000 Zeichen


energiezukunft