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Klimagipfel NairobiEnergiewende in Afrika braucht Kapital

Zwei afrikanische Installateure installieren Solaranlage auf einem Dach
Kapital ist knapp für Aufbau einer modernen und sauberen Energieversorgung auf dem afrikanischen Kontinent. (Foto: Peteonline22 auf Wikimedia / CC BY-SA 4.0)

Damit Afrika seine Energie- und Klimaziele erreichen kann, werden große Investitionen in Erneuerbare Energien und Netze gebraucht. Zum Klimagipfel der afrikanischen Länder präsentierte die IEA einen Bericht, der Wege dafür aufzeigt.

07.09.2023 – Obwohl ein Fünftel der Weltbevölkerung in Afrika lebt, fließen derzeit nur zwei Prozent der weltweiten Energieinvestitionen dorthin. Bis 2030 muss sich dieser Anteil verdoppeln, damit die Länder ihre Entwicklungsambitionen und Klimaziele erreichen können. Weil das Risikoprofil für erneuerbare Projekte in Afrika höher ist, sind die Kapitalkosten zwei- bis dreimal höher als in fortgeschrittenen Volkswirtschaften. Für Entwickler werden die Projekte damit unrentabel.

In ihrem aktuellen Report zur Finanzierung Erneuerbarer Energien in Afrika beleuchtet die Internationale Energieagentur Wege, um Investitionen in die Energiewende in Afrika attraktiv zu machen – was vor allem heißt, die Finanzierungskosten zu senken. Der Bericht „Financing Clean Energy in Africa“ basiert auf 85 Fallstudien in ganz Afrika und mehr als 40 Interviews mit wichtigen Interessengruppen.

Die benachteiligte Ausgangslage hemmt den Ausbau des Energiesektors. Die afrikanischen Staaten kämpfen mit multiplen Krisen: die Covid-19-Pandemie, die Energie- und Nahrungsmittelkrise nach dem Einmarsch Russlands in der Ukraine und die sich verschärfenden Klimarisiken. Parallel bedeutet die Schuldenkrise in vielen Teilen des Kontinents, dass nur begrenzt öffentliches Kapital zur Verfügung steht, auch für staatliche Versorgungsunternehmen. Privates Kapital wird dringend gebraucht, aber viele Privatanleger zögern aufgrund der hohen wahrgenommenen und tatsächlichen Risiken. Zudem ist das regulatorische Umfeld oft noch nicht vollständig entwickelt, was zusätzliche Unsicherheiten mit sich bringt.

Die Versorgung aller Afrikaner mit sauberer Energie wird demnach bis 2030 Ausgaben in Höhe von fast 25 Milliarden US-Dollar pro Jahr erfordern. Das ist ein geringer Betrag im Vergleich zu den weltweiten Energieausgaben: Die Summe entspricht gerade einmal den Investitionen für den Bau eines neuen LNG-Terminals pro Jahr. Angesichts der vielen kleinen Projekte, oft in ländlichen Gebieten und für Verbraucher mit begrenzter Zahlungsfähigkeit, ist jedoch eine ganz andere Art der Finanzierung erforderlich.

Zinsgünstige Darlehen der internationalen Gemeinschaft

Die internationale Gemeinschaft spielt eine entscheidende Rolle für mehr Investitionen. Zinsgünstige Darlehen oder Kredite von Entwicklungsinstitutionen könnten laut den Analysten der IEA der entscheidende Katalysator sein. Kredite unter dem üblichen Marktwert (konzessionäre Finanzierungen) in Höhe von rund 28 Milliarden US-Dollar pro Jahr könnten Investitionen des privaten Sektors in Höhe von 90 Milliarden US-Dollar mobilisieren – eine Steigerung um das Zehnfache gegenüber heute – und dringend notwendig.

Zuschüsse als Treiber auf Verbraucherseite

Weil viele Haushalte nur über ein geringes Einkommen verfügen, ist für sie ein Stromanschluss zu Marktpreisen häufig nicht erschwinglich. Das umfasst nicht nur den Anschluss an ein Netz, sondern auch Mini-Grid- und Inselsysteme. Deshalb sollte auch auf Anreize gesetzt werden, wie reduzierte Anschlussentgelte, niedrige Tarife und subventionierte Elektrogeräte.

Staatliche Netzbetreiber ebenfalls mit günstigen Krediten unterstützen

Zuverlässige und robuste Stromnetze sind ein weiteres fehlendes Puzzleteil. Die Netzinvestitionen könnten von heute rund 10 Milliarden US-Dollar pro Jahr auf fast 50 Milliarden US-Dollar im Jahr 2030 steigen. Viele staatliche Versorgungsunternehmen haben mit einer schlechten finanziellen Lage zu kämpfen. Zusätzlich schwächen sie die hohen Systemverluste, die im Jahr 2020 durchschnittlich 15 Prozent betrugen, im weltweiten Durchschnitt lediglich 9 Prozent. Die Versorger sind deshalb nicht in der Lage, den notwendigen Netzausbau und die Modernisierung der Netze zu finanzieren. Auch sie sind auf kostengünstige Kredite angewiesen, um den notwendigen Ausbau zu finanzieren. Für dieses und andere

Finanzmittel aus lokalen Kanälen aktivieren

Geld aus lokalen Banken spielt derzeit noch eine untergeordnete Rolle beim Ausbau der Erneuerbaren. Dabei bieten lokale Finanzen einige Mehrwerte: sie beseitigen Währungsrisiken, verringern das Risiko externer Schocks und können Risiken aufgrund der Vertrautheit mit den lokalen Märkten effektiver bepreisen. Heute fehlt jedoch den meisten dieser Institute, abgesehen von den großen panafrikanischen Banken, das Branchenwissen. Die Regierungen der einzelnen Länder könnten die Banken unterstützen, indem sie öffentliche grüne Finanzierungslösungen anbieten.

Gute Beispiele aufgreifen

Existierende innovative Lösungen öfter nachzuahmen ist ein weiterer Schlüssel. Das erfordert ein koordiniertes Vorgehen afrikanischer Regierungen, von Entwicklungsbanken und privaten Kapitalgebern.

Der in Zusammenarbeit mit der Afrikanischen Entwicklungsbankgruppe (AfDB) erstellte Bericht der Internationalen Energieagentur (IEA) über die Finanzierung sauberer Energie in Afrika wurde am 5.9.2023 zum Abschluss des Africa Climate Summit 2023 in Nairobi vorgestellt. Er basiert auf dem Szenario Nachhaltiges Afrika aus dem Africa Energy Outlook 2022der IEA. pf


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