Menü öffnen

Energie- und WärmewendeEin- und Ansichten auf dem Weg zur Wärmepumpe

Außenanlage einer Wärmepumpe in einem Garten
Eine Wärmepumpe macht noch keine Klimawende – die energetische Optimierung des Gebäudesektors ist eine höchst komplexe Angelegenheit. (Foto: Kristoferb at English Wikipedia, CC BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons)

Beim Umstieg auf eine Wärmepumpe gibt es viele offene Fragen und Informationsbedarf. Eine Studie zu Luft-Wasser-Wärmepumpen will für mehr Transparenz sorgen, der Blaue Engel die Umweltverträglichkeit prüfen und Bürgerbeteiligung ist gefragt.

10.08.2023 – Mit Energiekrise und daraus resultierendem Gebäudeenergiegesetz steht dieWärmepumpe als von der Bundesregierung auserkorene Schlüsseltechnologie zur Dekarbonisierung des Gebäudesektors im Fokus der Öffentlichkeit. Fast jeder Haus- oder Wohnungsbesitzer, der noch mit Öl oder Gas heizt, muss sich wohl über kurz oder lang mit dem Thema beschäftigen.

Zur Klimawende trägt sie aber nur bei, wenn sie mit Ökostrom betrieben wird, oder besser noch Erdwärme als Energiequelle nutzt. In Deutschland sind jedoch hauptsächlich Luft-Wasser-Wärmepumpen als Heizungswärmepumpe vertreten. Um diesen Markt besser zu verstehen, hat EUPD Research 351 Installationsbetriebe in Deutschland befragt, die im Jahr 2022 Luft-Wasser-Wärmepumpen installiert haben.

Die Ergebnisse wurden in Form einer Studie, dem WärmepumpenMonitor©2023, aufbereitet. Neben einer detaillierten Analyse der Markenlandschaft liefert die Studie auch Ergebnisse zu aktuellen Themen wie Marktentwicklung und Sektorenkopplung.

Im Durchschnitt gaben die befragten Unternehmen an, dass rund 26 Prozent ihres Unternehmensumsatzes im Jahr 2022 mit Wärmepumpeninstallationen erzielt wurden. Bei durchschnittlich 37 Prozent der von den Befragten realisierten Luft-Wasser-Wärmepumpen-Installationen wurde laut Befragungsergebnis eine Photovoltaik-Anlage berücksichtigt: Es war entweder bereits eine PV-Anlage vorhanden, oder es wurde zusammen mit der Luft-Wasser-Wärmepumpe eine Anlage installiert. Hier ist noch Luft nach oben, wie die Zahlen zeigen. Die Kombination dieser Schlüsseltechnologien biete den Endkunden die Möglichkeit, langfristig von günstigem Strom und niedrigen Heizkosten zu profitieren, heißt es in der Studie.

Zusammenspiel der Akteure gefragt

Für die Installateure kann das Zusammenführen der verschiedenen Komponenten aber auch zu einer Herausforderung werden: „Wenn die Anlage ursprünglich von anderen Anbietern installiert wurde, kann es zu Rückfragen kommen, die unsere Arbeit verzögern“, gab einer der Befragten an. „Es gibt zu viele Hersteller mit unterschiedlichen Systemen, die nicht miteinander kompatibel sind“, erklärt ein weiterer Installateur. Mit steigender Wichtigkeit der Integration von Photovoltaik und Wärmepumpen spiele die Kompatibilität der einzelnen Komponenten eine immer größere Rolle.

„Sowohl für Hersteller als auch für Installationsbetriebe stehen herausfordernde Zeiten an, um der steigenden Nachfrage auf dem deutschen Markt gerecht zu werden“, sagt Projektleiterin Christine Koch. „Sowohl die Produktionskapazitäten müssen erweitert werden als auch die Fachexpertise beim Handwerk muss sich mit dem Hochlauf des Heizungswärmepumpen-Marktes mitentwickeln. Mit dem WärmepumpenMonitor wollen wir den Unternehmen wichtige Hinweise zum Status Quo und Hilfestellungen zur Zukunft des Marktes geben.“ Denn am Ende entscheide der Installateur über die Aufnahme der Marken ins Portfolio und der Produktauswahl bei der Installation.

Blauer Engel für die Wärmepumpe

Wärmepumpen für Wohngebäude können jetzt auch mit dem Umweltsiegel „Blauer Engel“ des Umweltbundesamts ausgezeichnet werden, berichtet die Deutsche Umwelthilfe (DUH) und begrüßt die neue Entscheidungshilfe für Verbraucher. Die Umwelt- und Verbraucherschutzorganisation hat die Kriterien maßgeblich mitentwickelt. Dazu gehören zuvorderst der Einsatz von natürlichen Kältemitteln, Effizienzanforderungen und eine geringe Lärmentwicklung.

