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Solare EnergiewendeAuftrieb für schwimmende Photovoltaik

Schwimmender Solarpark auf einem See
Der neue schwimmende Solarpark im niederländischen Sellingen hat eine Leistung von 41,1 Megawatt. Er wurde auf einer stillgelegten Sandgrube errichtet. (Foto: © BayWa r.e.)  

Aktuell wurden mit 41,1 und 29,8 Megawatt die bisher größten schwimmenden Solaranlagen Europas in den Niederlanden in Betrieb genommen. In Deutschland bringen Innovationsausschreibungen, die im nächsten Frühjahr starten, Rückenwind für Floating PV.

23.07.2021 – Schon seit mehreren Jahren boomen schwimmende Solaranlagen in Asien. Nun sind sie auch in Europa und in Deutschland auf dem Vormarsch. Realisiert werden sie meist auf künstlich angelegten stehenden Gewässern wie ehemaligen Baggerseen, Tagebauseen, stillgelegten Sickergruben oder Stauseen.

Gegenüber Freiflächenanlagen bietet die Errichtung von schwimmenden PV-Anlagen (sogenannte Floating PV) verschiedene Vorteile wie die geringere Versiegelung von Landflächen sowie eine höhere Effizienz der Anlagen durch kühlere Umgebungstemperaturen. Sie macht zusätzliche Flächenpotenziale für die Energiewende nutzbar und mindert damit auch Flächenkonkurrenz an Land.

Allerdings liegen die Stromgestehungskosten von schwimmenden Solaranlagen im Schnitt um 10 bis 15 Prozent über denen von herkömmlichen Freiflächen-PV-Kraftwerken. Zudem darf die Gewässerqualität nicht beeinträchtigt und es müssen Naturschutzaspekte beachtet werden.

Vorreiter Niederlande

Doch sind die Flächenpotenziale für entsprechende Anlagen auch in Deutschland enorm. So wird das technische Potenzial allein auf Braunkohle-Tagebauseen vom Fraunhofer ISE auf 56 Gigawatt Leistung geschätzt. Zieht man dafür die für Freizeitaktivitäten, Tourismus, Natur- und Landschaftsschutz relevanten Flächen ab, verbleibt ein wirtschaftliches Potenzial von 2,74 Gigawatt. Tagebau- oder Baggerseen sind insofern gut geeignet, da sie netztechnisch bereits gut angeschlossen sind.

Vorreiter bei der Errichtung der Floating PV in Europa sind die Niederlande. Der Systemdienstleiter BayWa r.e. errichtete dort in den vergangenen Jahren schon mehrere schwimmende Solarparks im zweistelligen Megawatt-Bereich. Nun gaben BayWa r.e. und ihre niederländische Tochtergesellschaft GroenLeven die Inbetriebnahme von zwei weiteren großen Floating-PV-Parks in den Niederlanden bekannt.

Der 41,1-Megawatt-Park Sellingen und der 29,8-MW-Park Uivermeertjes gelten als die beiden größten Anlagen außerhalb Asiens. Sie werden zusammen genug Strom für die Versorgung von mehr als 20.000 Haushalten erzeugen. An dritter Stelle folgt der 27,4-MW-Floating-PV-Park von BayWa r.e. in Bomhofsplas.

Schutz von Flora und Fauna – Gemeinschaftsfonds für örtliche Projekte

Durch die Fertigstellung der beiden neuen Projekte umfasse das Floating-PV-Portfolio von BayWa r.e. in Europa gegenwärtig 11 Projekte, mehr als 180 Megawatt (MW) Erneuerbare-Energien-Leistung und über 300.000 schwimmende Solarmodule, teilte das Unternehmen mit.

Sowohl die Anlagen in Sellingen als auch Uivermeertjes sind auf stillgelegten Sandgruben errichtet worden. In Abstimmung mit der lokalen Bevölkerung hätten BayWa r.e. und GroenLeven eine optimale Integration der Floating-PV-Parks in die Landschaft sichergestellt, so Benedikt Ortmann, Global Director of Solar Projects bei BayWa r.e. Darüber hinaus seien in beiden Regionen Gemeinschaftsfonds eingerichtet worden, um laufende nachhaltige Projekte und Investitionen im örtlichen Umkreis zu fördern.

Die Anlagen in Sellingen und Uivermeertjes seien insbesondere mit Blick auf den Erhalt der Artenvielfalt und Wasserqualität sowie für minimale Auswirkungen auf die Umgebung des Sees konzipiert worden. Beide Floating-PV-Parks wurden an der tiefsten Stelle des Sees errichtet, um die Flora und Fauna an den Ufern zu schützen. Die dort eingesetzte Floating-PV-Lösung rufe keine negativen Auswirkungen auf die umliegende Umwelt hervor, wie aus jüngsten Studien der Hanze University of Applied Sciences sowie ersten Forschungsergebnissen von Buro Bakker/AKTB hervorgehe.

Volumen der Innovationsausschreibungen aufgestockt

„Für uns ist es von zentraler Bedeutung, dass unsere Floating-PV-Projekte den örtlichen Gemeinden zugutekommen und keine negativen Auswirkungen auf die Umgebung haben“, betont Toni Weigl, Head of Product Management Floating-PV bei BayWa r.e. Solar Projects.

In Deutschland wurden bisher eine Handvoll Floating-PV-Anlagen vor allem auf Baggerseen errichtet, meist mit einer Leistung von bis zu 750 Kilowatt (Grenze für die EEG-Förderung). Doch nun kommt Rückenwind. Im Rahmen des novellierten Erneuerbare-Energien-Gesetzes werden ab dem kommenden Frühjahr erstmals besondere Solaranlagen wie Floating PV, Agri-PV, kombinierte PV- und Speicheranlagen sowie PV-Anlagen auf Parkdächern über Innovationsausschreibungen gefördert.

Das Kontingent wurde vom Bundestag im Juni von ursprünglich vorgesehenen 50 Megawatt auf 150 Megawatt erhöht. An den Auktionen teilnehmen können Anlagen mit einer Größe von 100 kW bis 2 MW. Weitere spezielle Anforderungen für die Ausschreibungen werden bis zum Oktober von der Bundesnetzagentur festgelegt. hcn


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