TOP-THEMA
Solarenergie







UnversicherbarImmer mehr wetterbedingte Schäden durch Klimakrise

Sturm
(Bild: Getty Images / Unsplash+ Lizenz)

Die von der Fossilindustrie verursachten Schäden in Folge der Klimakrise kostet Versicherer Millionen. Wie der Rest der Finanzindustrie müssen auch Versicherer Klimarisiken stärker einbeziehen und ihr Geschäft an den Pariser Klimazielen ausrichten.

12.12.2024 – Wetterbedingte Schäden haben in den vergangenen Jahrzehnten deutlich zugenommen. Immer mehr Regionen sind kaum oder nur mit sehr hohen Prämien versicherbar. Weiter versichert werden hingegen die Geschäfte der Fossilindustrie.

Die NGO Insure Our Future untersucht, wie sich die Klimakrise auf den Versicherungssektor auswirkt. Sie fordert eine konsequente Ausrichtung des Sektors auf die Pariser Klimaziele.

Unversichert verunsichert

In den vergangenen zwei Jahrzehnten war die Klimakrise Auslöser für mehr als ein Drittel der versicherten Schäden durch Extremwetter. So wurden Schäden in Höhe von insgesamt 600 Milliarden Dollar auf den globalen Temperaturanstieg zurückgeführt. Über die letzten zehn Jahre ist dabei der Anteil klimabedingter Schäden an den gesamten versicherten Wetterschäden von durchschnittlich 31 Prozent auf 38 Prozent gestiegen.

Mehr zum Thema

Eine Bohrinsel im Meer
Klimakrise

Das doppelte Spiel der Versicherungsunternehmen

Viele Versicherungsunternehmen warnen schon lange vor den Folgen der Klimakrise und ziehen sich zunehmend aus der Absicherung von Klimaschäden zurück. Gleichzeitig werden fossile Unternehmen noch immer in hohem Maße versichert.

Den Preis zahlen Versicherungsnehmer, zeigt der Klima-Versicherungsbericht Within Our Power von Insure Our Future und Mitherausgeber urgewald. Versicherungsprämien für Gemeinden oder Hausbesitzer steigen, während die Ausbeutung fossiler Rohstoffe weiter versichert und damit die Klimakrise verschärft wird. Teilweise ziehen sich Versicherer ganz aus krisengeschüttelten Gebieten zurück. Ist das Risiko eines Schadens zu hoch, sind Schäden unversicherbar.

Kein gutes Geschäft

Ob das Geschäft mit fossilen für die Versicherer gut läuft, ist fragwürdig. Im Bericht wird festgestellt, dass die 28 weltweit führenden Sach- und Unfallversicherer 2023 nahezu so viel Geld für klimabedingte Schäden auszahlen mussten (10,6 Milliarden US-Dollar), wie sie an Prämien von Unternehmenskunden aus fossilen Energiebranchen eingenommen hatten (11,3 Milliarden US-Dollar). Für sieben europäische Unternehmen überstiegen die Verluste die Einnahmen sogar.

„Die eskalierenden Klimarisiken erfordern dringend die Aufmerksamkeit von Politiker:innen, Regulierungsbehörden und der Finanzaufsicht“, sagt Jérôme Crugnola-Humbert, ehemaliger Experte für nachhaltige Finanzregulierung bei der EU-Aufsichtsbehörde EIOPA. „Die bahnbrechende Empfehlung von EIOPA, die Kapitalanforderungen für Investitionen europäischer Versicherer in fossile Brennstoffe zu erhöhen, verdeutlicht die unverhältnismäßig hohen finanziellen Risiken, die mit diesen Vermögenswerten verbunden sind.“

Weniger Fossile versichern

Prämien aus der Fossilindustrie machen bei weitem nicht den Hauptteil der Einnahmen großer Versicherer aus. Durchschnittlich belaufen sie sich auf unter 2 Prozent, und der Markt ist in den vergangenen zwei Jahren nur geringfügig gewachsen. Die Erneuerbare Industrie macht allerdings mit lediglich 30 Prozent der fossilen Prämien einen deutlich kleineren Anteil aus (6,5 Mrd. USD im Vergleich zu 22 Mrd. USD im Jahr 2023).

Mehr zum Thema

Meinung

Eine vier Grad wärmere Welt ist nicht mehr versicherbar

Zuletzt legte der weltweit größte Rückversicherer Munich Re eine neue Öl- und Gasrichtlinie vor und rückt so zu den Vorreitern in der Branche auf – ein wichtiger Schritt. Allerdings hängt die Messlatte tief. Denn selbst die ambitioniertesten Richtlinien der Branche reichen nicht, um wirklich einen Beitrag zur Erreichung des 1,5-Gradziel zu leisten.

Anna Lena Samborski, urgewald e. V.

Eine Frau mit dunkelblonden Haaren und schwarzem Oberteil

Regine Richter, Energie- und Finanz-Campaignerin bei urgewald, kommentiert: „Während sich die Klimakrise beschleunigt, haben die Versicherer das Tempo ihrer Anpassung gefährlich reduziert. In Deutschland müssen vor allem Allianz und Munich Re, die sich gerne als Klima-Champions präsentieren, ihre Klimarichtlinien erweitern. Nach den umfangreichen Einschränkungen bei Generali ist es nun für die Allianz an der Zeit aufzuholen.“ Als erster und einziger Versicherer hatte Generali vor knapp zwei Monaten die branchenweit strengsten Klimarichtlinien verabschiedet, die die gesamte Öl- und Gaswertschöpfungskette sowie LNG einschließen.

Insure Our Future empfiehlt, Versicherer zu verpflichten, ihre Geschäfte am 1,5 Grad Temperaturlimit auszurichten und transparente Übergangspläne zu entwickeln. Dazu gehöre, komplexe Klimarisiken zu berechnen und zu berücksichtigen und Investitionen in fossile Brennstoffe nach diesen Risiken zu beurteilen. Für Klimafolgekosten müsse eine gerechte Verteilung gefunden werden. Da für fossile Unternehmen Versicherungen unabdingbar sind, haben Versicherer einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf die Industrie. jb

Kommentare

Maria Gubisch am 13.12.2024

Es sollte doch inzwischen auch der Letzte einsehen, dass wir endlich aktiv was gegen die Klimakatastrophe tun müssen. Heute und morgen mit Bedauern zu sagen: ach hätten wir doch! wird uns nicht retten und unseren Planeten samt Mitwelt auch nicht. Ist der Mensch wirklich so renitent? Ehrliche Vorbilder in der Politik könnten helfen.

Neuen Kommentar schreiben


Name: *
E-Mail: *
(wird nicht veröffentlicht)
Nicht ausfüllen!


Kommentar: *

max 2.000 Zeichen