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WaldinventurFichte und Kiefer schwächelten 2021 am meisten

3 Personen mit Fernglas und Aufzeichnungen bei der Waldinventur in einem Mischwald
Mit dem Fernglas studieren die Inventurteams die Baumkronen auf ihre Transparenz und auf Schäden. (Foto: Thünen-Institut/Petra Dühnelt)

Deutschlands Wäldern geht es schlecht. Das letzte Jahr brachte etwas Entlastung, aber von Entwarnung kann keine Rede sein. Die Baumkronen lichten sich. Der jährliche Waldzustandsbericht zeigt Unterschiede bei Laub- und Nadelbäumen.

24.03.2022 – In den Bundesländern haben Inventarteams wie in jedem Jahr den Kronenzustand der deutschen Wälder bewertet. Die Kronenverlichtungen waren auch 2021 hoch, Fichte und Kiefer besonders betroffen.

Der Anteil der Bäume mit deutlichen Kronenverlichtungen ist gegenüber dem Vorjahr leicht zurückgegangen, aber immer noch hoch: 35 Prozent zeigten deutliche Verlichtungen, 2020 waren es 37 Prozent.  Auch die über 60 Jahre alten Bäume, bei denen Schäden besonders deutlich werden, weisen eine leichte Verbesserung auf: 42 Prozent haben deutliche Verlichtungen gegenüber 45 Prozent im Jahr 2020. Auch die mittlere Kronenverlichtung aller Bäume hatte 2019 nach dem ersten Trockenjahr einen deutlichen Sprung auf 25,1 Prozent gemacht (nach 22,0 Prozent in 2018) und verbleibt mit 25,7 Prozent im Jahr 2021 auf gleichem Niveau.

Das Thünen-Institut bewertet jährlich bundesweit die Baumkronen in deutschen Wäldern. Diese Stichprobenerhebungen gehen in die Ergebnisse des Waldzustandsberichte ein. Der Belaubungszustand der Baumkronen ist ein wichtiger Indikator dafür, wie gut oder schlecht es dem jeweiligen Waldbestand geht. Tragen die Bäume sichtbar weniger Laub oder Nadeln sprechen die Fachleute von Kronenverlichtung und unterscheiden die Kategorien ohne, schwache und deutliche Kronenverlichtungen. Ab 25 Prozent weniger Laub oder Nadeln im Vergleich zu einem voll belaubten Baum wird von einer deutlichen Kronenverlichtung gesprochen. Aus den Rohdaten errechnet das Institut für Waldökosysteme die bundesweiten Ergebnisse des Waldzustands.

Unterschiede zwischen Laub- und Nadelbäumen

Die mittlere Kronenverlichtung bei Laubbäumen nimmt bereits seit Jahren zu. Dies war in früheren Jahren vor allem auf den Zustand der Eiche zurückzuführen. Seit 2019 ist aber auch die Buche stark betroffen. Nach dem Rekordjahr 2020 nahm die mittlere Kronenverlichtung 2021 wieder ab und wird mit 45 Prozent angegeben. 2020 waren es 55 Prozent. Allerdings kam es 2021 nur geringfügig zu Fruchtbildung. Normalerweise führt eine geringe Fruktifikation zu einer deutlichen Verbesserung des Kronenzustands. Dies war 2021 nicht der Fall. Vermutlich benötigt die Buche länger zur Erholung nach den Hitze- und Trockenjahren.

Auch die Nadelbäume zeigen seit 2018 einen deutlichen Anstieg der mittleren Kronenverlichtung. Insbesondere die Fichte erreichte 2021 ein Maximum von 29,8 Prozent und somit den höchsten Wert seit Beginn des Monitorings 1984. Aber auch die Kiefer legte deutlich zu und erreichte mit 22,9 Prozent einen unrühmlichen Rekordwert.

Neben der Kronenverlichtung ist auch die Mortalitätsrate weiterhin hoch. Insgesamt ist sie nach dem Rekordwert von 1,7 Prozent im Jahr 2020 zwar wieder auf 1,2 Prozent gesunken, stieg aber für Buche und Eiche weiter an.

Fichten reagieren deutlich auf den durch die drei Trockenjahre 2018 bis 2020 hervorgerufenen Wassermangel im Boden. Im Jahr 2019 sind erstmals flächenhaft Bestände abgestorben. Der Borkenkäfer hat die vorgeschädigten Fichtenbestände besonders stark befallen. Aber auch die Buche, die bisher weniger auffällig war, ist von Hitze- und Trockenstress gezeichnet. Bei der Eiche nimmt der Schädlingsbefall wieder zu. Sogar die Kiefer weist seit 2019 einen zunehmend höheren Anteil an Schäden auf.

Um diese beunruhigende Entwicklung zu stoppen, müsste nach Meinung der Experten des Thünen-Institutes der Klimaschutz gestärkt werden und weniger Stickstoffeinträge aus Verkehr, Industrie und Landwirtschaft stattfinden. Maßnahmen zur Waldanpassung und zum Waldumbau seien ebenfalls notwendig. Einfache technische Lösungen zur Verbesserung des Waldzustands, wie sie in den 1980-er Jahren etwa durch Luftfiltertechnik und Waldkalkung praktiziert wurden, werden nicht möglich sein. pf


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