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Urbane EnergiewendePhotovoltaikfassade als Bürgerstromprojekt

Mehrstöckiges Eckhaus mit durchgängig dunkelblauer Photovoltaikfassade
Das radiologische Zentrum in Marburg erzeugt zukünftig mit einer Photovoltaikfassade Strom für den Eigenbedarf. (Entwurf und Visualisierung: a.p.l - architekten plaehn und luedemann)  

Die Stadtwerke Marburg und der Verein Sonneninitiative starten ein wegweisendes Bauprojekt. Bürger sind über den Kauf einzelner Module an der Solarfassade eines Geschäftshauses beteiligt. Der erzeugte Strom wird vom Gewerbemieter genutzt.

07.01.2021 – Die Fassade des radiologischen Zentrums in Marburg erhält in diesem Frühjahr eine energieerzeugende Außenhaut. Das Geschäftsmodell des Projektes weist neue Wege: Zum einen werden die im Haus reichlich vorhandenen medizinischen Geräte mit dem selbst erzeugten Strom versorgt. Darüber hinaus kofinanzierten Bürger das Projekt mit dem Anteilskauf von Modulen.

Beim Verein Sonneninitiative Marburg und den Marburger Stadtwerken stieß der Radiologe Siegfried Bien auf offene Ohren, als er die Idee ins Spiel brachte, den immensen Strombedarf der Geräte des radiologischen Zentrums teilweise aus eigener Erzeugung zu decken. Der Solararchitekt Hagen Plaehn aus Hannover lieferte dazu den Entwurf.

Die durchgehende Glasfassade mit leicht durchschimmernden Solarmodulen und der gerundeten Ecke wird zukünftig am sanierten Bahnhofsvorplatz in Marburg viele Blicke auf sich ziehen. Die 120 monokristallinen Module werden in drei unterschiedlichen Größen maßangefertigt und bilden die gesamte Südwest- und Südostfassade des fünfstöckigen Gebäudes. Insgesamt wird die Fassadenanlage eine Leistung von 50 Kilowatt haben.

Architekt Hagen Plaehn möchte die Energieerzeugung mit städtebaulicher Ästhetik verbinden. In einem Interview mit Christian Quast von der Sonneninitiative sagt er: „Würde man die heute gebauten Photovoltaikanlagen im Stadtbild tatsächlich sehen, wäre die Energiewende in Deutschland lange nicht so weit wie heute. Photovoltaikanlagen auf Dächern sind einfach nicht besonders hübsch. Das lassen wir uns nur gefallen, weil man die Dächer sowieso nicht sieht. Wollen wir Energiegewinnung im Stadtbild etablieren, muss sie gut aussehen.“

Die Bauarbeiten haben bereits begonnen. Die alte Fassade ist vollständig demontiert. Jetzt muss das Gerüst vorübergehend entfernt werden, damit die Vermesser freie Sicht für das fotografische Aufmaß haben. Danach folgt die Detailplanung und der Bau der Unterkonstruktion.

Bürgerbeteiligung finanziert aktive Gebäudehülle

Bauherr Siegfried Bien, die Stadtwerke Marburg und die Sonneninitiative wollen mit diesem Projekt die Zukunft der städtischen Energieerzeugung zeigen. Innovativ ist auch die Finanzierung des Projekts. Bürger können über die Sonneninitiative einzelne Module kaufen. Aus einem langfristigen Stromliefervertrag mit den Marburger Stadtwerken fließen die Erträge zurück an die Investoren. Die erzeugte Energie versorgt zusammen mit weiterem Ökostrom von den Stadtwerken das radiologische Zentrum.

Dieses Finanzierungsmodell kann als Beispiel dienen für weitere Projekte. Eine aktive Gebäudehülle ist aufwändiger als eine passive, was die Baukosten in die Höhe treibt. Bauherren brauchen ein Geschäftsmodell, um die Gebäudehülle zu aktivieren, d.h. die Mehrkosten zu stemmen, die sich später durch Stromerträge refinanzieren lassen. pf


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