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Nachhaltig investierenRüstung ist notwendig, aber nicht ethisch nachhaltig

Piktogramm eines Panzers mit Eurozeichen in den Räders
Eine Vereinbarung innerhalb der Kreditwirtschaft machts möglich: Investments in Rüstung gelten neuerdings als nachhaltig (Grafik: GLS Bank)

Nachhaltige Banken wenden sich in einem Positionspapier gegen die Aufweichung der Regeln für nachhaltige Investments. Sie kritisieren, dass seit Dezember 2024 Investitionen in konventionelle Waffen- und Rüstungsgüter als nachhaltig gelten.

22.04.2025 – Nach der auf EU-Ebene erfolgten Deklaration von Gas- und Atomenergie als nachhaltige Geschäftsbereiche folgt auf nationaler Ebene in Deutschland eine weitere Zäsur des Nachhaltigkeitsbegriffes im Finanzsektor. Die Verbände der Deutschen Kreditwirtschaft (DK) haben gemeinsam mit dem deutschen Fondsverband BVI und dem Bundesverband für strukturierte Wertpapiere (BSW) im Dezember 2024 für den deutschen Markt ein neues Zielmarktkonzept definiert.

Demnach gelten nun auch Investitionen in Waffen und Rüstungsgüter als nachhaltig. Seither können Banken, Fonds und Assetmanager in nachhaltige Finanzprodukte auch Unternehmen platzieren, deren Kerngeschäft Rüstung und Waffenproduktion ist. Zuvor war dies nur möglich, wenn die Unternehmen nicht mehr als 10 Prozent ihres Umsatzes mit diesen Wirtschaftstätigkeiten erzielten.

Gegen diese Verwässerung des Nachhaltigkeitsbegriffes wenden sich sieben nachhaltige Banken: die GLS Bank, die Bank im Bistum Essen, die Bank für Kirche und Caritas, die DKM – Partner für Kirche und Caritas, die Evangelische Bank und die PAX Bank. Unterstützt werden die Banken vom Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG).

Eigentlich sollte die EU-Taxonomie Transparenz schaffen, Anleger nachhaltige Fonds, Anleihen oder Zertifikate einfach erkennen. Dann galten plötzlich Gas- und Atomenergie als taxonomiekonform. Waffen unter dem Deckmantel der Sicherheit als „sozial nachhaltig“ zu labeln, erschwert es nachhaltig interessierten Anlegern zusätzlich, ein Finanzprodukt gemäß ihren Vorstellungen zu finden.

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Rüstung ist Staatsaufgabe

Die Argumente der nachhaltigen Banken gegen diesen Etikettenschwindel sind mehr als einleuchtend. Es ist nicht die Aufgabe nachhaltiger Finanzanbieter, die Finanzierung deutscher Waffenproduktion und deren Exporte sicherzustellen. Rüstung und Sicherheit liegen in Verantwortung des Staates. Dieser hat innerhalb des 500 Milliarden Euro-Paketes jüngst einen Finanzrahmen in nie da gewesener Höhe in Aussicht gestellt.  

Ob die daraus resultierenden Kredite für Waffen zusätzlich als nachhaltig definiert werden, macht für die Finanzierbarkeit keinen Unterschied. Auch ohne Nachhaltigkeitssiegel verzeichnen die Waffenhersteller enorme Wachstumsraten. So bilanzierte der größte deutsche Branchenvertreter Rheinmetall für das Geschäftsjahr 2024 eine Umsatzsteigerung von 36 Prozent und eine Gewinnsteigerung von 61 Prozent gegenüber dem Vorjahr. 

Die unterzeichnenden Banken erachten Wehrhaftigkeit und die damit verbundenen Investitionen in
Rüstung zwar als erforderlich, einer Etikettierung als nachhaltig stehen sie aber nach wie vor
ablehnend gegenüber. Ihr Credo: Rüstung ist notwendig, aber nicht ethisch nachhaltig.

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Waffen und Rüstungskonzerne gehen nicht konform mit dem Nachhaltigkeitsverständnis der unterzeichnenden Banken, das auf den 17 Nachhaltigkeitszielen (SDG) der Vereinten Nationen beruht. Der Einsatz von Waffen und Rüstungsgütern leiste keinen positiven Beitrag zum Erreichen der Nachhaltigkeitsziele, sondern zerstört Leben, die Zivilgesellschaft, die Umwelt und Infrastrukturen.

Investments in Rüstung sind renditegetrieben

Hinzu kommt ein weiterer, sehr wichtiger Aspekt: Finanzinvestitionen in Rüstungskonzerne sind überwiegend renditegetrieben. Sie tragen als solche nicht ausschließlich zur Verteidigung und Sicherheit bei, sondern ermöglichen auch bewaffnete Konflikte in aller Welt.

Zudem gebe es mehr als genug konventionelle Finanzprodukte, die Anteile an Rüstungsunternehmen beinhalten. „Dem Argument einer Benachteiligung oder gar wirtschaftlichen Gefährdung von Rüstungsunternehmen durch deren Ausschluss aus nachhaltigen Finanzprodukten, können wir nicht folgen“, heißt es im Positionspapier. Dem widerspricht auch die offenkundige Tatsache steigender Gewinne und Aktienkurse der einschlägigen Unternehmen seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine.

Menschen, die sich bewusst für Investments in ethisch-nachhaltige Geldanlagen entscheiden,
sollten sich sicher sein können, dass dadurch keine Verletzung ihrer Werte erfolgt. pf

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