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Energiewende hautnahMieterstromtour in Berlin

Mieterstrom in der Berliner Haasestraße. Foto: © Clemens Weiß

Kaum eine Veranstaltung zur Energiewende kommt derzeit ohne ein Podium oder einen Vortrag zum Thema Mieterstrom aus. Während es dort bei Worten und Präsentationen bleibt, geht NATURSTROM noch einen Schritt weiter – und macht Mieterstrom erlebbar.

15.05.2018 – Schon seit längerem gilt Mieterstrom als ein wichtiger Hebel, um die Energiewende in die Städte zu bringen. Spätestens seit das Mieterstromgesetz im Juli 2017 verabschiedet wurde, waren sich viele in der Hoffnung einig, dass die urbane Energiewende nun so richtig in Fahrt kommen würde. Tatsächlich sind die bisherigen Anmeldungen von Photovoltaik-Mieterstromanlagen bei der Bundesnetzagentur jedoch überschaubar. So wurden im vergangenen Jahr lediglich 53 Anlagen mit einer durchschnittlich installierten Leistung von 23 Kilowatt gemeldet.

Angesichts der gewaltigen Möglichkeiten - das Bundeswirtschaftsministerium beziffert das Gesamtpotenzial für Mieterstrom auf 370.000 geeignete Wohngebäude beziehungsweise 18 Prozent aller vermieteten Wohnungen in Deutschland – stellt sich die Frage, wie der entscheidende Impuls die wichtigen Akteure erreichen kann.

Ein Beispiel ersetzt tausend Worte

NATURSTROM hat hierfür ein neues Format entwickelt. Es nennt sich „Mieterstromtour“, fand vor kurzem in Berlin das erste Mal statt und folgt dem lateinischen Sprichwort „Verba docent, exempla trahunt – Worte belehren, Beispiele reißen mit“. Stakeholdern wird hier die Möglichkeit geboten, sich vor Ort selbst ein Bild von bereits realisierten Projekten zu machen. Die kann der Öko-Energieversorger vorweisen, gehört er doch zu den wenigen Pionieren, die bereits vor Verabschiedung des Mieterstromgesetzes Projekte umgesetzt haben, bei denen Mieterinnen und Mieter den Strom vom eigenen Dach beziehen können.

Der proklamierte Anspruch des Öko-Energieversorgers ist es, Mieterstrom nicht nur zu erklären, sondern auch vor Ort zu zeigen, wie die Sache in der Praxis funktioniert – dazu gehören die Besichtigung von Photovoltaikdachanlagen, Blockheizkraftwerken und verbauter Haustechnik sowie Fachvorträge und Berichte von Projektpartnern über die Zusammenarbeit mit NATURSTROM.

Mieterstrom im Szeneviertel Friedrichshain

Den einleitenden Fachvortrag übernahm NATURSTROM-Vorstand Dr. Tim Meyer. Der Mieterstrom-Experte legte die inhaltliche Grundlage und gab den Teilnehmenden Gelegenheit Fragen zu stellen und in den persönlichen Dialog zu gehen. Im Anschluss folgte die Dachbegehung in der Haasestraße in Berlin-Friedrichshain. Dabei handelt es sich um das erste Mieterstrom-Projekt, für dessen Realisierung NATURSTROM die gesetzliche Mieterstromförderung in Anspruch nahm und dem bereits die damalige Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries im September 2017 einen Besuch abstattete. Donat Kühne, Geschäftsführer des Bauträgers pro.b, gab Einblick in die Entstehung des Gebäudes mit 68 Wohneinheiten und die Zusammenarbeit zwischen den verschieden Gewerken. Mieterstrom-Produktmanagerin Johanna Keese lieferte weitere Projektinformationen und führte die Teilnehmenden außerdem in den Elektroraum, in dem der Summenzähler seinen Dienst tut - neben der Photovoltaikanlage selbst der wichtigste Baustein bei der Umsetzung von Mieterstromprojekten.

Hausgemachter „Möckernstrom“ für den gesamten Kiez

Mit dem nächsten Halt, dem Möckernkiez, betraten die Teilnehmenden ein auf einem 30.000 Quadratmeter großen Areal neu entstehendes Quartier im Herzen Berlins. Das Bau- und Wohnprojekt geht auf eine lokale Bürgerinitiative aus dem Jahr 2007 zurück, ist genossenschaftlich organisiert und richtet sich nach sozial-ökologischen Grundsätzen. Das von NATURSTROM erstellte und realisierte Energiekonzept verknüpft die Energiepfeiler Strom, Wärme und Mobilität und liefert damit ein Beispiel für die vielgeforderte Sektorkopplung.

Frank Nitzsche, Vorstand der Möckernkiez eG, schilderte die Entstehung der größten privat organisierten Wohnungsbaugenossenschaft Deutschlands sowie seine Erfahrung bei der Umsetzung des Mieterstromprojektes. Weiteren Input erhielten die Teilnehmenden von Projektingenieur Max Seget, der in der Energiezentrale und auf einer Dachterrasse mit Blick auf eine der fünf Photovoltaikanlagen vom Zusammenspiel der verbauten Technik berichtete.

So war zu erfahren, dass das Herzstück der Energieversorgung des Möckernkiezes die Energiezentrale ist. Dort befinden sich ein mit hundertprozentigem Biogas betriebenes BHKW sowie ein Spitzenlastdoppelkessel, welche alle 471 Wohneinheiten des Möckernkiez mit Wärme versorgen. Das BHKW erzeugt neben Wärme auch Strom, den NATURSTROM gemeinsam mit dem Sonnenstrom der  Photovoltaikanlagen und Ökostrom aus dem Netz als Möckernstrom im Kiez anbietet. Der günstige Mieterstromtarif kann von allen Haushalten und Unternehmen im Quartier genutzt werden und beliefert außerdem die quartierseigenen Ladestationen für Elektrofahrzeuge.

Teilnehmende mit vielfältigem Hintergrund

Der institutionelle Hintergrund der Teilnehmenden war indes vielfältig - Verbände, Think Tanks, Immobilienwirtschaft, Genossenschaften, Verbraucherzentrale, Stadtplanung. Und das Feedback zur Veranstaltung fiel sehr positiv aus: Neue Einblicke, persönlicher Austausch mit Expertinnen und Experten, zukunftsfähige Energietechnik zum Anfassen - ein Erkenntnisgewinn für alle Akteure war das einhellige Fazit. Die Hoffnung, dass diese Form der Wissensvermittlung Früchte trägt, dürfte nicht unbegründet sein. NATURSTROM prüft bereits die potenziellen nächsten Mieterstromprojekte. Aus diesem Grund sind im weiteren Jahresverlauf weitere Mieterstromtouren geplant. Oliver Grob


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