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BürgerenergiewendeDeutschlands Solarstadt-Ranking 2023

Photovoltaik-Anlage auf einem Flachdach in Berlin
In Berlin wurden bereits einige Projekte mit solarem Mieterstrom erfolgreich realisiert (Foto: © naturstrom AG / Clemens Weiß)

In einer Studie wurden über eine Million Eintragungen neuer Solaranlagen der letzten fünf Jahre im Marktstammdatenregister ermittelt und miteinander verglichen. In Paderborn, Gütersloh und Oldenburg sind die Einwohner demnach besonders solaraffin.

08.05.2023 – Mit rund 2.230 Stunden pro Jahr scheint die Sonne in Paderborn nicht nur vergleichsweise häufig, ihre Energie wird auch besonders gewinnbringend genutzt: Mit einer Quote von 15 Solarinstallationen pro 1.000 Einwohnern wurden in der Universitätsstadt in den letzten fünf Jahren die meisten Photovoltaikanlagen in Deutschland gebaut. Das geht aus einer Untersuchung des Solaranlagen-Anbieters Enpal hervor. Für die Studie wurden rund 1,1 Millionen Eintragungen neuer Solaranlagen der letzten fünf Jahre im Marktstammdatenregister ermittelt und miteinander verglichen. Berücksichtigt wurden alle Städte mit mindestens 100.000 Einwohnern.

Deutschlands Solarhochburgen

Gütersloh landet mit 14,7 Solarinstallationen pro 1.000 Einwohnern auf Platz zwei der solaren Rangliste. In Oldenburg gingen in den letzten fünf Jahren 2.228 Photovoltaikanlagen in Betrieb, was einer Quote von 13,1 entspricht. Es folgen Erlangen und Wolfsburg.

Mit Blick auf die Bundesländer gehen laut Zählung Bayern, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz bei der PV-Quote voran. In allen Bundesländern liege der Anteil bei über 15 Anlagen pro 1.000 Personen.

Die Stadtstaaten bilden das Schlusslicht: In Hamburg, Berlin und Bremen liegt laut Erhebung die Quote bei lediglich 2,4, bis 2,6. Anders als im benachbarten Rheinland-Pfalz ist auch im Saarland der Status Quo verbesserungsfähig: Lediglich zehn Solaranlagen wurden in dem südwestlich gelegenen Bundesland pro 1.000 Einwohnern in den letzten fünf Jahren gebaut.

Schaut man sich das Ranking der deutschen Solarhochburgen genauer an, fällt schnell auf, dass vor allem mittelgroße Städte das Ranking dominieren. Metropolen wie Berlin, Hamburg, München, Bremen und Frankfurt am Main kommen hingegen nicht über eine Quote von drei installierten PV-Anlagen pro 1.000 Einwohnern hinaus. In den mittelgroßen Städten (50.000 - 100.000 Einwohner) läuft es dagegen besser: In Städten wie Nordhorn, Ibbenbüren, Willich, Rheine und Pulheim seien die Quoten deutlich höher als in den Großstädten.

Ausbau nicht ausreichend

Insgesamt liegt der Solar-Ausbau weit hinter den Zielen der Bundesregierung zurück. So wurden im Februar 2023 nur 746 Megawatt (MW) neu installiert – nur die Hälfte dessen, was für die Ausbauziele erforderlich wäre. Für das Jahr 2030 strebt die Bundesregierung eine Gesamtleistung von 215 GW an. Heute sind laut Erhebung unter 70 GW verbaut.

Für Privathaushalte fällt seit Januar 2023 für die Lieferung und die Installation von Photovoltaikanlagen keine Umsatzsteuer mehr an, erläutert Wolfgang Gründinger, Chief Evangelist bei Enpal. Das zeige teilweise zwar Wirkung, liefere insgesamt aber immer noch zu wenig Anreiz. „Erst kürzlich gab die Bundesnetzagentur bekannt, dass der Zubau im Februar nur die Hälfte dessen betrug, was durchschnittlich pro Monat nötig wäre, um die Klimaziele für 2030 zu erreichen. Vor allem in den Millionenstädten ist der Anteil an Anlagen pro Einwohner vergleichsweise gering. Hier braucht es noch mehr Initiative, damit auch unsere Metropolen den Wechsel auf Solarenergie schaffen“, so Gründinger.

Energiewende selbst machen im Trend

Dabei wünschen sich viele Großstädter eine eigene Solaranlage – wenn auch nur vorm Balkon. In Berlin findet heute eine Anhörung der Solarbalkon-Aktivisten statt. Vor wenigen Wochen hatte ein breites Bündnis von Akteuren eine Petition zum Abbau von Hürden für die Nutzung von Steckersolargeräten/Balkonkraftwerken beim Deutschen Bundestag eingereicht. Insgesamt haben mehr als 100.000 Menschen diese Petition mitgezeichnet.

Die Petition fordert die Vereinfachung der Meldepflichten für Steckersolargeräte, die Aufnahme von Steckersolargeräten in den Katalog privilegierter Maßnahmen im Wohnungseigentumsgesetz (WEG) sowie im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB), die vorübergehende Duldung des Rückwärtsdrehens des Stromzählers bis zu dessen Austausch, die Freigabe dieser Vereinfachungen für Geräte mit einer Leistungsgrenze von 800 Watt.

Einige dieser Forderungen sind bereits in der kurz nach Petitionsstart veröffentlichten Photovoltaikstrategie des BMWK enthalten, schreibt die Initiative. Bisher sei jedoch trotz politischer Zusagen noch keine der Forderungen in ein Gesetz eingeflossen. So fehle etwa trotz öffentlicher Zusage von Minister Habeck die Duldung von rückwärts zählenden Zählern bei Haushalten mit Balkonsolaranlagen im gerade verabschiedeten Gesetz zum Neustart der Digitalisierung der Energiewende. Auch die bereits im letzten Jahr durch die Herbstkonferenz der Justizminister beim Bundesjustizministerium angemahnte Aufnahme des Balkonkraftwerks in die privilegierten Maßnahmen von Wohneigentums- und Mietrecht stehe noch immer aus. na


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