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WeltwirtschaftsforumIn Davos fürchtet man sich tatenlos vor der Klimakrise

Das Weltwirtschaftsforum im schweizerischen Bergdorf Davos soll in diesem Jahr klimaneutral ablaufen, verspricht der Veranstalter. Alle Emissionen würden ausgeglichen.
Das Weltwirtschaftsforum im schweizerischen Bergdorf Davos soll in diesem Jahr klimaneutral ablaufen, verspricht der Veranstalter. Alle Emissionen würden ausgeglichen. (Foto: © U.S. Embassy Bern/ Eric Bridiers, via flickr.com, CC BY-SA 2.0)

Die Mächtigen aus Politik und Wirtschaft fürchten nichts mehr als die Klimakrise, zeigen Studien. Folglich dreht sich das Weltwirtschaftsforum erneut um den Klimaschutz. Mehr als Applaus für Jugendliche und schöne Worte wird es aber nicht geben.

21.01.2020 – Die globale Erhitzung unseres Planeten rückt nun in den Fokus der Wirtschaftseliten, sie nehmen die Klimakrise als ernste wirtschaftliche Bedrohung wahr. Jüngstes Beispiel ist Larry Fink, Chef der mächtigen US-Investmentfirma Blackrock. In einem Brandbrief rief er Topmanager weltweit dazu auf, sich mehr um den Klimaschutz zu kümmern und ihre Konzerne umzubauen. Auch die einflussreichen Wirtschaftsberater von McKinsey zeichnen in einer neuen Studie ein dramatisches Bild, sollte die Klimakrise nicht entschlossen angegangen werden. Demnach sind „Hunderte Millionen Menschenleben, Billionen von Dollar an Wirtschaftskraft sowie das physische und das natürliche Kapital der Welt“ gefährdet.

Die Aussagen passen zum „Global Risk Report 2020“, ein jährlicher Expertenbericht im Vorfeld des Weltwirtschaftsforums im schweizerischen Davos. Zu Beginn jeden Jahres fliegen dort die führenden Figuren aus Wirtschaft und Politik mit ihren Privatjets zu Beratungen ein, insgesamt 3.000 Teilnehmer werden vom 21. bis 24. Januar erwartet. Topthema ist die Klimakrise. Entsprechend bemüht gab sich Klaus Schwab vor dem Treffen. Der Gründer und Chef des Weltwirtschaftsforums sagte: „Unsere Bemühungen, die globale Erwärmung auf 1,5°C zu begrenzen, bleiben auf gefährliche Weise hinter den Erwartungen zurück.“

Die Klimakrise ist in Davos immerhin präsent

Ändern wird sein Treffen der Wirtschaftseliten dennoch nichts. Zu oft wurde dort über die großen Probleme der Menschheit gesprochen, ohne Ergebnisse. Bereits im letzten Jahr stand die Klimakrise ganz oben auf der Agenda, Klimaaktivistin Greta Thunberg sprach den Mächtigen ins Gewissen. Dennoch wurde 2019 ein äußerst enttäuschendes Jahr für den internationalen Klimaschutz, der mit tiefgreifenden Problemen zu kämpfen hat.

Auch in diesem Jahr appelliert Thunberg in einem Gastbeitrag im britischen Guardian: „Wir fordern, dass die Teilnehmer des diesjährigen Forums aus allen Unternehmen, Banken, Institutionen und Regierungen sofort alle Investitionen in die Erforschung und Förderung fossiler Brennstoffe einstellen, alle Subventionen für fossile Brennstoffe sofort beenden und sich sofort und vollständig von fossilen Brennstoffen trennen.“

Botschaft angekommen, aber wo bleibt das Handeln?

Glaubt man dem Global Risk Report 2020, sozusagen der Arbeitsgrundlage für das diesjährige Weltwirtschaftsforum, ist diese Botschaft unter den Teilnehmern in Davos angekommen. Denn erstmals schätzen die 750 befragten Experten und Entscheidungsträger Umweltthemen als die größten Risiken der nächsten zehn Jahre ein. Konkret fürchten sie:

  1. Extreme Wetterereignisse mit erheblichen Schäden an Eigentum, Infrastruktur und Verlust von Menschenleben.
  2. Ein Scheitern der von Regierungen und Unternehmen unternommenen Klimaschutz- und Anpassungsmaßnahmen.
  3. Vom Menschen verursachte Umweltschäden und Katastrophen, einschließlich Umweltkriminalität wie Ölverschmutzung und radioaktive Kontamination.
  4. Den schwerwiegenden Verlust an Artenvielfalt und einen Zusammenbruch von Ökosystemen (Land und Wasser) mit irreversiblen Folgen für die Umwelt, was zu einer starken Verringerung der Ressourcen für Mensch und Industrie führt.
  5. Große Naturkatastrophen wie Erdbeben, Tsunamis, Vulkanausbrüche und geomagnetische Stürme.

Fridays for Future macht Druck

Je jünger, desto größer sind sie Sorgen vor der Klimakrise. Und so machen sich in diesem Jahr wieder junge Klimaaktivisten auf zum Weltwirtschaftsforum. Die beiden prominenten Gesichter von Fridays for Future, Greta Thunberg und Luisa Neubauer, werden den Wirtschaftslenkern ins Gewissen reden, ernste Gesichter und Beifall ernten.

Es spricht aber wenig dafür, dass sich so schnell etwas ändert. Und schon gar nicht in dem Tempo, das für den Kampf gegen die Klimakrise und die Einhaltung des Pariser Klimaabkommens notwendig wäre. Zu viel wurde in Davos schon gesprochen und zu wenig gehandelt. cw


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