Stromproduktion im Juni: Teure Kohle wird von der Solarenergie abgehängt

Die Braunkohle wird zunehmend unwirtschaftlich. Gestiegene Preise beim Emissionshandel und sinkende an der Strombörse machen der fossilen Energie das Leben schwer. Gewinner sind die Erneuerbaren. Vor allem die Solarenergie konnte im Juni auftrumpfen.
05.07.2019 – Noch nie war ein Juni in Deutschland wärmer und sonniger, meldet der Deutsche Wetterdienst. Was für Flora, Fauna und Mensch teilweise eine harte Belastungsprobe darstellte, war zumindest für die Solarenergie ein Segen. Mit 300 Sonnenstunden übertrifft der Juni 2019 den bisherigen Mittelwert bei Weitem. Denn der liegt bei durchschnittlich 198 Stunden. In Brandenburg gab es sogar 350 Sonnenstunden. Und während in den Monaten zuvor vor allem die Windenergie Treiber der Erneuerbaren Energien war, bedingten die sonnenreichen Tage einen neuen Rekord für die Solarenergie, wie Daten des Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme (ISE) zeigen.
Mit 7,17 Terawattstunden (TWh) produzierten Stroms überflügelte die Solarkraft die sonst so starke Windenergie, die auf 6,59 TWh kam. Und nicht nur das, auch die Braunkohleverstromung, in den Monaten zuvor zweitstärkster Energieträger, wurde von der Solarenergie abgehängt und kam im Juni auf 7,02 TWh.
In June 2019, solar energy was the strongest source of net electricity generation in Germany for the first time:
— Bruno Burger (@energy_charts) 1. Juli 2019
1. solar: 7.17 TWh (19%)
2. lignite; 7.02 TWh (18.6%)
3. wind: 6.69 TWh (17.7%)
4. nuclear energy 4.59 TWh (12.2%)https://t.co/TiGcTlPuMZpic.twitter.com/cWtLNKZ4hT
Die Braunkohle wird zunehmend unrentabel
Doch nicht nur die vielen Sonnenstunden führten dazu, dass die Braunkohle von der Solarkraft abgehängt wurde – denn Kohleenergie wird zunehmend unrentabler. „Die gestiegenen Kosten für CO2-Zertifikate zusammen mit den gesunkenen Preisen an der Strombörse machen die Braunkohle zunehmend unwirtschaftlich“, erläutert Bruno Burger vom Fraunhofer-Institut ISE gegenüber der taz. Demnach haben deutsche Braunkohlekraftwerke im Vergleich zum Juni 2018 gerade einmal die Hälfte des Stroms produziert.
So scheint der Emissionshandel langsam Wirkung zu zeigen. Bereits im letzten Jahr stiegen die Preise für CO2-Zertifikate für eine Tonne CO2 von 7,60 Euro Anfang 2018 auf 25,80 Euro zum Jahresende und liegen auch aktuell auf diesem Niveau – ein Gradmesser für die Debatte um eine sektorübergreifende CO2-Steuer. Eine wirksame und hohe Bepreisung des Kohlendioxidausstoßes würde über marktwirtschaftliche Rahmenbedingungen wohl eine schnelle Abkehr von klimaschädlicher Energie schaffen.
Stromüberschuss sorgt für niedrige Börsenpreise
Für die Braunkohle indes hatten auch niedrige Börsenstrompreise im Juni Auswirkungen. So fielen die gehandelten Preise für Strom teilweise deutlich in den Minus-Bereich. Was ein Indiz für Stromüberschuss im Netz ist, zurückzuführen vor allem auf die hohe Einspeisung von Wind- und Solarenergie. Um weiter gewinnorientiert zu arbeiten, drosseln die Betreiber von Braunkohlekraftwerken bei entsprechenden Stromüberschüssen ihren Betrieb.
Sollten also Wind- und Solarenergie weiterhin für gute Zahlen sorgen und die Politik verstärkt den Weg für den dringend erforderlichen Ausbau der regenerativen Energie freimachen, könnte eine wirksame CO2-Bepreisung in Verbindung mit den Börsenstrompreisen für ein schnelles Ende der Braunkohle sorgen. mf