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Europas EnergieverbrauchTransport und Wohnen dominieren den Energiebedarf

Blick auf die Erdkugel mit Europa bei Nacht aus dem Weltraum
Europa verbraucht rund um die Uhr viel Energie. (Foto: Unsplash+ Community für Unsplash+)

Eine Analyse zum Endenergieverbrauch der EU-Mitgliedsstaaten nach Sektoren zeigt, dass europaweit für den Transportsektor am meisten Energie aufgewendet wird. In Deutschland dagegen verursachen private Haushalte den höchsten Energieverbrauch.

29.04.2025 – Die fünf größten Energieverbraucher der Europäischen Union – dazu zählen Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien und Polen – machen zusammen über 63 Prozent des gesamten Energiebedarfs aus, berichtet das Climate-Tech-Unternehmens Purpose Green, das den Endenergieverbrauch der EU-Mitgliedsstaaten auf Basis von Eurostat-Daten untersucht hat.

Während in 17 der 27 EU-Länder der Transportsektor den größten Anteil am Energieverbrauch hat, zählt Deutschland zu den EU-Ländern mit dem höchsten Energieverbrauch in privaten Haushalten: Rund 30 Prozent entfallen auf diesen Bereich und damit mehr als auf den Transport- oder Industriesektor. Vor allem das Heizen von Wohnräumen, die Warmwasseraufbereitung und der alltägliche Strombedarf treiben den Verbrauch in die Höhe, heißt es in der Auswertung.

In einem Jahr verbrauchen die EU-Mitgliedsstaaten laut Analyse insgesamt zirka 842.140 toe (Kilotonne Öleinheiten) – das entspreche fast 9,8 Milliarden Kilowattstunden (kWh). Mit einem Anteil von 33 Prozent entfällt demnach der höchste Energieverbrauch in Europa auf den Transportsektor, gefolgt von den privaten Haushalten mit 27 Prozent und der Industrie mit 26 Prozent, berichtet Purpose Green. Der Sektor mit dem geringsten Energieverbrauch sind die gewerblichen und öffentlichen Dienstleistungen mit 14 Prozent.

 

Alltagsenergieverbrauch in Deutschland hoch

In Deutschland entfällt ein Drittel des Endenergieverbrauchs auf private Haushalte. Zwei Drittel der Energie in den privaten Haushalten werden für das Heizen verbraucht, 17 Prozent für die Warmwasseraufbereitung. Die restliche Energie teilt sich auf Beleuchtung und Elektrogeräte (10 Prozent), Kochen (6 Prozent), sonstige Endnutzung (1 Prozent) und Raumkühlung (0,2 Prozent) auf.

Nach den privaten Haushalten folgen in Deutschland der Industriesektor und der Transportsektor, die für 28,45 bzw. 27,79 Prozent verantwortlich sind. Gewerbliche und öffentliche Dienstleistungen verursachen 14 Prozent des Energieverbrauchs.

 

Die Verteilung des Endenergieverbrauchs auf die verschiedenen Sektoren unterscheidet sich in den EU-Mitgliedsstaaten deutlich:

So machen die privaten Haushalte auch in Estland mehr als ein Drittel des Gesamtenergieverbrauchs aus – mit rund 38 Prozent liegt Estland in dem Sektor sogar an der Spitze. In Dänemark, Ungarn und Rumänien entfallen rund 34 Prozent auf die privaten Haushalte, in Kroatien rund 33 Prozent und in Deutschland, Lettland, Polen und Litauen rund 30 Prozent. In Luxemburg hingegen macht dieser Sektor nur knapp 16 Prozent aus.

Deutschland liegt mit 28 Prozent auf Platz 7 beim Energieverbrauch im Industriesektor. In Finnland macht dieser Sektor 43 Prozent des Gesamtenergieverbrauchs aus, in Schweden 39 Prozent und in den Niederlanden 33 Prozent. Die Länder Malta, Estland und Zypern befinden sich mit 11 Prozent, 14 Prozent und 16 Prozent am unteren Ende des Rankings.

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Transport von Menschen und Gütern verbraucht enorm viel Energie

EU-weit wird laut Auswertung der Daten für den Transportsektor am meisten Energie aufgewendet (33 Prozent). Den größten Anteil am Gesamtenergieverbrauch hat der Transportsektor im Pendlerstaat Luxemburg mit 52 Prozent. In Malta und Zypern – die Länder, die europaweit den geringsten Endenergieverbrauch vorweisen – entfallen 47 bzw. 44 Prozent auf den Sektor. Den geringsten Anteil hat der Transportsektor in Finnland (18 Prozent), Schweden (22 Prozent), den Niederlanden (27 Prozent) und Deutschland (28 Prozent).

