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Digitale EnergiewendeDas müssen Sie zu Smart Metern wissen

Das Gesetz zur Digitalisierung der Energiewende sieht ab 2020 eine Pflicht zum Einbau von intelligenten Zählern ab einem Jahresstromverbrauch von 6.000 Kilowattstunden vor.
Das Gesetz zur Digitalisierung der Energiewende sieht ab 2020 eine Pflicht zum Einbau von intelligenten Zählern ab einem Jahresstromverbrauch von 6.000 Kilowattstunden vor. (Foto: © Talbott/NIST, Wikimedia.Commons, Public Domain)

Mit der Einführung von Smart Metern ergeben sich für Verbraucher zahlreiche Fragen: Was sind moderne Messeinrichtungen, intelligente Messsysteme und Smart-Meter-Gateways? Und was sind die Vorteile dieser Systeme? Wir erklären Begriffe und Vorteile für Privatanwender.

05.03.2019 – Mitte Dezember vergangenen Jahres war es endlich soweit: Das erste Smart Meter-Gateway wurde zertifiziert, darauf hatte die Fachwelt lange warten müssen. Ein wichtiger Schritt bei der dringend notwendigen Digitalisierung der Energieversorgung, betonte Thomas Bareiß, Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, jüngst auf der Messe e-World in Essen. Intelligente Messsysteme seien eine unabdingbare Voraussetzung für das Stromnetz der Zukunft, gab er sich überzeugt.

Doch was der Mann vom Wirtschaftsministerium so eindringlich fordert, ist für viele Nutzer noch Neuland. Vor allem Verbrauchern stellt sich zunächst die Frage, was sie sich unter den in Fachdiskussionen immer wieder genannten Begriffen „moderne Messeinrichtung“ (mMe), „intelligentes Messsystem“ (iMSys) und „Smart Meter Gateway“ (SMGW) überhaupt vorstellen können. Sie wollen darüber hinaus sicher auch erfahren, welche Vorteile ihnen diese Geräte bringen sollen.

Von der modernen Messeinrichtung zum intelligentes Messsystem

Hier zunächst eine Beschreibung der beiden unterschiedlichen Smart-Metering-Ausführungen, die grundsätzlich in Frage kommen:

  • Da ist zunächst die moderne Messeinrichtung (mME), ein digitaler Stromzähler, der den Energieverbrauch sowie die Nutzungszeit detailliert darstellen kann und sich darüber hinaus in ein Kommunikationsnetz einbinden lässt (dann würde es sich allerdings bereits um ein intelligentes Messsystem handeln, siehe unten). Sie muss grundsätzlich in der Lage sein, dem Verbraucher tages-, wochen-, monats- und jahresbezogene Energieverbrauchswerte der letzten 24 Monate zu liefern. Für die Abrechnung ist allerdings weiterhin eine manuelle Ablesung des Zählerstands durch den Messstellenbetreiber erforderlich.
     
  • Kombiniert mit einer Kommunikationseinheit, einem so genannten Smart Meter Gateway (SMGW), verwandelt sich die moderne Messeinrichtung in ein intelligentes Messsystem, das folgendermaßen funktioniert: Das Gateway sammelt, verschlüsselt und speichert alle Verbrauchsdaten aus den Versorgungsnetzen für Strom, Gas, Wasser und Wärme. Der Verbraucher kann sich über die „Home Area Network“-(HAN-)Schnittstelle des SMGW, das in der Regel im Zählerschrank untergebracht sein wird, diese Daten auf einem Display anzeigen lassen und zum Beispiel bei zu hohem Verbrauch einzelne Anlagen und Geräte über eine mitgelieferte Fernbedienung oder ein Smartphone abschalten. 

Eine weitere Zugriffsmöglichkeit, jetzt nicht für den Endverbraucher, sondern für so genannte berechtigte Marktteilnehmer, bietet die „Wide Area Network“(WAN)-Schnittstelle. So können zum Beispiel Netzbetreiber über Ethernet, Mobilfunk oder andere Kommunikationsnetze auf die oben genannte HAN-Schnittstelle zugreifen und je nach Netzauslastung elektrische Verbraucher freischalten oder sperren. Infrage kommen als schaltbare Lasten in der Regel Nachtspeicherheizungen, Wärmepumpen, Photovoltaikanlagen, Elektrospeicher, Ladesäulen und andere elektrische Verbraucher.

Verantwortlich für den sicheren technischen Betrieb eines intelligenten Messsystems ist der Gateway-Administrator, der in der Regel mit dem Messstellenbetreiber identisch ist, oder ein von ihm beauftragtes Unternehmen. Er muss im Besitz eines Zertifikats des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) sein, das seine Eignung für diese Aufgabe nachweist.

