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Agrarwende30 Prozent Ökolandbau bis 2030

Gemüse
Die Landwirtschaft muss sich wandeln – weniger Pestizide, gesündere Böden. Mehr Ökolandbau wäre ein Anfang (Bild: Wendy Wei / pexels).

Die Landwirtschaft muss nachhaltiger werden. Biolandbau schützt Umwelt, Wasser und Böden und verringert Emissionen. Weniger Pestizideinsatz steht im Fokus – und die Umstellung des Ernährungssystems hin zu weniger Fleisch und Abfall.

23.11.2023 – Das Bundeslandwirtschaftsministerium will die deutsche Landwirtschaft umbauen. Die derzeit betriebene intensive Landwirtschaft führt unter anderem zu Biodiversitätsverlust, weniger fruchtbarem Boden, verschmutztem Grundwasser und hohen Treibhausgasemissionen. Mit einer Bio-Strategie soll der Landbau umwelt- und klimafreundlicher werden.

Vor allem ökologische Landwirtschaft soll gefördert und ihr Anteil bis zum Ende des Jahrzehnts fast verdreifacht werden. Auch ohne Förderung ist Ökolandbau in Deutschland auf Wachstumskurs. Derzeit werden etwa 11 Prozent der Agrarflächen ökologisch bewirtschaftet. Bleibt der aktuelle Trend bestehen, würden es ohne Förderung bis 2030 rund 20 Prozent werden.

Ernährung umstellen

Ökolandbau wird nach den EU-Vorgaben für ökologische Landwirtschaft definiert. Darin ist festgelegt, dass Ökobetriebe keine synthetischen Pestizide oder Stickstoff-Düngemittel verwenden dürfen. Tiere müssen größtenteils ökologisch produziertes Futter und keine Hormone oder Antibiotika bekommen. Die Ressortstrategie greift damit auch Diskussionen in der EU auf, den Einsatz von Pestiziden deutlich zu verringern.

„Den Ökolandbau in der Fläche signifikant auszuweiten, ist aus Sicht des Umwelt- und Naturschutzes sehr sinnvoll, da erstens weniger intensiv und vor allem mit organischen Mitteln gedüngt wird, zweitens keine chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel angewendet und drittens vielfältigere Kulturen angebaut werden“, betont Karin Stein-Bachinger vom Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung in Müncheberg. Im Gegenzug seien zwar Ertragsrückgänge bei bestimmten Kulturpflanzen zu verzeichnen. Ähnliche Erträge würden aber bei Hülsenfrüchten und mehrjährigen Kulturen erzielt.

Kritiker warnen davor, dass Emissionen ins Ausland verlagert werden könnten, wenn im Inland weniger Nahrungsmittel produziert werden. Eine Umstellung des Ernährungssystems hin zu weniger Lebensmittelverschwendung und Fleischkonsum sei hier entscheidend, setzt Karin Stein-Bachinger dem entgegen. „Aktuell gehen circa 50 Prozent des Getreides in die Tierfütterung, bis zu 20 Prozent der Ernte wird zur Energie- und Treibstoffproduktion verwendet.“ Hier muss umgedacht werden, um innerhalb der planetaren Grenzen zu leben.

Kleine Felder, verschiedene Sorten

„Die Landwirtschaft muss umweltfreundlicher werden, aber das geht nicht nur in der starren Definition des Ökolandbaus“, meint hingegen Matin Qaim, Professor für Agrarökonomie an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. „Wir wissen zum Beispiel, dass eine diverse Landschaft, mit kleineren Feldern, vielfältigeren Fruchtfolgen und mehr naturnahen Landschaftselementen der Biodiversität dienlich ist.“ Vielfältigere Fruchtfolgen helfen auch, den Pestizid- und Düngemitteleinsatz zu senken. Außerdem könnten digitale Innovationen und neue Züchtungstechniken die Erträge steigern und gleichzeitig den Einsatz von Chemie senken. Gerade die genomischen Züchtungstechniken seien im Ökolandbau aber verboten.

„Die großen Hebel sind eine Reduktion der hohen Stickstoffüberschüsse, eine Reduktion der Pflanzenschutzmittel und ein Fokus auf Bodenfruchtbarkeit – unabhängig vom Produktionssystem“, meint auch Jürn Sanders, Leiter des Departements für Agrar- und Ernährungssysteme, Forschungsinstitut für biologischen Landbau in Frick in der Schweiz.

Dies könne mit unterschiedlichen Maßnahmen erreicht werden: einerseits mit systemischen wie den Ökolandbau, andererseits aber auch über effizienzorientierte Ansätze wie bessere Pflanzenschutzmittel oder Technologien, die einen effizienteren Düngereinsatz und Pflanzenschutz ermöglichen. „Der Ökolandbau hat in seinen Standardpraktiken eine Reihe von Maßnahmen, die diese großen Hebel bedienen, wovon der konventionelle Landbau lernen kann. Umgekehrt kann auch der Ökolandbau von den effizienzbasierten Ansätzen der konventionellen Landwirtschaft profitieren.“ jb


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