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Gebäude-WärmesanierungAuf dem Weg zur automatisierten Energieberatung

Forscher von Neofizient, dem Spin-off des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), haben ein Messsystem entwickelt, das energetische Informationen von Gebäuden erfasst und diese direkt automatisch auswerten kann
Forscher von Neofizient, dem Spin-off des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), haben ein Messsystem entwickelt, das energetische Informationen von Gebäuden erfasst und diese direkt automatisch auswerten kann. (Foto: © DLR)

DLR-Forscher haben ein Messsystem entwickelt, das energetische Gebäude-Informationen schnell erfassen kann und in Zukunft Empfehlungen für die energetische Sanierung geben soll. Energieberatungen könnten einfacher und kostengünstiger werden.

17.11.2018 – Wer heute sein Haus sanieren will benötigt eine Energieberatung – denn die EnEV schreibt bestimmte Mindeststandards vor, die eingehalten werden müssen, vor allem um den Wärmeenergieverbrauch zu optimieren. Um die selbst gesteckten Klimaziele im Gebäudebereich bis 2020 zu erreichen geht die Sanierung in Deutschland nicht schnell genug voran. Der Bestand ist enorm, und ein Großteil der etwa 18 Millionen Wohngebäude in Deutschland wurde vor 1978 gebaut – also bevor die erste Wärmeschutzverordnung in Kraft trat. Der energetische Standard dieser Gebäude ist entsprechend schlecht, die Wärmeverluste sind hoch, die Heizsysteme basieren meist noch auf fossilen Brennstoffen.

Forscher von Neofizient, dem Spin-off des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), haben ein Messsystem entwickelt, das energetische Informationen von Gebäuden erfasst und diese direkt automatisch auswerten kann. Die Forscher haben es vor allem für den Bereich der Gebäudeenergieberatung entwickelt. Ihr Ziel: Beratungen sollen durch den Algorithmus „objektiver, schneller und einfacher“ werden – und das würde nach Meinung der Forscher eine Beratung dann auch kostengünstiger machen. Kameras fotografieren dabei einen Raum 360° im sichtbaren und infraroten Wellenlängenbereich. Aus diesen Bildern wird ein Modell des Raumes erstellt, darüber legen die Kameras Infrarot-Aufnahmen des Raumes, welche die energetischen Informationen aufzeigen. Möglichst unkompliziert sollte das sein, versprechen die Forscher, auch Nicht-Profis sollten das Messsystem bedienen und auswerten können. „Das Messsystem soll so günstig werden, dass man es sich selbst ausleihen kann, und so einfach zu bedienen sein, dass es auch Laien einsetzen können“, erläutert Silvan Siegrist, der mit Arne Tiddens das Projekt leitet.

Was sonst eher aufwändig begutachtet und berechnet werden muss, soll hier anhand der Bildauswertung schneller eruiert werden: Wo gibt es Wärmebrücken, an denen kostbare Wärmeenergie verlorengeht, welche Bauteile sind nicht energieoptimiert?

Neofizient wurde im Rahmen ihres Projekts für das Förderprogramm Helmholtz Enterprise und das EU-Förderprogramm Climate-KIC ausgewählt. Bereits im Frühjahr soll die neue Messdienstleistung marktfähig sein. Die Forscher sind dann aber noch nicht am Ziel, sie wollen die Software weiterentwickeln, „dass sie in Zukunft auch Empfehlungen für die energetische Sanierung geben kann“. Dabei würden aber nur Daten zur Gebäudehülle geliefert, Aussagen zur Anlagentechnik kann die Software nicht geben.

Für eine umfassende Energieberatung, die das ganze System miteinbezieht, sollte dann wohl doch noch ein Fachmann hinzugezogen werden. Denn gerade bei Sanierungen ist es wichtig, ein von vornherein stimmiges Konzept zu erstellen – sonst laufen die einzelnen Sanierungsmaßnahmen ins Leere oder können sogar kontraproduktiv wirken, wenn das Zusammenspiel nicht stimmt. Und Änderungen im Nachhinein sind in der Regel viel teurer. Entscheidungen für eine Sanierung lediglich aufgrund thermographischer Abbildungen zu treffen dürfte daher auch auf Kritik in Expertenkreisen stoßen. In jedem Fall kann es aber als eine sinnvolle Ergänzung für eine erste, zügige Anamnese gesehen werden und auf die ersten Anwendungsergebnisse und die Weiterentwicklung darf man gespannt sein. na


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