Für eine möglichst große Lenkungswirkung fordert die DUH Wirtschaftsminister Robert Habeck auf, die Anschaffung von Wärmepumpen mit dem neuen Siegel besonders zu fördern. Bisher wurden in Wärmepumpen vorwiegend fluorierte Kältemittel (F-Gase) eingesetzt, die mit ihrem hohen Treibhauspotenzial das Klima anheizen. Neuere F-Gase, die weniger treibhauswirksam sind, gehören jedoch allesamt zur Stoffgruppe der per- und polyfluorierten Chemikalien (PFAS), welche große Umwelt- und Gesundheitsrisiken bergen. Die über den Blauen Engel geforderten natürlichen Kältemittel hingegen sollten weder das Klima noch die Umwelt und den Menschen gefährden. Am Einsatz solcher Ersatzmittel wird geforscht.

Forschende des Fraunhofer-Instituts arbeiten bspw. an der Entwicklung elektrokalorischer Wärmepumpen als Alternative zur derzeit vorherrschenden Kompressor-Technologie. Diese neuartigen Wärmepumpen versprechen eine höhere Effizienz und kommen ganz ohne Kältemittel aus. Das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE hat indes ein Kältekreis-Funktionsmuster mit der klimafreundlicheren und kostengünstigen Alternative Propan entwickelt.

Umfrage zum Informationsstand rund um die Wärmepumpe

Die Debatte der vergangenen Monate hat allerdings gezeigt, dass die Meinungen zu Wärmepumpen in der Gesellschaft weit auseinander liegen und viele offene Fragen zur Wärmepumpentechnik und ihren Anwendungsmöglichkeiten bestehen. Aktuell gebe es daher teilweise Vorbehalte, die einer Anschaffung einer Wärmepumpe im Wege stehen könnten, berichten Verbraucherzentralen. Architekten, Energieberater und Heizungsinstallateure werden mit Fragen und Sorgen konfrontiert.

Welchen Wissenstand Verbraucher haben, welche Informationsquellen sie nutzen und wo zusätzliche Informationen benötigt werden, ist daher nun Ziel der Umfrage im Forschungsprojekt „Vereinfachung der Anforderungsgrößen im Energieeinsparrecht für Gebäude“. Welche Heizung ist zurzeit in Ihrem Gebäude installiert? Was wissen Sie über Wärmepumpen? Welche Informationen brauchen Sie, um sich für die Installation einer Wärmepumpe zu entscheiden? Dabei geht es auch um Fragen der Wirtschaftlichkeit und Finanzierung. Diese und weitere Fragen stellt das Öko-Institut im Auftrag des Umweltbundesamtes in einer Umfrage und ruft Eigentümer und Mieter zur Teilnahme auf. Interessierte können noch bis 20. August 2023 an der Umfrage teilnehmen.

Ziel des Projektes ist es, die technischen und wirtschaftlichen Vorteile, Folgen und Grenzen des breiten Wärmepumpeneinsatzes aus einzelwirtschaftlicher wie aus Perspektive des gesamten Energiesystems zu beschreiben, ohne dabei jeden Einzelfall abzubilden. Darüber hinaus werden einzelne Fragestellungen im Zusammenhang mit dem Wärmepumpen-Hochlauf im Detail betrachtet, um diesen zu beschleunigen und damit die Klimaschutzziele im Gebäudebereich zu erreichen, so die Projektleiter.

Fokussierung auf Heiztechnik, hohe Bauzinsen, Förderung unklar

Die Nachfrage nach Dämmsystemen geht indes laut Baugewerbe-Verbänden zurück, da sich zum einen die politische Diskussion auf die Heiztechnik und dabei fast ausschließlich die Installation von Wärmepumpen konzentriere und zum anderen gestiegene Baupreise und Zinsen sowie Kürzungen oder Unklarheiten bei Förderprogrammen potenziell Sanierungswillige verunsichern und ausbremsen. Der Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen (GdW) sieht die Klimaziele im Gebäudesektor weiter gefährdet – und bereits jetzt einen wirtschaftlichen Einbruch bei Bauunternehmen. Der Verband rechnet damit, dass die Investitionen für die energetische Gebäudesanierung in diesem Jahr um über acht Prozent einbrechen werden. Umso wichtiger ist eine umfassende Beratung aller am Sanierungsprozess Beteiligten und vereinfachte Fördermöglichkeiten mit mehr Flexibilität. na


Mehr zum Thema


Kommentare

Diskutieren Sie über diesen Artikel

Keine Kommentare gefunden!

Neuen Kommentar schreiben


Name: *
E-Mail: *
(wird nicht veröffentlicht)
Nicht ausfüllen!


Kommentar: *

(wird nicht veröffentlicht)
max 2.000 Zeichen


energiezukunft