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Die Meinung
24. Juli 2017

Die Solarbranche in Europa ist nicht am Ende!

Den Kampf um den Massenmarkt für Photovoltaik-Module hat die deutsche Solarindustrie verloren. Jetzt muss es darum gehen, dass Deutschland nicht die Innovationsführerschaft bei der Entwicklung intelligenter Energiesysteme verspielt.

Detlef NeuhausGeschäftsführer SOLARWATT GmbH

Detlef NeuhausGeschäftsführer SOLARWATT GmbH
Detlef Neuhaus ist Geschäftsführer  der SOLARWATT GmbH. (Foto. © SOLARWATT)
Detlef Neuhaus ist Geschäftsführer der SOLARWATT GmbH. (Foto. © SOLARWATT)

24.07.2017 – Mit der Insolvenz von Solarworld vor einigen Monaten wurde klar, dass die deutschen Hersteller von Photovoltaikmodulen den Kampf um den Massenmarkt endgültig gegen die asiatische Konkurrenz verloren haben. Damit ist auch der letzte konventionelle deutsche Hersteller von der Bildfläche verschwunden, der noch im förderungsgetriebenen Massenmodulmarkt aktiv war.

Die Politik war an dieser Entwicklung nicht ganz unschuldig. Sie hat vor einigen Jahren durch wenig zukunftsgerichtete Förderungen eine regelrechte Photovoltaik-Blase entstehen lassen, die mittlerweile geplatzt ist. Auch wenn eine Subvention ein wichtiger Ansporn sein kann, um eine innovative Zukunftstechnologie am Markt zu etablieren, haben diese Finanzspritzen in Form von Einspeisevergütungen und Steuervergünstigungen dazu geführt, dass der Großteil der Solarindustrie damals nie lernen musste, wirklich wirtschaftlich effizient zu arbeiten. Als dann der Förderhahn quasi über Nacht abgedreht wurde, haben dies viele Unternehmen teuer bezahlt. Vor allem vor dem Hintergrund, dass zeitgleich China den Aufbau dieses zukunftsweisenden Industriezweigs im eigenen Land zielgerichtet unterstützte und dies bis heute tut.

Dass die Solarbranche in Deutschland einen Preiskampf mit Asien um den Massenmodulmarkt nicht gewinnen kann, war leider abzusehen. Handelsbarrieren gegenüber Importen aus Asien sind keine Dauerlösung und verdecken das eigentliche Problem. Produkte, die nur dann funktionieren, wenn sie staatlich gefördert werden, haben keinen Sinn und keine Zukunft. Das gilt nicht nur für die Solarindustrie.

Deutschland: hochinnovative Solarunternehmen

Doch es geht auch anders. Jeder, der diesem Industriezweig die Zukunftsfähigkeit absprechen will, sollte noch einmal genauer hinsehen. In Deutschland hat sich in den letzten Jahren eine Reihe hochinnovativer, mittelständischer Betriebe formiert, die mit intelligenten Systemlösungen die Energiewende weiter vorantreiben. Diese Unternehmen zeigen, dass das Schicksal von Solarworld nicht sinnbildlich für die heutige deutsche Solarbranche ist.

Unternehmen wie SOLARWATT haben schon vor mehreren Jahren einen Strategiewechsel vollzogen: weg vom ruinösen Massenmodulmarkt und rein förderungsgetriebenen Verkauf hin zu Premium-Photovoltaiklösungen für Privathaushalte und Gewerbebetriebe. Auf der diesjährigen Fachmesse ees und Intersolar in München Ende Mai konnte man erleben, welche Innovationskraft in der deutschen Solarindustrie steckt. Im Bereich Stromspeicher beispielsweise sind die deutschen Unternehmen weltweit führend.

Durch eine Rückbesinnung auf das, wofür der deutsche Mittelstand seit jeher weltweit bekannt ist, bietet sich nun die Chance, international wieder die Technologieführerschaft in einem zukunftsweisenden Wirtschaftszweig zu übernehmen. Hier wird traditionell viel in Forschung und Entwicklung investiert. Wirtschaftlich sinnvolle Produkte verkaufen sich auch ohne Förderung: Sie sorgen beim Kunden nicht nur für ein grünes Gewissen, sondern für ein finanzielles Plus.

Photovoltaik: Wachstum in Europa stagniert

Mehrere europäische Photovoltaik-Vereinigungen haben kürzlich in einem offenen Brief an europäische Politiker appelliert, sich für die Erhaltung des Photovoltaiksegments in Europa stark zu machen. Aufgeschreckt durch die Solarworld-Pleite fürchten sie, dass auch weitere wichtige Teile der Wertschöpfungskette in der Photovoltaik von asiatischen Mitbewerbern übernommen werden. Um dem zuvorzukommen, empfehlen sie, dass sich die europäische PV-Industrie durch qualitativ hochwertige Produkte und Systemlösungen von der asiatischen Konkurrenz abgrenzen solle. SOLARWATT ist das beste Beispiel, dass dieser Weg sinnvoll ist, denn just diesen Weg verfolgt das Unternehmen seit 2012 konsequent und erfolgreich.

Auch für staatliche Förderungen sprechen sich die europäischen PV-Vereinigungen aus, jedoch sollte man diesmal aus den alten Fehlern gelernt haben. Weit wichtiger als das Verteilen von Subventionen wäre jedoch, dem europäischen Photovoltaikmarkt zu erneutem, nachhaltigem Wachstum zu verhelfen. Während im Rest der Welt die Zubauzahlen rasant steigen, stagniert die Entwicklung in Europa momentan.

Chancen nutzen

Das Interesse der Bevölkerung an der Selbstversorgung mit eigenem, umweltfreundlichem Solarstrom wächst stetig. Die Politik sollte ihnen keine Steine in den Weg legen. Dies gilt nicht zuletzt vor dem Hintergrund der Einhaltung der selbst gesetzten Klimaziele. Wenn die Energiewende gelingen soll, dürfen keine neuen bürokratischen Hürden aufgebaut werden. Dank der deutschen Ingenieurskunst sind die hiesigen Solarunternehmen in der Lage, weltweit wieder die Technologieführerschaft einzunehmen. Diese Chance gilt es jetzt zu nutzen! Der Wirtschaftsstandort Deutschland und unsere Umwelt werden es uns danken.

Detlef Neuhaus ist Geschäftsführer der SOLARWATT GmbH.




Kommentare

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Eitel Heck 24.07.2017, 10:11:03

+169 Gut Antworten

Der Artikel ist gut und aussagekräftik.

Für die Selbstversorgung mit Strom hat Photovoltaik gegenüber anderen Energiequellen sogar eine Ausnahmestellung.

Zur Speichung von überschüssigem Strom unter Beachung der fluktuierenden Stromerzeugung gibt es bereits leistungsfähige Batterien für Photovoltaik-Dachanlagen.

Aus dem Newsletter des BMWI ist zu entnehmen, dass für Photovoltaik-Parks Schwungradspeicher für überschüssigen Strom entwickelt werden.

Die starke asiatische Konkurrenz ist verwunderlich, da Deutschland als rohstoffarmes Land gerade für die Solarmodulproduktion über eine gute Rohstoffgrundlage verfügt, beispielweise hochwertiger Quarzsand, Steinkohle, Chlor, Wasserstoff u.a.


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