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Klimaziele EuropaSkandinavien macht viel Wind

Windenergieanlagen vor dänischer Küste
Windenergie auf See und an Land soll in den nordischen Ländern noch kräftig ausgebaut werden. (Foto: http://www.cgpgrey.com / CC BY 2.0 via Wikimedia Commons)  

Die nordischen Staaten Europas wollen ihre Kapazität an Erneuerbaren Energien weiter ausbauen. Mit Solarenergie, Windkraft und Wasserstoff gelten die Länder als Protagonisten zur Dekarbonisierung ihres Energiesystems – zählen jedoch Atomkraft dazu.

01.12.2022 – Dänemark, Schweden und Finnland planen in den kommenden Jahren einen erheblichen Ausbau ihrer erneuerbaren Erzeugungskapazität. In der neuen Analyse des norwegischen Forschungsunternehmens Rystad Energy  gehen die Studienautoren davon aus, dass die Kapazität von Onshore-Windenergie und Photovoltaik in diesen Ländern von insgesamt 30 Gigawatt (GW) im Jahr 2022 auf 74 GW bis 2030 wachsen wird. Zu dieser Leistung zählen die Analysten allerdings auch die Kernkraft sowie Initiativen zur Kohlenstoffspeicherung.

Windkraft dominiert Erneuerbaren-Mix

Schweden verfolgt das Ziel, bis 2030 rund 65 Prozent seines Stroms aus Erneuerbaren Energien zu beziehen. Finnland hat sich 51 Prozent und Dänemark 55 Prozent Ökostromanteil bis 2030 als Zielmarke gesetzt.

Onshore-Windenergie wird mit 61,5 GW der installierten Kapazität den Großteil ausmachen, 12,8 GW kommen aus Photovoltaik. Laut Rystand Energy könnte in Dänemark, Schweden und Finnland bis zum Jahr 2030 die installierte Photovoltaik-Leistung um 12,8 Gigawatt (GW) zulegen. Der Prognose zufolge wird Dänemark bis zum Jahr 2030 rund 9 GW Solaranlagen zubauen, Schweden ist mit 3 GW und Finnland mit 0,8 GW dabei. Laut Statistik verfügte Dänemark bis Ende 2021 über eine installierte PV-Leistung von über 2 GW, Schweden lag bei 1,59 GW und Finnland bei 395 Megawatt (MW).

Stromexport in europäische Nachbarländer soll steigen

Da die Stromleistung voraussichtlich den eigenen Bedarf übersteigen werde, könnten große Mengen Ökostrom in die europäischen Nachbarländer fließen, und so eine stabile Versorgung zu niedrigen Preisen garantieren. Die nordischen Länder exportieren bereits Strom in die anderen europäischen Staaten. „Die nordischen Länder produzieren derzeit über 90 Prozent ihres Stroms – einschließlich Kernenergie – über Erneuerbare Energien und sind bedeutende Stromexporteure in den Rest Europas, kommentierte Francesca Bjørnflaten, Senior Analyst für Erneuerbare Energien bei Rystad Energy, die Zahlen. „Dieser Trend wird sich verstärken, da Geografie, Technologie und Managementerfahrung in der Region zu weiteren Investitionen in Erneuerbare Energien und einer Zunahme der Stromerzeugung führen werden.“

Alle fünf Länder in der nordischen Region – Norwegen, Schweden, Finnland, Dänemark und Island – haben sich laut Studie zum Ziel gesetzt, mehr Strom aus kohlenstofffreien Quellen zu beziehen und große Stromexporteure zu werden. Norwegen und Island wurden von der Analyse ausgeschlossen – da 75 Prozent ihrer Stromproduktion aus Wasserkraft stammt und ein nennenswerter Zubau an Windenergie nicht geplant ist.

In diesem Zusammenhang weisen die Studienautoren auf die länderspezifischen Unterschiede hin, in der Art und Weise, wie diese Länder die Energiewende gestalten. Die folgende Grafik zeigt den historischen Stromerzeugungsmix für Schweden, Finnland und Dänemark in den letzten 20 Jahren mit der aktuellen Prognose von Rystad Energy bis 2030.

Schweden: Stromexporte ausbauen

Schweden hat laut Studie die größte Stromerzeugungskapazität in der nordischen Region und ist hinter Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien und Spanien der sechstgrößte Stromproduzent in Europa. Schweden war in den ersten drei Quartalen des Jahres 2022 der größte Stromexporteur in Europa und verkaufte über 20 Prozent seiner Gesamterzeugung an Nachbarländer.

