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Förderung GebäudeenergieeffizienzViel Geld für wenig Klimaschutz

Infobox Sanierung in Köln
Sanieren, aber wie? Es braucht mehr Beratung und eine unbürokratischere Förderung. (Foto: © Raimond Spekking / Wikimedia Commons / CC BY-SA 3.0)

Ein Bündnis aus Bauexperten hat einen Praxistest zur Bundesförderung für effiziente Gebäude durchgeführt. Neubauvorhaben werden gegenüber der Sanierung mit Fördermitteln geradezu überhäuft, kritisieren die Planer. Mit schlechter Wirkungsbilanz.

27,09.2021 – Die Energiewende im Gebäudesektor kommt nicht richtig voran. Trotz Corona hat der Gebäudesektor 2020 als einziger Sektor sein Klimaziel nicht erfüllt. Die Sanierungsrate ist nach wie vor auf einem niedrigen Stand bei rund einem Prozent, müsste sich aber mindestens verdoppeln, um die Klimaziele zu erreichen.

Zum ersten Juli 2021 trat als Sofortprogramm 2020 für den Gebäudesektor nach § 8 Abs. 1 des Klimaschutzgesetzes (KSG) die Bundesförderung für energieeffiziente Gebäude (BEG) in Kraft. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier hatte die Einführung dieses Programms vollmundig als „Sanierungsturbo“ bezeichnet.

Ein Bündnis aus Planern und Verbänden legt anlässlich der Befassung durch das Bundeskabinett nun eine erste Praxisbilanz zum BEG vor. Beim ersten Praxistext attestieren Planer wie Martin Ufheil vom Ingenieurbüro solares bauen GmbH in Freiburg und Berlin dem Programm eine schlechte Wirkungsbilanz: Mit viel Geld werde dabei wenig für den Klimaschutz erreicht.

Das Bündnis aus Bauexperten hat dazu einige Praxisbeispiele unter die Lupe genommen und hinsichtlich Klimaschutzwirkung analysiert. Sie stellen vor allem ein Ungleichgewicht bei der Förderung von Neubau und Sanierung fest. Denn durch die neue BEG würden Neubauvorhaben gegenüber der Sanierung mit Fördermitteln geradezu überhäuft, kritisieren die Akteure – zum Teil mit mehr als dem 5-fachen der tatsächlichen Investitionsmehrkosten. Und das, obwohl jedes noch so energieeffiziente Neubauvorhaben schon allein durch dessen Errichtung, Flächenverbrauch aber auch durch den noch so sparsamen Betrieb die CO2-Emissionen gegenüber heute erhöhe, so die Planer.

Effizienzmaßnahmen, wie z.B. eine Abwärmenutzung oder die Kraft-Wärmekopplung, werden weder rechnerisch angemessen einbezogen, noch sind sie als Fördervoraussetzung gefordert – und werden teilweise auch gar nicht gefördert.

Eine Verschwendung von öffentlichen Mitteln bei geringer Klimaschutzwirkung erfolge insbesondere bei der Förderung von automatischen Holzheizungen und Wärmepumpen, die zu Zeiten hoher Emissionen des genutzten Stroms betrieben werden. Zudem stammt die Energie für den Betrieb der Wärmepumpen nicht zwingend aus Erneuerbaren Quellen.

Das Bündnis aus Planern und Verbänden fordert daher die Prüfung des BEG durch den Bundesrechnungshof hinsichtlich Kosteneffizienz und Wirksamkeit für den Klimaschutz.

Die Bauexperten schlagen deshalb vor, die Förderquote nach der tatsächlichen CO2-Einsparung zu ermitteln und mit steigenden CO2-Preisen sowie angemessenen Energiestandards abzustimmen.

Vor allem in der Sanierung vieler Gebäude steckt ein großes Potenzial. Das muss endlich gehoben werden, die Förderungen auch Technologie-offener werden. Denn was am Ende zählt, ist die tatsächliche Einsparung.

Die EU hatte im Herbst 2020 angekündigt, eine Renovation Wave einzuleiten, eine Sanierungswelle für klimaneutrales Wohnen bis 2050. Um das zu erreichen, müssten 220 Millionen Wohnungen saniert werden – das wären über 20.000 Wohnungen am Tag. Weniger als ein Prozent der Wohnungen werden in Deutschland jährlich saniert. Im gegenwärtigen Tempo würde der „klimaneutrale“ Gebäudebestand in Deutschland damit erst in 100 Jahren erreicht werden. na

Hier geht’s zum Praxisbericht: Die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) im Praxistest


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