Energiewende DeutschlandRückgang des Energieverbrauchs verlangsamt

Box mit Stromsteckern
(Foto. Zonduurzaam Deventeron Unsplash / Unsplash License)

Der Rückgang des Energieverbrauchs in Deutschland hat sich laut AG Energiebilanzen verlangsamt. 2024 sank der Verbrauch an Primärenergien um 1,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Kohleverstromung ging zurück, Erdgas und Erneuerbare legten zu.

21.03.2025 – Die Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen (AG Energiebilanzen) hat eine erste vollständige Schätzbilanz 2024 zum Energieverbrauch in Deutschland vorgelegt – demnach sank der Verbrauch an Primärenergien um 1,1 Prozent auf 10.538 Petajoule (PJ) oder 359,6 Millionen Tonnen Steinkohleneinheiten (Mio. t SKE) gegenüber dem Vorjahr. Der Energieverbrauch liegt aktuell um knapp 30 Prozent unter dem bisherigen Höchststand des Jahres 1990, als 14.905 PJ erreicht wurden, und damit auf einem Niveau, das zu Beginn der 1970er-Jahre in den alten Bundesländern erreicht worden war, berichtet AG Energiebilanzen.

Die gegenüber dem Vorjahr wärmere Witterung verminderte laut Analyse den Verbrauch im Raumwärme abhängigen Teil des Energieverbrauchs. Wegen der nach wie vor ausbleibenden konjunkturellen Erholung gingen von der wirtschaftlichen Entwicklung keine wesentlichen verbrauchssteigernden Effekte auf den Energieverbrauch aus. Für Verbrauchszuwächse sorgten dagegen nach Einschätzung der AG Energiebilanzen das anhaltende Bevölkerungswachstum sowie sinkende Energiepreise. Außerdem führen statistische Sondereffekte als Folge des Ausstiegs aus der Kernenergie und des schrittweisen Ersatzes fossiler Energien in der Stromerzeugung durch Erneuerbare Energien zu zusätzlichen Primärenergieeinsparungen.

Beim Mineralöl überwiegen Absatzverluste

Der Verbrauch von Mineralöl verminderte sich 2024 insgesamt leicht um 0,9 Prozent auf 3.843 PJ (131,1 Mio. t SKE), berichten die Studienautoren. Während der Verbrauch von Ottokraftstoff um 2,4 Prozent zunahm, kam es beim Dieselkraftstoff zu einem Rückgang um 2,2 Prozent. Der Absatz von leichtem Heizöl lag mit minus 4,7 Prozent ebenfalls unter dem Ergebnis des Vorjahres. Der Absatz von Flugkraftstoff verblieb auf Vorjahresniveau. Die Lieferungen von Rohbenzin an die chemische Industrie erhöhten sich dagegen um 13 Prozent.

Erdgas bleibt wettbewerbsfähig, vor allem in der Industrie

Der Erdgasverbrauch verzeichnete 2024 ein Plus von 4 Prozent und stieg auf 2.724 PJ (93,0 Mio. t SKE). Der Nachfrageanstieg sei vor allem auf das gesunkene Preisniveau zurückzuführen, auch wenn die Preise im Großhandel immer noch deutlich über dem Niveau von vor der Energiekrise liegen. Insbesondere energieintensive Industriezweige erhöhten 2024 ihren Erdgaseinsatz. Haushalte sowie Verbraucher im Sektor Gewerbe, Handel und Dienstleistungen verbrauchten etwas weniger Erdgas. Die Stromerzeugung aus Erdgas lag mit rund 3 Prozent im Plus, die Fernwärmeerzeugung aus Erdgas verharrte auf dem Niveau des Vorjahres.

Kohleeinsatz in Kraftwerken sinkt deutlich

Der Verbrauch von Steinkohle ging 2024 insgesamt um 10 Prozent auf 774 PJ (26,4 Mio. t SKE) zurück. Der Einsatz von Steinkohle in Kraftwerken zur Stromerzeugung verzeichnete infolge einer insgesamt gesunkenen Stromerzeugung, einer gestiegenen Stromproduktion aus Erneuerbaren Energien sowie erhöhten Strombezügen aus den Nachbarländern ein Minus von rund 30 Prozent, berichtet AG Energiebilanzen. Der Absatz an die Eisen- und Stahlindustrie erhöhte sich aufgrund der gestiegenen inländischen Roheisenproduktion dagegen um etwa 7 Prozent.

