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BiodiversitätArtenvielfalt schützen

Berberaffe auf Baum
Die Artenvielfalt der Erde zu schützen ist gut für Mensch und Klima (Bild: Myléne / pixabay).

Die Artenvielfalt ist essenziell für einen gesunden Planeten. Schutz und Wiederherstellung der Natur müssen politisch und gesellschaftlich verankert werden. Die Forschung liefert Antworten darauf, was beim Biodiversitätsschutz zu beachten ist.

20.03.2024 – Spätestens seit der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts ist es amtlich: Klimaschutz ist Aufgabe von Politik und Gesellschaft. Wie notwendig Klimaschutzmaßnahmen sind, wird in immer mehr Sektoren anerkannt und durch Regelungen gefördert. Prognosen des Umweltbundesamtes nach ist Deutschland derzeit erstmals auf Kurs, seine Klimaziele bis 2030 zu erreichen.

Beim Schutz der Biodiversität sieht es anders aus. Zwar hat sich die Staatengemeinschaft Ende 2022 auf der 15. Weltnaturkonferenz das Ziel gesetzt, bis 2030 den Verlust der biologischen Vielfalt zu stoppen und mindestens 30 Prozent der weltweiten Land- und Meeresfläche unter Schutz zu stellen. Tatsächlich sind Schutz und Wiederherstellung der Natur jedoch bisher in zu wenigen Bereichen strukturell verankert.

Um die Ziele der Weltnaturkonferenz umzusetzen, arbeitet der Bund derzeit an einer Nationalen Biodiversitätsstrategie 2030. Für diese will das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) Fakten liefern. Forscher verschiedener Disziplinen haben ihr Wissen gebündelt und 10 Erkenntnisse dazu formuliert, was getan werden muss, um die Artenvielfalt zu schützen.

Das muss man wissen, um die Biodiversität zu schützen

Der Fokus auf einzelne Funktionen von Ökosystemen greift oft zu kurz, ein ganzheitlicher Ansatz muss her. Wichtig sei, anzuerkennen, dass bislang nur ein kleiner Teil der kompletten Biodiversität erforscht und verstanden wurden, betont Autorin Sibylle Schroer vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei.

Die „10 Must-Knows aus der Biodiversitätsforschung 2024“:

1.    Klima- und Biodiversitätsschutz gemeinsam verwirklichen

Obwohl Klima- und Biodiversitätsschutz oft in einem Atemzug genannt werden und eng verknüpft sind, werden sie noch nicht oft genug zusammengedacht und umgesetzt. Etwas über zwei Drittel der Klimaschutzmaßnahmen kommen auch der Biodiversität zugute. Vom anderen Ende her gedacht sind jedoch über 90 Prozent aller Biodiversitätsmaßnahmen gut für das Klima und die Anpassung an die Klimakrise.

Besonders wiedervernässte Moore und saubere Meere speichern nicht nur CO2, sondern sind auch Hotspots der Artenvielfalt. Die Forscher empfehlen, besonders hier auf naturbasierte Maßnahmen zu setzen.

2.    Ein gesundes Leben auf einem gesunden Planeten ermöglichen

Die Biodiversitätskrise wirkt sich auch negativ auf die Gesundheit der Menschen aus. Weltweit machen Nutztiere mittlerweile 62 Prozent der Biomasse aus, Menschen 34 Prozent und wildlebende Säugetiere nur 4 Prozent. Der Schwund der Arten macht es einfacher für Krankheitserreger, sich auszubreiten. Die Gesundheit des Lebens auf der Erde und die des Menschen müssen zusammen gedacht und angegangen werden.

3.    Unentdeckte Artenvielfalt beachten

Noch immer entdecken Wissenschaftler unentwegt neue Arten. Viele Menschen unterschätzen, wie unerforscht ein großer Teil des Lebens auf der Erde noch ist, warnen die Forscher. Anstatt sich auf einzelne Arten zu konzentrieren, sollten Ökosysteme als Ganzes betrachtet und als Lebensraum verstanden werden. Mehr Monitoring könnte Daten liefern, um die Funktion von Ökosystemen besser zu verstehen.

