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EU-FinanzregulierungWeiterhin viel Fossiles in Grünen Fonds

Grüner Baum vor weiß-steiniger Landschaft
Zu wenig Regulierung grüner Fonds: Viele investieren weiterhin in fossile Energieträger. Neue Begriffsregeln betreffen nur einen kleinen Anteil (Bild: Content Pixie / Unsplash+ Lizenz).

Grüne Fonds sind beliebt, doch oft finden sich in den Portfolios fossile Unternehmen. Neue EU- Begriffs-Richtlinien sollen Greenwashing reduzieren. Klare Kriterien für Nachhaltigkeit für ESG-Fonds fehlen jedoch weiterhin.

02.05.2025 – Auch Fonds, die Worte wie nachhaltig und grün im Namen tragen, enthalten häufig Investments in fossile Energien. Eine EU-Richtlinie sollte das ändern, doch nicht alle Greenwashing-relevanten Wörter wurden berücksichtigt. Eine Reihe von Fonds tragen nun leicht abgewandelte Namen – und investiert wird weiter in Kohle, Öl, und Gas. Der Großteil der vermeintlich nachhaltigen Fonds wird jedoch gar nicht erst erfasst, zeigt eine Analyse der Organisationen Finanzwende, urgewald und Facing Finance.

Kriterien an das Pariser Klimaschutzabkommen anpassen

Anfang Mai 2025 ist eine neue ESMA-Leitlinie in Kraft getreten. Die Finanzaufsichtsbehörden wollten erreichen, dass in Finanzprodukten, die Begriffe wie nachhaltig, grün, Klima oder ESG im Namen tragen, auch tatsächlich in eine nachhaltige Wirtschaftstransformation investieren. Bisher galten für die Begriffe die weniger strengen Climate Transition Benchmarks (CTB), die für einen Teil der Begriffe wie Transition, Fortschritt oder sozial auch weiterhin angewendet werden sollen.

Für andere Begriffe gelten seit Mai strengere Vorschriften, die sogenannten Paris-aligned Benchmarks (PAB). Nachhaltigkeitsbezogene Begriffe wie sustainable, sustainability oder nachhaltig, umweltbezogene Begriffe wie environmental, green, climate, ESG, SRI oder Klima sowie auswirkungsbezogene Begriffe wie Impact oder wirkungsvoll im Namen eines Finanzprodukts zeigt nun an, dass die Fonds nach den PAB ausgerichtet sind.

Die PAB verbieten Investitionen in Unternehmen, die 1 Prozent oder mehr ihrer Einnahmen mit der Exploration, dem Abbau, der Förderung, dem Vertrieb oder der Veredelung von Stein- und Braunkohle erzielen; Unternehmen, die 10 Prozent oder mehr ihrer Einnahmen mit der Exploration, der Förderung, dem Vertrieb oder der Veredelung von Erdöl erzielen; Unternehmen, die 50 Prozent oder mehr ihrer Einnahmen mit der Exploration, der Förderung, der Herstellung oder dem Vertrieb von gasförmigen Brennstoffen erzielen; Unternehmen, die 50 Prozent oder mehr ihrer Einnahmen mit der Stromerzeugung mit einer THG-Emissionsintensität von mehr als 100 g CO2 e/kWh erzielen.

Grün gewaschene Fonds

Die strengeren Vorschriften sind notwendig, da mehrere Fonds mit entsprechenden Begriffen werben, aber trotzdem anteilig in fossile Energien investieren. So wurde eine Nachhaltigkeit suggeriert, die vom Verbraucher kaum nachzuprüfen war, und Greenwashing Tür und Tor öffnete.

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Nachhaltigkeitsfonds: Es ist Zeit, die grüne Blackbox zu entrümpeln

Vermeintlich grüne Investmentfonds halten oft nicht, was sie versprechen. Viele von ihnen investieren hemmungslos in fossile Unternehmen. Eine EU-Behörde will für mehr Transparenz sorgen. Damit Kund:innen davon profitieren, braucht es klare Vorgaben.

Moritz Schröder-Therre, Pressesprecher von urgewald e.V.

Porträt eines jungen Mannes mit kurzem braunen Haar, Bart und Brille. Er trägt ein dunkelblaues Hemd und hat einen freundlichen Gesichtsausdruck. Der Hintergrund ist unscharf und zeigt eine grüne, parkähnliche Umgebung.

Diese Fonds verweisen oft auf die sogenannten ESG-Kriterien, die nachhaltiges Wirtschaften von Unternehmen aufzeigen sollen. Nachhaltigkeitskriterien mussten sie jedoch nur erfüllen, wenn ihr Name dies zusätzlich klar suggerierte. Über 10.000 ESG-Fonds in Europa sind von den ESMA-Leitlinien jedoch gar nicht betroffen, weil ihr Name nicht klar auf Nachhaltigkeit verweist. Das entspricht mehr als 70 Prozent der untersuchten Fonds, die unter Artikel 8 bzw. 9 der EU Sustainable Finance Disclosure Regulation (SFDR) fallen.

Der deutsche Vermögensverwalter DWS, eine Tochter-Gesellschaft der Deutschen Bank, musste zuletzt für systematisches Greenwashing ein Strafgeld in Millionenhöhe bezahlen. Trotz spezifischer Klimaschutz- und Nachhaltigkeitsversprechen hatte sich die Fondsgesellschaft an besonders vielen fossilen Unternehmen beteiligt.

Unternehmen ändern Namen von Fonds leicht ab

Die Analyse kommt zu dem Schluss, dass mindestens 674 Fonds ihren Namen leicht abgeändert haben, anstatt die notwendigen Kohle-, Öl- und Gasunternehmen aus ihren Portfolios zu entfernen. Häufig wurde dies erreicht, indem dem einschlägigen Begriff ein abschwächender Begriff hinzugestellt wurde. Worte wie screened, committed oder selection deuteten darauf hin, dass die Vermögensverwalter weiterhin die Nachhaltigkeits-orientierten Verbraucher erreichen wollen, ohne aber die fossilen Ausschlüsse implementieren zu müssen, heißt es von urgewald.

Die NGOs fordern, dass klare Regeln für ESG-Fonds eingeführt werden, die den Ausschluss fossiler Unternehmen voraussetzt, besonders der fossilen Expansion. Sie fordern weiterhin die großen Vermögensverwalter auf, nicht auf Regulierungen zu warten, sondern aktiv den Kurs weg von fossilen Energieträgern und hin zu Klimaschutz und einer klimaneutralen Wirtschaft mitzugestalten. jb

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