Schwedens Strommix wurde historisch von Atom- und Wasserkraft dominiert. Langfristig strebt Schweden an, bis 2030 rund 65 Prozent seiner Erzeugungskapazität aus Erneuerbaren Energien zu beziehen, derzeit liegt sie bei 23 Prozent – bis 2040 soll sie auf 100 Prozent steigen. Der Ausbau der Windenergie an Land hat in den letzten Jahren stark zugenommen und ist heute die drittgrößte Stromquelle des Landes. Doch von der Atomenergie will sich das Land nicht verabschieden: Schwedens AKW-Flotte beginnt zu altern. Die neue Regierung will die Kapazitäten erweitern und die sechs noch in Betrieb befindlichen Reaktoren an drei Standorten ersetzen oder ergänzen.

Finnland: 51 Prozent EE bis 2030

Finnland will die Onshore-Windkapazität von 5 GW im Jahr 2022 auf 20 GW bis 2030 erhöhen. Es wird erwartet, dass nur 0,8 GW der neu installierten Kapazität aus Solar-PV kommen werden. Bis 2030 strebt Finnland an, dass 51 Prozent seiner Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien stammen, verglichen mit derzeit 17 Prozent.

Dänemark: Mehr Offshore-Wind

Dänemarks Strommix besteht bereits zu 70 Prozent aus Erneuerbaren Energien und strebt einen Anteil am Gesamtenergieverbrauch von 55 Prozent bis 2030 an. Die Onshore-Windkapazität soll um 11,5 GW und Photovoltaik um 9 GW bis 2030 erweitert werden. Die Offshore-Windkapazität soll laut Studie von derzeit 2,3 GW auf 8,8 GW bis Ende dieses Jahrzehnts steigen.

Dänemark gilt als einer der Pioniere der Offshore-Windtechnologie und nutzt seine verfügbaren Flächen in der Nord- und Ostsee. Ein weiterer Ausbau ist geplant, bis 2030 sollen 12,9 GW Offshore-Windkapazität hinzukommen, das wäre eine Steigerung von 4 GW gegenüber heute. Dänemark beteiligt sich an der Marienborg-Erklärung, mit der sich acht Ostseestaaten dazu verpflichtet haben, bis 2030 bis zu 20 GW Offshore-Windleistung zu installieren. Auch Schweden und Finnland haben unterzeichnet, die bis 2030 zusammen 6 GW Offshore-Windkapazität installieren wollen.

Projekte für grünen Wasserstoff am Start

Dänemark, Schweden und Finnland haben rund 40 separate Wasserstoffprojekte angekündigt, die ab 2030 oder früher in Betrieb gehen sollen. Vor allem Schweden strebt eine Dekarbonisierung seiner Stahlindustrie an und will Kohle durch Erneuerbare Energien und grünen Wasserstoff ersetzen. Laut dem schwedischen Stahlhersteller H2 Green Steel ist es möglich, die CO2-Emissionen bei der Herstellung von grünem Stahl im Vergleich zu herkömmlichen Stahlherstellungsverfahren auf Kohlebasis um bis zu 95 Prozent zu reduzieren.

Dem Bericht nach könnte der kombinierte Anteil der Elektrolyseur-Kapazitäten für die Erzeugung von grünem Wasserstoff in den drei Ländern bis 2030 rund 18 Prozent des europäischen Marktes ausmachen. Zusammen mit Dänemarks Potenzial, Kohlenstoff in der Nordsee zu speichern, könnte dies einen wesentlichen Beitrag dazu leisten, Europa bei der Dekarbonisierung von Schwerindustrien wie Stahl und Zement zu unterstützen, heißt es im Bericht.

Dänemark setzt auf CO2-Speicherung

Im Jahr 2020 entfielen auf Dänemark, Finnland und Schweden rund vier Prozent der Treibhausgasemissionen der EU – gerechnet ohne die Emissionen aus Landnutzung, Landnutzungsänderungen und Forstwirtschaft (LULUCF). Die Emissionen stammten hauptsächlich aus der Industrie wie Eisen- und Stahlwerken, die hauptsächlich in Finnland und Schweden angesiedelt sind. Auch die Emissionen aus der Zementindustrie sind dabei mitgerechnet, die laut Studie abgesehen von der Kohlenstoffabscheidung und -speicherung (CCS) nur wenige Möglichkeiten zur Dekarbonisierung hätten.

Dänemark verfügt über eine beträchtliche Speicherverfügbarkeit aus salzhaltigen Aquiferen an Land, heißt es in der Analyse, und wäre auch für die CO2-Speicherung in der Nordsee geeignet. Mit einfachem Zugang zur Nordsee und dem restlichen europäischen Festland, hohen Speichervolumina mit geringen Punktquellenemissionen und der hohen Nachfrage nach CO2-Speicherung in den umliegenden Gebieten sieht Dänemark ein großes Potenzial, zu einem CO2-Speicherzentrum in Europa zu werden. na


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