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Klimagerechtes BauenSeecontainer wird Null-Energie-Haus

Im interdisziplinären Projekt SHK4Future bauten Studierende und Auszubildende aus einem herkömmlichen Seecontainer ein energieautarkes Wohnmodul
Im interdisziplinären Projekt SHK4Future bauten Studierende und Auszubildende aus einem herkömmlichen Seecontainer ein energieautarkes Wohnmodul. (Foto: © Handwerkskammer Freiburg)

Ein Team aus Forschern, Azubis und Studenten zeigt, wie klimagerechtes Bauen auf kleinem Raum funktioniert und hat dazu einen Seecontainer auf Nullenergiehaus-Standard gebracht. Ziel des Projekts: Energieeffizientes Bauen in der Ausbildung verankern.

03.07.2019 – Im Gebäudesektor liegt ein großes Potenzial zur Energieeinsparung, rund 40 Prozent des Endenergiebedarfs in Deutschland werden für das Heizen und Kühlen von Gebäuden aufgewendet. Energieeffizientes und nachhaltiges Bauen und Sanieren gewinnt daher immer mehr an Relevanz. Dabei wird viel zu wenig energetisch saniert, vor allem in Bestandsgebäuden der 50er- und 60-er Jahre gibt es enormen Nachholbedarf. Doch auch Neubauten werden teilweise mit wenig Fantasie für nachhaltige Energiesysteme ausgeführt. Experten fordern daher seit langem, bereits bei der Ausbildung der Fachkräfte anzusetzen.

Studierende der Hochschule Offenburg, Berufsschüler der Richard-Fehrenbach-Gewerbeschule und Forscher des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ISE haben sich daher zusammengetan und in dem Pilotprojekt SHK4Future gezeigt, wie nachhaltige Versorgungstechnik auf kompaktem Raum aussehen kann. In Gemeinschaftsarbeit haben sie einen herkömmlichen Seecontainer zum energieautarken Raummodul umgebaut. So lernten sie anhand der realen Bauaufgabe, wie die Zusammenarbeit von Planern, Forschern und Handwerkern bei anspruchsvoller Heiz- und Klimatechnik funktioniert.

Im ausgebauten Zustand erfüllt der Container nicht nur Energieautarkie sondern auch einfache Ansprüche an den Wohnkomfort – und bleibt dabei transportabel. Durch den Einsatz von Wärmepumpen, innovativen PVT-Kollektoren, die Photovoltaik und Solarthermie vereinen und einem dazugehörigen Batteriespeicher, kann das smarte Raummodul nachhaltig und autark als Null-Energie-Haus betrieben werden.

Wissensaustausch auf Augenhöhe

„Für eine erfolgreiche Wärmewende ist es unabdingbar, dass Auszubildende und Studierende bereits in ihrer Ausbildung innovative Technologien für energieeffiziente Gebäudetechnik kennenlernen“, findet auch Sebastian Herkel, Abteilungsleiter Energieeffiziente Gebäude am Fraunhofer ISE. „Ein wesentliches Ziel des Projekts war es, die Zusammenarbeit und das gemeinsame Verständnis der angehenden Planer der technischen Gebäudeausrüstung (TGA) und Handwerker aus dem Berufsfeld Anlagenmechaniker Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik (SHK) zu fördern, damit die Gewerke übergreifende Zusammenarbeit bei anspruchsvoller SHK-Systemintegration funktioniert“, erläutert Fraunhofer ISE-Mitarbeiter Robert Meyer, Teilprojektleiter und Initiator des Projektes. Das Konzept lege daher großen Wert auf einen Austausch auf Augenhöhe, um zum einen die Wertschätzung für die Handwerkerausbildung, und zum anderen den Praxisbezug im Ingenieurstudium zu steigern.

Koordination stärken, Ergebnis optimieren

Die verschärften Energieeffizienz-Anforderungen beim Gebäudebau bringen für alle Beteiligten – Planer und Bauausführende – neue Herausforderungen. Die im Jahr 2010 verabschiedete EU-Gebäuderichtlinie schreibt vor, dass ab 2021 alle Neubauten in der EU den neuen Standard eines Niedrigstenergiegebäudes bzw. Nearly Zero Energy Building erfüllen müssen. Wie genau der aussieht ist zwar noch Interpretationssache – klar ist aber, dass die Gebäude eine sehr hohe Gesamteffizienz aufweisen müssen.

Die gewerkeübergreifende Zusammenarbeit auf den Baustellen ist wegen der anspruchsvollen Systemintegration energieeffizienter Gebäudetechnik komplexer und damit noch umso wichtiger geworden „Je größer das Verständnis der Akteure füreinander und für die Arbeit des anderen ist, desto einfacher lassen sich diese innovativen Konzepte umsetzen“, erläutert Professor Jens Pfafferott von der Hochschule Offenburg die weitere Motivation für das interdisziplinäre Projekt.

Mit Abschluss des Projektes soll der Container als Anschauungsobjekt und Testlabor für nachhaltige Versorgungssysteme dienen, sowohl in der Lehre und Weiterbildung sowie auf Messen zur Berufs- und Studienorientierung. Dafür wurde die Gebäudetechnik so ausgeführt, dass ihre Funktionsweise im Betrieb leicht nachvollzogen werden kann, etwa durch Mess- und Monitoring-Einrichtungen. Zudem planen die Projektpartner ähnliche Nachfolgeaktionen, die zu einem erfolgreichen Transfer innovativer Energieversorgungslösungen für Gebäude beitragen können. Denn da ist noch viel Spielraum nach oben, und der Fachkräftemangel im Bereich energieeffizientes Bauen ist bereits spürbar. na

 


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