4.    Sprachliche, kulturelle und biologische Vielfalt verknüpfen

Indigene Kulturen und Sprachen bergen erhebliches Wissen über biologische Vielfalt. Indigene Völker werden noch immer von ihrem Land vertrieben und verfolgt. Es gilt, sie zu unterstützen, ihr Wissen zu erhalten und zu verstehen.

5.    Vielfältige Nutzung von Waldökosystemen und Biodiversitätsschutz in Einklang bringen

Waldbewirtschaftung und Erhaltung der Ökosystemleistungen des Waldes stehen immer häufiger in Konkurrenz. Besonders kritisch ist Holzentnahme aus Primärwäldern. Die Waldstrategie sollte die verschiedenen Funktionen des Waldes anerkennen und so regeln, dass Klima und Arten geschützt werden.

„Diverse Wälder und Waldstrukturen sind die Grundlage für eine nachhaltige Waldbewirtschaftung und zentral um die Bereitstellung weiterer Waldökosystemleistungen im Klimawandel zu gewährleisten“, warnt Christopher P. O. Reyer vom PIK.

6.    Agrar- und Ernährungssystem transformieren

Nachhaltige Landwirtschaft kann Arten einen Lebensraum bieten, Ökosysteme stärken und die Ernährung sichern. Ein großer Teil der Agrarflächen wird jedoch ausgebeutet. Das liegt auch an fehlgeleiteten Subventionen: Zwei Drittel der weltweiten Beihilfen für Bauern sind in hohem Maße umweltschädlich. Dieses System muss für Umwelt, Klima und Mensch umgestaltet werden.

7.    Land und Ressourcen schützen

Biodiversität muss in allen Bereichen der Raumplanung berücksichtigt werden. Landwirtschaft, Mobilität, Wohnen – der Erhalt der Artenvielfalt braucht einen Sitz in allen Debatten.

„Die Böden können ihre grundlegenden Funktionen nicht mehr erfüllen, ihre Ökosystemleistungen gehen verloren und Lebensräume verschwinden. Schutz, Entwicklung und Wiederherstellung der biologischen Vielfalt müssen auf allen politischen und planerischen Ebenen zentrale Berücksichtigung finden. Das gilt für internationale Vorhaben ebenso wie für die regionale und kommunale Planung“, fordert Barbara Warner von Akademie für Raumentwicklung in der Leibniz-Gemeinschaft.

8.    Transformativen Wandel durch internationale Zusammenarbeit und Bildung für nachhaltige Entwicklung bewirken

Die Klima- und Umweltkrisen lassen sich nicht auf einzelne Länder beschränken. Mit mehr Zusammenarbeit zwischen Ländern und Wissensaustausch lässt sich deshalb auch mehr erreichen. Bildung für nachhaltige Entwicklung sollte zudem das Verständnis in der Gesellschaft für Biodiversitätsmaßnahmen stärken.

9.    Freien Zugang und offene Nutzung von biodiversitätsbezogenen Daten sicherstellen

Forscher gehen davon aus, dass etwa 90 Prozent der Arten noch nicht beschrieben wurden. Um das Wissen zu erweitern, sollten Biodiversitätsdaten Wissenschaftlern frei zur Verfügung stehen und der Austausch gefördert werden.

10.  Auswirkungen des Lebensmittelkonsums auf die Biodiversität verringern

Lebensmittel können in hohem Maße zum Verlust der Artenvielfalt beitragen. Zu viel Fläche wird landwirtschaftlich genutzt und degradiert, um große Mengen tierische Produkte herzustellen. Eine pflanzenbasierte Ernährung gehört zu den Schlüsseln im Kampf gegen den Verlust der Artenvielfalt. Das sollte sich auch in der Ernährungsstrategie widerspiegeln.

„Der wahre Reichtum der Erde ist seine unermessliche biologische Vielfalt. Doch es scheint, als ob wir Menschen zu kurzatmig, zu kurzsichtig wären, um mit diesem Schatz sorgsam umzugehen“, meint Christoph Scherber, Professor am Leibniz-Institut zur Analyse des Biodiversitätswandels. Das muss sich ändern, fordern die Autoren des Berichts. jb


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