Der Verbrauch von Braunkohle verzeichnete 2024 eine Abnahme um 10,2 Prozent auf 803 PJ (27,4 Mio. t SKE). Der Rückgang bei der Produktion entsprach weitgehend der Entwicklung der Lieferungen an die Kraftwerke der öffentlichen Versorgung, heißt es in der Bilanz. In dieser Entwicklung spiegelten sich die steigende Produktion von Strom aus Erneuerbaren Energien sowie die Verringerung der Braunkohle-Stromerzeugungskapazitäten im Zuge des fortschreitenden Kohleausstiegs wider.

Mehr zum Thema

Solarpark und Strommasten neben einer Autobahn
Flexibles Stromsystem

Systemintegration ins Zentrum der Energiewende rücken

50Hertz-CEO Stefan Kapferer fordert beim weiteren Ausbau der Erneuerbaren Energien Vorrang für die Netzdienlichkeit. Andernfalls drohten die Investitionskosten für den Stromnetzausbau aus dem Ruder zu laufen und die Systemstabilität werde gefährdet.

Mehr Strom aus dem Ausland

2024 wurden 24 Mrd. Kilowattstunden (kWh) (bzw. 88 PJ) mehr Strom aus dem Ausland bezogen als umgekehrt aus Deutschland ins Ausland flossen. Damit war Deutschland erneut Netto-Importeur von Strom. Die Exporte sanken um 8 Prozent, die Importe erhöhten sich um 16 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der aktuelle Importüberschuss ist ein Zeichen für einen funktionierenden europäischen Binnenmarkt, erläutern die Energieexperten: „Höhere Stromimporte bedeuten weder eine Abhängigkeit vom europäischen Ausland, noch weisen sie auf inländische Knappheiten hin.“

Zuwächse bei den Erneuerbaren durch Wasser und Sonne

Der Beitrag der Erneuerbaren Energien erhöhte sich 2024 insgesamt um 1,1 Prozent auf 2.103 PJ (71,8 Mio. t SKE). Diese Entwicklung beruht insbesondere auf einer Zunahme der Stromproduktion aus Wasserkraft und Photovoltaik, während die Windstromerzeugung wetterbedingt um rund 2 Prozent zurückging, so die Bilanz. Insgesamt stieg der Beitrag Erneuerbarer Energien zur Stromerzeugung um zwei Prozent. Bedingt durch die wärmere Witterung verringerte sich der Einsatz Erneuerbarer Energien in der Wärmeerzeugung dagegen um etwa ein Prozent.

Mehr zum Thema

Lichtspuren im nächtlichen Straßenverkehr
Jahresauswertung 2024

Energiewende bei Strom, Wärme und Verkehr

Der Anteil Erneuerbarer Energien am gesamten Energieverbrauch in Deutschland betrug 2024 rund 22 Prozent. Vor allem der Stromsektor steigt auf Erneuerbare Energien um. Bei Wärme tut sich weniger, im Verkehr geht es sogar rückwärts.

Energiemix ohne Kernenergie und mit geringeren Kohle-Anteilen

Im nationalen Energieträgermix dominierten laut AG Energiebilanzen auch 2024 die Energieträger Mineralöl (36,5 Prozent) und Erdgas (25,9 Prozent) Mit einem Anteil von 20 Prozent haben die Erneuerbaren ihre dritte Position gefestigt. Stein- und Braunkohle decken jeweils nur noch gut sieben Prozent des inländischen Energieverbrauchs. Deutschland ist seit März 2024 Netto-Importeur von Strom. Der saldierte Stromaustausch mit den Nachbarländern deckt knapp ein Prozent des inländischen Energieverbrauchs. Sonstige Energieträger, vor allem nichtbiogene Abfälle, machen knapp zwei Prozent des Energieverbrauchs aus. Kernenergie leistet seit April 2023 keinen Beitrag zur deutschen Energieversorgung mehr.

CO₂-Emissionen gesunken

Die kürzlich durch das Umweltbundesamt vorgelegten Berechnungen zur Entwicklung der nationalen Treibhausgasemissionen einschließlich CO₂-Emissionen beruhen auf der von der AG Energiebilanzen erarbeiteten Schätzbilanz 2024. Danach sind die CO₂-Emissionen 2024 in Deutschland um 21 Millionen Tonnen (Mio. t) gesunken.

Neuen Kommentar schreiben


Name: *
E-Mail: *
(wird nicht veröffentlicht)
Nicht ausfüllen!


Kommentar: *

max 2.000 Zeichen