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Regenerative FernwärmeTausende neue Fernwärmeanschlüsse in Wien

Stadtansicht Wien Spittelau im Winter
Fernwärme aus regenerativen Quellen: Die Stadt Wien geht mit großen Schritten voran. (Foto: Wien Energie/FOTObyHOFER/Christian Hofer)

Tempo beim Fernwärmeausbau in Wien: 10.000 Wohnungen wurden im letzten Jahr ans Fernwärmenetz angeschlossen. Eine Großwärmepumpe nutzt seit Dezember die Abwärme eines Klärwerks und versorgt 56.000 Haushalte mit Wärme.

16.01.2024 – Rund 200 Gebäude, davon rund die Hälfte Bestandsgebäude, und in Summe 10.000 Wohnungen hat Wien Energie im letzten Jahr neu an die Fernwärme angeschlossen. Insgesamt versorgt das Tochterunternehmen der Wiener Stadtwerke nun bereits 460.000 Haushalte und rund 8.000 Unternehmen mit Fernwärme. Für Stadtrat Peter Hanke ist das Ziel klar: „Wir wollen raus aus Gas und setzen alles daran, das auch zu schaffen. Wir investieren kräftig in den Ausbau und die Dekarbonisierung der Fernwärme, denn sie ist die effizienteste, umweltschonendste und auch praktischste Möglichkeit der Wärmeversorgung für die Wienerinnen und Wiener.“ Bis 2040 soll die Fernwärme in Wien komplett klimaneutral erzeugt werden.

Vier neue Autobahn-Abfahrten für die Fernwärme

2,2 Kilometer Primärleitungen, also Hauptleitungen, und 10,3 Kilometer Sekundärleitungen wurden in Wien 2023 verlegt. Zudem wurden vier neue Gebietsumformer in Betrieb genommen. Zusammen haben sie eine Leistung von insgesamt 22 Megawatt. In diesen Umformer-Stationen stehen Wärmetauscher, die dem zentralen Netz die Wärme entziehen und diese an das lokale Netz abgeben.

Im lokalen Netz, dem sogenannten Sekundärnetz, hat das Wasser dann - je nach Außentemperatur - eine Temperatur zwischen 63 und 90 Grad Celsius. Das ist mehr als genug, um Wohnungen auf angenehme Temperaturen zu heizen. Die Gebietsumformer sind so etwas wie Autobahn-Abfahrten für die Fernwärmeversorgung, bei denen die hohe Temperatur auf eine niedrigere gedrosselt wird. In diesen strategischen Netzausbau wird die Stadt auch in den kommenden Jahren viel Geld investieren. Aber auch im innerstädtischen Gebiet wird die Fernwärme sukzessive ausgebaut.

Dekarbonisierung der Fernwärme schreitet voran

Um die Fernwärme künftig gänzlich klimaneutral zu erzeugen, hat Wien Energie bereits Leuchtturmprojekte gestartet. Ganz konkret wurde im Dezember 2023 die leistungsstärkste und umweltfreundlichste Großwärmepumpe Europas in Betrieb genommen, die in der ersten Ausbaustufe bereits Fernwärme für umgerechnet 56.000 Wiener Haushalte erzeugt. Wenn alle Komponenten und Ausbaustufen 2027 fertig sind, soll sie 100.000 Haushalte mit klimaneutraler Wärme versorgen.

Die Anlage nutzt das gereinigte Abwasser aus der benachbarten ebswien Kläranlage. Die Wärme des Abwassers floss bisher ungenutzt in den Donaukanal.  Ab sofort macht das Wasser einen Umweg in die Großwärmepumpenanlage: Dort stehen die Wärmepumpen, die mit Wärmetauschern dem gereinigten Wasser rund sechs Grad Celsius entziehen. Diese geringe Temperatur kann Wien Energie in der hochkomplexen Anlage nutzen, um Wärme mit mehr als 90 Grad Celsius zu erzeugen. Diese Wärme fließt dann in Form von heißem Wasser über das Fernwärmenetz in zigtausende Wiener Wohnungen, die mit Fernwärme versorgt werden.

Den Ökostrom für den Betrieb der Großwärmepumpenanlage bezieht Wien Energie direkt vom nahegelegenen Donaukraftwerk Freudenau. Eine eigene Direktleitung verbindet Wasserkraftwerk und Anlage. Für die Reinigung des Wassers im Klärwerk wird bereits sauberer Strom aus Klärgas und aus einer eigenen Photovoltaikanlage genutzt.

Um die großen Wärmemengen auch im Fernwärmenetz verteilen zu können, hat Wien Energie zudem eine neue Fernwärme-Pumpstation errichtet. Am Kraftwerksstandort Simmering gibt es nun eine zweite Pumpstation, die - ähnlich wie ein Herz - pro Stunde bis zu 7.500 Kubikmeter Warmwasser durch das Fernwärmenetz pumpt.

Tiefengeothermie soll in Wien erschlossen werden

Eine genauso wichtige Rolle wie der Einsatz von Großwärmepumpen spielt die Nutzung von Geothermie. Ziel von Wien Energie ist es, bis 2030 bis zu 125.000 Wiener Haushalte mit Fernwärme aus der Tiefengeothermie zu versorgen. In Summe sollen bereits ab 2030 bis zu 20 Prozent der Fernwärme-Gesamterzeugung mit der Tiefengeothermie abdeckt werden und bis 2040 dann 55 Prozent der Wärme aus Großwärmepumpen und Geothermie erzeugt werden.

Wiener Fernwärmesystem hat Modellcharakter

Das Wiener Fernwärmesystem belegt mit seinem über 1.300 Kilometer langem Leitungsnetz im europäischen Vergleich einen Spitzenplatz. Aktuell stammt gut die Hälfte der Wiener Fernwärme aus den Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen, die mit Erdgas betrieben werden. Zur Spitzenabdeckung kommen außerdem Heizkraftwerke zum Einsatz (unter 10 Prozent). Etwa ein Drittel kommt aus der Müllverbrennung, der Rest kommt aus industrieller Abwärme, Biomasse und Erd- und Umgebungswärme. Auch mit diesem Gasanteil ist die Fernwärme im Vergleich zu herkömmlichen Gasetagenheizungen die deutlich klimaschonendere Alternative. Zur Einordnung: Bei der Fernwärme entstehen rund 22 Gramm CO2-Äquivalente je Kilowattestunde, bei Gasthermen sind es 202 Gramm, also fast zehn Mal so viel. pf

 


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