Vorteile für Verbraucher

Mit Smart Metering soll eine sichere und standardisierte Kommunikation in den Energienetzen implementiert und die Digitalisierung der Energiewende unterstützt werden. Für den Verbraucher ergibt sich dabei der Vorteil, jederzeit seine aktuellen oder früheren Verbrauchswerte tages-, wochen-, monats- und jahresbezogen einzusehen. Bei „modernen Messeinrichtungen“ ist eine Visualisierung des Verbrauchs allerdings nur direkt am Gerät möglich, da sie als „einfache“ digitale Zähler nicht in ein Kommunikationsnetz eingebunden sind.

Wurde dagegen in der Kundenanlage ein „intelligentes Messsystem“ installiert, muss der Messstellenbetreiber, meistens der örtliche Versorger, dem Kunden kostenfrei eine monatliche Aufstellung über Energieverbrauch und Kosten zur Verfügung stellen. Neben dieser höheren Transparenz beim Verbrauch bieten beide Smart-Metering-Ausführungen zudem den Vorteil, ohne großen Aufwand verbrauchsintensive Geräte und somit Einsparpotential identifizieren zu können. Ferner wird es einfacher, Abrechnungen zu überprüfen.

Zahl flexibler Tarife wird steigen

Und nicht zuletzt: Der Messstellenbetreiber braucht die Menge seiner Energielieferung nicht mehr wie bisher vor Ort an diversen Zählern abzulesen, wovon auch der Kunde profitiert, denn sein Tagesablauf wird dann nicht mehr durch einen Ablesetermin eingeschränkt. Das gilt vor allem auch für die Zukunft, wenn sich nicht nur der Verbrauch von Strom, sondern auch der von Wasser, Gas und Fernwärme über ein intelligentes Messsystem ermitteln lässt.

Vorteile werden sich aber nicht nur bei der Abrechnung ergeben. Schon heute sind Energieversorger gesetzlich verpflichtet, ihren Kunden flexible Tarife anzubieten. Vorausgesetzt, es ist für sie technisch machbar und wirtschaftlich zumutbar. Diese Einschränkung wird dank der jetzt einfacher gewordenen Messung des Verbraucherverhaltens seine Bedeutung verlieren, so dass das Angebot variabler Tarife steigen wird. Kunden können dann Energielieferverträge abschließen, die optimal zu ihrem tatsächlichen Bedarf passen. Eine erhöhte Nachfrage nach variablen Tarifen könnte einen weiteren Vorteil für den Verbraucher mit sich bringen: Sie wird – so ist zu hoffen – den Wettbewerbsdruck auf die Energielieferanten erhöhen und zu niedrigeren Preisen führen. Wilhelm Wilming


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Kommentare

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Rudolf Koenig 18.03.2019, 11:28:07

+217 Gut Antworten

Sehr geehrter Herr Wilming,

ob ein "intelligentes Meßsystem" (iMS) für den klassischen Endkunden mit einem Energieverbrauch <6.000kWh pro Jahr Vorteile hat, ist ein sehr umstrittenes Thema.

Tatsache ist heute, daß die Kosten für den Endkunden steigen werden.

Tatsache ist leider auch, daß die Stromanbieter, ohne eine grundlegende Änderung der Regulierung und der Netzentgeltsystematik überhaupt nicht die flexiblen Tarife anbieten können, die den Mehrpreis eines iMS wieder auffangen können.

Weiter müssen wir bedenken, daß alle Netzbetreiber in Deutschland bereits heute über Infrastrukturen verfügen, um, sofern die Berechtigung vorliegt, relevante Verbraucher zu steuern. Der Aufbau einer neuen Infrastruktur kostet Zeit und Geld, das, bei dem planwirtschaftlich festgelegten Preis des iMS für den Endkunden, die sogenannte Preisobergrenze, POG, heute nicht alleine durch das iMS zu erwirtschaften ist und deswegen über andere Kanäle finanziert werden muß.

Bedenken Sie auch, die alte Infrastruktur muß noch lange parallel betrieben werden!

Und, für die CLS (controllable local system) Schnittstelle, nicht die HAN Schnittstelle, wie Sie schreiben, gibt es jetzt noch keine zertifizierten Geräte.

Und zusätzlich, der Meßstellenbetreiber muß nach $35,3 MsbG eine zum Tarif passende Visualisierung der Meßwerte zu Verfügung stellen, deren Kosten ebenfalls in der POG enthalten sind.

 

Das alles paßt heute technisch aber auch wirtschaftlich nicht zusammen; wir werden uns aus diesen Gründen in der Zukunft noch auf die eine oder andere Überraschung bei den iMS einzustellen haben.

Vorteile kann ich nicht erkennen!

Freundliche Grüße

Rudolf Koenig

 

PS: Es gibt mittlerweile auch Deutsche Zähler (mME) und sogar EIN zertifiziertes Smart Meter Gateway, die Abbildung eines amerikanischen Smart Meters (auch wenn die besser sind) kann aus diesem Grund entfallen.


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