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Forum Solar Plus 2024Rechenzentren-Boom bringt Microsoft beim Klimaschutz ins Schwitzen

Sean Jones, Chief Sustainability Officer bei Microsoft Deutschland, beim Forum Solar Plus 2024 in Berlin auf dem Podium
Sean Jones, Chief Sustainability Officer bei Microsoft Deutschland, beim Forum Solar Plus 2024 in Berlin, am 26. November. (Foto: H.C. Neidlein)

Microsoft verfehlt seine gesteckten Klimaziele. Der Tech-Gigant möchte unter anderem durch mehr Erneuerbare Energien gegensteuern – doch er zählt dazu auch die Kernkraft. Transparente Zahlen dazu kommuniziert das Unternehmen allerdings nicht.

02.12.2024 – Die Klima- und Nachhaltigkeitsziele von Microsoft sind hochgesteckt. So möchte der Technologiekonzern bis 2030 CO2-negativ und wasserpositiv werden, keinen Abfall mehr produzieren und mehr Land schützen, als das Unternehmen nutzt. Doch vor allem in punkto Senkung der CO2-Emissionen läuft die Entwicklung grade in die andere Richtung, wie Sean Jones, Head of Sustainability bei Microsoft Deutschland, in der vergangenen Woche beim Forum Solar Plus 2024 in Berlin einräumen musste.

Statt einer angestrebten jährlichen Senkung der Emissionen um sechs bis sieben Prozent stiegen diese seit 2020 um insgesamt 29 Prozent. Dies sei ist in erster Linie auf den massiven Zubau von Rechenzentren und den damit in Baumaterialien sowie Hardwarekomponenten wie Halbleitern, Servern und Racks gebundenen Kohlenstoffen zurückzuführen, so Jones. Noch mehr spiegelten die Emissionen die Herausforderungen wider, die die Welt bewältigen müsse, um Beton, Stahl, Brennstoffe und Chips umweltfreundlicher zu entwickeln und einzusetzen.

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Täglich eine Milliarde US-Dollar Investitionen in Rechenzentren

Getrieben ist der weltweite Ausbau der Rechenzentren durch die boomenden Anwendungen von Künstlicher Intelligenz (KI) sowie von Cloud-Diensten. Rund 300 Rechenzentren betreibt Microsoft weltweit und investiert täglich rund eine Milliarde US-Dollar in Rechenzentren. Im Kern sei Microsoft kein bloßer Softwareanbieter, sondern eine Infrastrukturfirma, welche Rechenzentren baut und betreibt, so Jones.

Um die gestiegenen Emissionen in dem sogenannten Scope-3-Bereich zu reduzieren, setzt der Technologiekonzern unter anderem darauf, von „ausgewählten, großvolumigen Lieferanten“ bis 2030 die Verwendung von „100 Prozent CO2-freien Strom“ für die gelieferten Waren und Dienstleistungen zu verlangen.  Zudem sollen Partnerschaften zur Beschleunigung von Innovationen – auch mittels des Einsatzes von KI – unter anderem für umweltfreundlichen Stahl, Beton und Kraftstoffe vorangetrieben werden, heißt es im aktuellen Nachhaltigkeitsbericht des Unternehmens.

Microsoft zählt Kernkraft zu den Erneuerbaren

Gleichzeitig möchte Microsoft die eigene Nutzung von erneuerbarem Strom sowie Investitionen in Erneuerbare Energien weiter ausbauen. „Wir legen sehr viel Wert drauf, die Kapazität bei den Erneuerbaren Energien zu erhöhen, vor allem Photovoltaik, Wind und Wasser – und in den USA auch Kernkraft“, unterstrich Jones.

Denn Microsoft zählt mittlerweile auch Kernkraft zu den Erneuerbaren Energien. Wie hoch der Anteil der einzelnen Technologien im Energie- und Investitionsmix des Unternehmens ist, sei es Atomstrom oder Photovoltaik, werde allerdings nicht kommuniziert, räumte Jones im Gespräch mit energiezukunft ein.

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Anteil und Kosten des Atomstroms eine Blackbox

Man veröffentliche nur das gesamte Portfolie der Erneuerbaren Energien, das im vergangenen Jahr bei 19,8 Gigawatt (GW) lag. Der Anteil des Atomstroms ist dabei eine Blackbox. Im Mai dieses Jahres unterzeichnete der Tech-Konzern mit Brookfield Renewable Partners ein fünfjähriges Power Purchase Agreement (PPA) über 10,5 Gigawatt neue erneuerbare Erzeugungsleistung, die laut Pressemitteilung des Unternehmens auch „neue oder wirkungsvolle Technologien zur kohlenstofffreien Energieerzeugung“ umfasst.  

Ende September war bekannt geworden, dass ein vor fünf Jahren stillgelegter Atommeiler im US-Kraftwerk Three Mile Island wieder hochgefahren werden soll, um Rechenzentren von Microsoft zu versorgen.

Zu der Höhe der Investitionen, der Kosten und der Wirtschaftlichkeit von Investitionen in Kernkraft wollte sich Jones allerdings im Gespräch mit energiezukunft nicht äußern. Doch räumte er ein, dass die bisher ungelöste Atommüllfrage im Gegensatz zum Unternehmensziel von „Zero Waste“ steht. hcn

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