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EnergiewendeMit Wasserkraft will Portugal 2023 aus der Kohle aussteigen

Wasserkraftwerk am Douro.
Wie hier der Miranda Damm, existieren am Douro bereits einige Wasserkraftwerke. Die drei Kraftwerke am Tâmega hingegen werden die ersten an dem Nebenfluss des Douro sein. (Bild: Raiden32 / WikiCommons, CC BY-SA 4.0)   

Es ist ein ambitionierter Plan, den Portugal vorlegt: 2023 will das Land seine letzten Kohlekraftwerke schließen. Um dann die Energieversorgung zu gewährleisten, plant Portugal ein riesiges Wasserkraftwerk im Norden des Landes.

04.02.2020 – Als erstes Land der Welt verpflichtete Portugal sich 2016 zu einer klimaneutralen Wirtschaftsweise im Jahr 2050. Der Kohleausstieg sollte, den ursprünglichen Plänen nach, bis 2030 vollzogen sein. Nun hat Premierminister António Costa die Ziele noch einmal verschärft. Demnach soll das letzte Kohlekraftwerk in Sines bereits 2023 dicht machen. Jedoch nur unter der Bedingung, dass ein riesiges Wasserkraftwerk im Norden Portugals seinen Betrieb aufnehmen kann.

„Wir werden das Kraftwerk in Sines 2023 dann schließen können, wenn wir für eine sichere Energieversorgung auf die Wasserkraft bauen können“, erklärte Premierminister Costa am Rande des im Bau befindlichen Wasserkraftwerks, gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. Der spanische Energiekonzern Iberdrola zeichnet sich für den Bau verantwortlich. „Tâmega Giga Battery“ nennen sie ihr Projekt, welches einmal aus drei Dämmen und drei Kraftwerken bestehen soll.

Mit dem neuen Projekt können riesige Wassermassen bewegt werden

Gebaut wird am Tâmega, einem Nebenfluss des Douro im Norden Portugals. Einmal fertig gestellt, soll der Komplex in der Lage sein 1.766 Gigawattstunden Energie jährlich zu produzieren. Die Energiegewinnung erfolgt durch einen Prozess von Wasseransammlung, -speicherung und anschließender Bewegung der Wassermassen zwischen Reservoirs, die einen Höhenunterschied von mehr als 650 Metern haben. Die riesigen Wassermassen, die so gespeichert und bewegt werden, sind entscheidend für Portugals Energiesicherheit. Zwei Millionen Haushalte können so einen ganzen Tag versorgt werden. Einmal fertig gestellt, wird der Tâmega-Komplex wie eine „natürliche Batterie“ funktionieren, sagte Costa.

1,5 Milliarden Euro wird das Projekt kosten – nach Aussagen des Energiekonzerns Iberdrola verbunden mit einem erheblichen Gewinn für Portugal und die Region am Fluss Tâmega. 1,2 Millionen Tonnen CO2 werden demnach jährlich eingespart. 3.500 direkte und 10.000 indirekte Jobs würden in der Region geschaffen. Zwei der Dämme sollen bereits 2021 in Betrieb gehen – der Dritte 2023.

2019 erlebte neben der Kohle auch Wasser ein schlechtes Jahr

Der Anteil der Wasserkraft an der Stromgewinnung Portugals betrug im letzten Jahr 20,6 Prozent – übertroffen nur von Erdgas mit 23,8 Prozent und der Windkraft mit 27,5 Prozent. Insgesamt waren Erneuerbare Energien für 56 Prozent der Stromerzeugung verantwortlich, im Dezember waren es sogar 72 Prozent. Vor allem die Kohlekraft erlebte 2019 einen nie dagewesenen Absturz. Die Stromproduktion der beiden Kohlekraftwerke Sines und Pego sank um 76 Prozent.

Doch auch die Wasserkraft erlebte 2019 ein vergleichsweise schlechtes Jahr. Bedingt durch knappe Wasserressourcen büßte die Wasserkraft knapp ein Viertel ihrer Leistung ein. Diesem Missstand wollen die Verantwortlichen in Portugal unter anderem mit der Tâmega Giga Battery begegnen, die durch ihre spezielle Konstruktion des Höhenunterschieds, die Stromgewinnung aus Wasserkraft sicherer und konstanter machen soll. mf


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