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Schwammstadt BerlinRegenwasser in der Stadt speichern und nutzen

Begrünter Innenhof in Moabit
Regenwasser ist eine wertvolle Ressource. Sie auch in Städten klug zu nutzen, erfordert neue Wege. (Foto: Berliner Wasserbetriebe)

Abkühlung, geringere Überflutungsrisiken und gesünderes Grün – all das ist möglich, wenn Regenwasser in Städten klug gehandhabt wird. In Berlin gibt es dafür sogar eine eigene Agentur. In einem Wettbewerb wurden nun zehn Ideen ausgezeichnet.

29.06.2023 – Regenwasser ist eine wertvolle Ressource, besonders in Städten und besonders dann, wenn in langem Trockenphasen Stadtbäume und Grünflächen dringend Wasser benötigen. Wird das wertvolle Nass lediglich über die Kanalisation gesammelt und später über einen Fluss abgeleitet, wandert es sehr schnell aus der Stadt heraus und ist für die städtischen Bedürfnisse nicht mehr verfügbar.

Berlin hat sich vor fünf Jahren auf den Weg gemacht, Schwammstadt zu werden. Nicht nur die Regenwasseragentur wurde gegründet, sondern auch ein Bewirtschaftungsgebot für Neubauquartiere auf den Weg gebraucht. Seit 2018 müssen Niederschläge auf dem Grundstück versickert, verdunstet oder anderweitig genutzt werden. Darüber hinaus wurden die Förderbedingungen für grüne Dächer und Fassaden im Bestand verbessert.

Aber für den Umbau zur wassersensiblen Stadt wird mehr Tempo gebraucht, wie es Christoph Donner, Vorstandschef der Berliner Wasserbetriebe formuliert. Er fordert mehr Abkopplung von der Kanalisation statt Versiegelung und einen Begrünungspflichtanteil für Neubauten in der Berliner Bauordnung. „Wir müssen und wollen einen Großteil der versiegelten Flächen von der Kanalisation abkoppeln und das Regenwasser vor Ort halten. Zugleich minimiert diese dezentrale Bewirtschaftung auch Schäden an Umwelt und Eigentum bei Starkregen. Das wird Jahrzehnte und hohe Summen in Anspruch nehmen, die Aufgabe ist gewaltig.“

Darla Nickel, Chefin der Regenwasseragentur konstatiert: „Wir sehen eine breite Sensibilisierung und Bereitschaft in der Verwaltung, bei den Wohnungsunternehmen und in der Bevölkerung. Im Neubau geht es gut voran, unser Sorgenkind ist der Bestand und vor allem der Umbau des öffentlichen Raums, wo die Flächenkonkurrenzen am größten sind.“

Ideenwettbewerb für mehr Regenwasser in der Stadt

In einem Wettbewerb anlässlich des fünfjährigen Bestehens der Regenwasseragentur wurden mehrere Projektideen ausgezeichnet. Vor allem für die Bewässerung von Stadtbäumen wurden Vorschläge gemacht. So wurde eine Idee von Laura Tams und Björn Kluge vom Institut für Ökologie an der TU Berlin zur Publikumsiegerin gekürt.

Die beiden wollen Straßenbäume mit durch Mini-Muldeninfiltrationsspeicher bewässern. Das schwer verständliche Fachwort kann man mit Pfützen übersetzen. Die Idee besteht darin, Gehwege so zu verändern, dass das Regenwasser in Richtung Baum bzw. in die Zwischenräume zweier Straßenbäume fließt, sich in temporären Pfützen sammelt und langsam versickert. Das in Berlin traditionell verlegte Bernburger Mosaik aus kleinen Pflastersteinen bildet durch den hohen Fugenanteil eine sehr gute Infiltrationsgrundlage.

Um Straßenbäume zu bewässern, Parkanlagen Wasser zuführen oder Teiche, Seen und Biotopbereiche mit Regenwasser aufzufüllen, muss Regenwasserbewirtschaftung grundstücksübergreifend gedacht werden, fordert Sven Hänichen, Ingenieur und Geschäftsführer bei oikotec Ingenieur:innen, und liefert das Best Practice gleich mit: die Bewässerung eines Friedhofs in Friedrichshain mit dem Regenwasser eines benachbarten Bürogebäudes.

Landschaftsarchitekt Tillmann Uhrig hat ein modulares System zur dezentralen Regenrückhaltung im bebauten Umfeld entwickelt. Das System nimmt anfallendes Regenwasser von Dächern und Gebäudehüllen auf, speichert es und gibt es sukzessiv an lokale Grünflächen ab. Das Regenwasser wird vertikal gespeichert. Die Außenwand des Systems wird begrünt und versorgt sich selbstständig mit Feuchtigkeit. Es wird die Höhe des Raums genutzt, nicht die Fläche, es ist wiederverwendbar und skalierbar.

Rhea Rennert, Studierende im Master Stadtökologie an der TU Berlin, möchte Sitzbänke mit Regenwasserspeicher an Hauswänden in der Nähe von Regenrohren platzieren. Mit dem gesammelten Regenwasser können Anwohner nahegelegene Bäume bewässern. Die Bänke haben eine bequeme Holzsitzfläche und Lehne und dienen als Aufenthaltsort und Raststätte. Zudem sind als Element der Umweltbildung Infotafeln über Stadtbäume und das Schwammstadtkonzept vorgesehen. pf


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