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China: Kohleausbau trotz enormer Überkapazität

Die Luftverschmutzung ist in China ein riesiges Problem. Die vielen Kohlekraftwerke stoßen extrem viel CO2 aus, weswegen diese Form der Energieerzeugung so schnell wie möglich reduziert werden muss. (Foto: Gustavo M, flickr.com/photos/desdegus/312254978
Die Luftverschmutzung ist in China ein riesiges Problem. Die vielen Kohlekraftwerke stoßen extrem viel CO2 aus, weswegen diese Form der Energieerzeugung so schnell wie möglich reduziert werden muss. (Foto: Gustavo M, flickr.com/photos/desdegus/3122549784, CC BY 2.0)

Eigentlich wollte die chinesische Regierung den Ausbau von Kohlekraftwerken schon längst massiv reduzieren. Trotzdem könnte in den nächsten Jahren rund 360 Gigawatt Leistung hinzukommen – zusätzlich zu dem bereits bestehenden Stromüberschuss.

18.07.2016 – Es ist ein gewaltiges Paradoxon, was sich zurzeit in Chinas Energiepolitik abspielt. Einerseits könnten die gewaltigen Stromüberschüsse bereits im Jahr 2020 die 400 Gigawatt-Schwelle überschreiten, andererseits werden praktisch alle Energieformen weiterhin massiv ausgebaut. Die Nationale Energiebehörde hatte bereits im April verkündet, den Bau neuer Kohlekraftwerke zu stoppen. Laut einer aktuellen Greenpeace-Studie sieht es in der Realität aber ganz anders aus: 365 Kohlekraftwerke mit einer Gesamtleistung von 200 Gigawatt (GW) befinden sich im Bau, 295 weitere Projekte mit einer Leistung von 160 GW sind geplant. Damit könnte der Zubau von Kohlekraftwerken in den nächsten Jahren auf rund 360 GW anwachsen, ohne dass diese Energie überhaupt vonnöten wäre. Dies führe zu einer Kapitalverschwendung in Höhe von 200 Milliarden US-Dollar, so die Experten von Greenpeace.

Bereits Anfang des Jahres sorgte China für Schlagzeilen, weil es die Schließung von über tausend Kohleminen ankündigte. Aufgrund der schwächelnden Konjunktur wurde viel weniger Kohle, Stahl und Zement benötigt, als von der Regierung kalkuliert. Das Zurückfahren der Kohleförderung war demnach die logische Konsequenz. Wieso jedoch weitere Kohlekraftwerke gebaut werden, bleibt fraglich. Außerdem ist bis 2030 der Bau von 80 neuen Atomkraftwerken geplant, wofür umgerechnet rund 72 Milliarden Euro investiert werden sollen. Damit spielt China beim weltweiten Zubau von Kernkraftwerken die größte Rolle.

Massiver Ausbau Erneuerbarer Energien

Doch der Zubau an fossilen Kraftwerken ist nicht der einzige Treiber der gigantischen Strom-Überkapazitäten. Auch die Erneuerbaren Energien werden so rasant ausgebaut, wie nirgendwo sonst auf der Welt. Das einzige Problem dabei: Die Kraftwerksleistungen verpuffen dank den Netzüberlastungen. So betrug der Windenergie-Zubau bereits im ersten Quartal 2016 über 5.000 Megawatt (MW). Die Auslastung der Windparks sinkt jedoch kontinuierlich, da der Netzausbau der rasanten Entwicklung nicht hinterherkommt.

Außerdem plant China laut seinem Fünf-Jahres-Plan die Solarleistung bis 2020 zu verdreifachen. Bereits 2015 betrug der Zubau 15.000 MW und erreichte damit eine Gesamtkapazität von 43.000 MW. Damit könnte das Land in vier Jahren schon eine Solarleistung von knapp 140.000 MW installiert haben. Wenn die Leistung der fossilen Kraftwerke jedoch nicht reduziert wird und die produzierten Stromüberschüsse weiter anwachsen, ist dies eine reine Verschwendung von sauber hergestelltem Strom. jk


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