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ArtenvielfaltBig Data für die Lebensform Baum

Exotische Bäume, undurchdringliches Grün
Kaum zu glauben: Tausende Baumarten sind noch nicht entdeckt. (Foto: bere69 auf Pixabay)

Die Anzahl auf der Erde vorkommender Baumarten ist größer als bisher angenommen. Das ergab eine Analyse, bei der Forschende aus aller Welt ihre Daten zusammengetragen haben. Demnach warten rund 9.000 Baumarten noch auf ihre Entdeckung.

04.02.2022 – Der Ökologe Robert May von der Universität Oxford gab sich 1994 optimistisch, dass man bis zum Jahr 2044 die Anzahl der derzeit auf der Erde existierenden Arten ungefähr kennen dürfte. Davon ist man allerdings auch bei so wichtigen und gut untersuchten Lebensformen wie den Bäumen immer noch ein gutes Stück entfernt. Sie erbringen eine Fülle von Ökosystemdienstleistungen und unterstützen einen Großteil der terrestrischen Artenvielfalt. Doch bei ihrer globalen Erforschung fehlt es an einem systematisierten Vorgehen. Unter anderem könnten lokale Wissens-Ressourcen oft nicht ohne weiteres für globale Fragestellungen genutzt werden beziehungsweise vorhandene Daten sind nicht einheitlich auswertbar.

Diese Lücke hat nun ein Forschungsprojekt geschlossen. Die Global Forest & Biodiversity Initiative (GFBI) hat aus aller Welt Daten zur Artenvielfalt von Bäumen zusammengetragen und in einer Studie nach biologischen, kontinentalen und globalen Aspekten ausgewertet. Diese Datenbank basiert im Wesentlichen auf Messungen und Zählungen im Gelände.

Mehr Baumarten als angenommen

Auf dieser Grundlage wurde die Artenvielfalt bei Bäumen neu geschätzt. Demnach gibt es weltweit rund 73.000 Baumarten, etwa 14 Prozent mehr als bislang angenommen. Hiervon müssten rund 9.000 erst noch entdeckt werden. Ungefähr 40 Prozent davon vermuten die Forscher in Südamerika.

Fast ein Drittel aller entdeckten Baumarten – und ein Großteil der unentdeckten – sind selten: Sie haben nur sehr geringe Populationen und sind räumlich begrenzt verbreitet, wahrscheinlich in abgelegenen tropischen Tieflandgebieten und Gebirgen.

Auf kontinentaler Ebene zeichnen die Forschenden das folgende Bild der Artenvielfalt: Etwa 43 Prozent aller Baumarten der Erde kommen in Südamerika vor, gefolgt von Eurasien (22 %), Afrika (16 %), Nordamerika (15 %) und Ozeanien (11 %). Allerdings verweisen die Forschenden darauf, das auch die neuen Schätzwerte mit Ungenauigkeiten verbunden sind.

„Die Europäischen Wälder kennen wir besser, hier ist die Artenvielfalt relativ gut erforscht“, sagt Studien-Mitautor Martin Herold, vom GeoForschungsZentrum Potsdam. In den Tropen, wo die Artenvielfalt weltweit am größten ist, gebe es jedoch noch viele Gebiete, die bislang nicht systematisch erfasst wurden.

Mit neuen Messmethoden, wie dem Laserscanning vom Boden, via Drohne oder Satellit, das eine virtuelle Begehung des Waldes ermöglicht, wollen die Forschenden weitere Erkenntnisse sammeln. Das Wissen um die Artenvielfalt ist in mehrfacher Hinsicht wichtig: um die evolutionären Mechanismen zu verstehen, die zu Vielfalt führen; um zu erkennen, welche Systeme mit den globalen Veränderungen am besten zurechtkommen und um seltene Arten besser schützen zu können. Die Erforschung der Baumarten hilft beim Verständnis von Ökosystemen und bei der Optimierung von Waldschutzmaßnahmen auf der ganzen Welt. pf


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