Für gewerbliche und öffentliche Dienstleistungen wird europaweit am wenigsten Energie verbraucht (14 Prozent). In Malta entfallen 22 Prozent auf den Sektor, gefolgt von Zypern (19 Prozent) und Irland (18 Prozent). In Rumänien machen gewerbliche und öffentliche Dienstleistungen nur 9 Prozent vom Gesamtenergieverbrauch aus, in Slowenien 9,97 Prozent und in Ungarn 10,30 Prozent. Deutschland befindet sich mit 14 Prozent im Mittelfeld.

Deutschland hat den höchsten Endenergieverbrauch

In absoluten Zahlen hat Deutschland europaweit mit Abstand den höchsten Endenergieverbrauch: 175.984 toe im Jahr, das entspreche über zwei Milliarden kWh. Auf dem zweiten und dritten Platz folgen mit großem Abstand Frankreich und Italien mit 123.053 bzw. 105.307 toe. Nicht verwunderlich, denn Deutschland, Frankreich und Italien sind auch die einwohnerstärksten Länder in der EU.

Luxemburg mit höchstem Pro-Kopf-Energieverbrauch

In Luxemburg lebten zum Zeitpunkt der Datenerfassung rund 660.000 Einwohner. Bei einem Endenergieverbrauch von 2.895 toe kommt der Kleinstaat so auf einen Pro-Kopf-Energieverbrauch von 438 toe pro 100.000 Einwohner – Platz eins der Länder mit dem höchsten Pro-Kopf-Energieverbrauch. Das dürfte unter anderem auf das hohe Pendleraufkommen zurückzuführen sein. Auf Platz zwei und drei folgen Finnland und Schweden mit 386 und 276 toe pro 100.000 Einwohnern.

Malta hat mit seinen damals rund 563.000 Einwohnern nicht nur den geringsten Gesamtenergieverbrauch (573 toe), sondern auch den niedrigsten Pro-Kopf-Energieverbrauch (106 toe pro 100.000 Einwohner). Einen ebenfalls niedrigen Pro-Kopf-Energieverbrauch haben Rumänien und Griechenland mit 117 und 139 toe pro 100.000 Einwohner.

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 Alle Untersuchungsergebnisse auf der Landingpage von Purpose Green

Für die Untersuchung hat das Climate-Tech-Unternehmen den prozentualen Anteil pro Sektor sowie den Pro-Kopf-Energieverbrauch für jedes Land errechnet. Die Länder Albanien, Bosnien und Herzegowina, Georgien, Island, Kosovo, Liechtenstein, Moldawien, Montenegro, Nordmazedonien, Norwegen, Serbien, Schweiz, Türkei, Ukraine und das Vereinigte Königreich wurden nicht berücksichtigt, weil keine Daten von Eurostat vorlagen.

Kommentare

Steffen vor 2 Wochen

Hallo,

weshalb soll die Bauwirtschaft den Sanierungsstau zur energetischen Sanierung beim Immobilienbestand bewerkstelligen? Das ist eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung für Politik, Wirtschaft, Finanzwesen, Forschung und jedem einzelnen Bürger.

Anstelle in regelmäßigen Abständen die Vorschriften für die Neubauten zu verschärfen, die längst einen sehr hohen Standard aufweisen, ist es zwingend erforderlich die notwendigen Maßnahmen für den Bestand der Immobilien zu ergreifen und gezielt zu unterstützen. Wenn man bedenkt, dass in Deutschland ca. 70% der Gebäude vor der ersten WSVo, also vor 1978 errichtet wurden, steckt hier das riesige Potenzial zur Energieeinsparung.

Bleibt zu hoffen, dass die neue Bundesregierung mit ihrem „Sondervermögen“ das auch erkennt und richtige Maßnahmen auf den Weg bringt und kein verkorkstes Heizungsgesetzt umgesetzt wird. Es muss den Bürgern gut und richtig erklärt werden, wann welche Maßnahmen umgesetzt werden sollen und wie der Staat hier unterstützen kann, alles kann der Staat nicht zahlen, da ist jeder Eigentümer auch in einer Bringschuld. Eigentum verpflichtet. Grüße

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