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BrasilienLulas Wahlsieg könnte den Amazonas retten

Ein Mann mit grauem Bart und grauen Haaren unter einem Regenschirm, der einen anderen Mann begrüßt
Luiz Inácio Lula da Silva 2020 bei einem Besuch in Deutschland. (Bild: Martin Heinlein/Die Linke, flickr, CC BY 2.0)

Brasiliens neuer Präsident Lula verspricht das Land zum Vorreiter im Kampf gegen die Klimakrise zu machen und gegen Rodungen im Amazonas Regenwald vorzugehen. Die letzten Amtszeiten Lulas zeigen, dass dies keine leeren Versprechungen sein könnten.

01.11.2022 – Denkbar knapp setzte sich Luiz Inácio Lula da Silva, genannt Lula, am Wochenende in Brasilien gegen den bisherigen Amtsträger Jair Bolsonaro durch. Mit 50,9 zu 49,1 Prozent der Stimmen ist Lula neuer und alter Präsident Brasiliens. Bereits von 2003 bis 2011 war er Regierungschef. Nach zwei Amtszeiten musste er sein Amt verfassungsmäßig abgeben. Via Twitter verkündete Lula für seine dritte Amtszeit ab Januar 2023, dass Brasilien „seine führende Rolle im Kampf gegen die Klimakrise“ wieder aufnehmen und alle Biome, insbesondere den Amazonaswald, schützen werde. „In unserer Regierung konnten wir die Entwaldung im Amazonas um 80 % reduzieren. Lasst uns jetzt für Null Entwaldung kämpfen“, so Lula weiter.

2004, im zweiten Jahr der Amtszeit von Lula, hatten die Rodungen im Amazonas-Gebiet bislang nie gekannte Ausmaße angenommen. 27.772 km2 Regenwald wurden laut Daten von Carbon Brief in dem Jahr abgeholzt, vornehmlich für den Ausbau landwirtschaftlicher Aktivitäten. Schon ein Jahr zuvor lag die Abholzungsrate bei 25.396 km2. Doch die Daten von Carbon Brief zeigen auch: während die Rodungen bis dato stetig zugenommen hatten, gingen sie nach 2004 deutlich zurück. Zum Ende seiner zweiten Amtszeit, im Jahr 2010, betrug die Fläche gerodeten Regenwaldes 7.000 km2.

Mit dem Amtsantritt von Bolsonaro stiegen die Rodungsaktivitäten erstmals wieder deutlich an –  laut Carbon Brief von 10.129 km2 gerodeter Fläche im Jahr 2019, über 10.851 km2 2020 bis zu 13.038 km2 im letzten Jahr. Innerhalb von drei Jahren wurde damit eine Fläche gerodet, größer als Belgien. Auch das erste Halbjahr 2022 war für den Amazonas Regenwald verheerend. 3.988 km2 wurden gerodet, im Vergleich zum ersten Halbjahr 2021 eine Zunahme von 10 Prozent.

Grafik: Program to Calculate Deforestation in the Amazon (PRODES), INPE. Chart made by Josh Gabbatiss for Carbon Brief using Highcharts.

Nicht nur im Amazonas-Gebiet nahm der Kahlschlag unter Bolsonaros Regentschaft zu. Auch das Pantanal, ein schützenswertes Feuchtbiotop und weitere Gebiete Brasiliens litten unter der Politik Bolsonaros. Der beschnitt in seiner Amtszeit unter anderem die Ausgaben für den Umweltschutz und die Rechte Indigener, sodass die Kontrolle schützenswerter Gebiete schwieriger wurde. Illegale Rodungen nahmen deutlich zu. Auch die Vergabe legaler Lizenzen für Rodungen nahm in den letzten drei Jahren zu.

Zudem hatte Bolsonaro den sogenannten „Forest Code“ geschwächt, den Lula mit mehreren Maßnahmen deutlich gestärkt hatte. Der Forest Code wurde 1965 in Brasilien geschaffen und schreibt vor, dass Landbesitzer:innen im Amazonas-Gebiet nur 20 Prozent ihrer Ländereien bewirtschaften dürfen. Ein Großteil muss demnach der natürlichen Vegetation überlassen werden. Doch die Überwachung der Landbesitzer:innen und deren Gebiete gestaltete sich lange schwierig.

Erst Lulas Regierung führte eine sattelitengestützte Überwachung ein und schrieb die genaue Kartografierung der Besitztümer im Amazonas-Gebiet vor. Unter der Lula folgenden Präsidentschaft von Dilma Rousseff und auch unter Michel Temer wurde die genaue Überwachung und Kartografierung fortgeführt. Bolsonaro und seine Regierung vernachlässigten die Maßnahmen. Die Entwaldung stieg deutlich an.

University of Oxford, Program to Calculate Deforestation in the Amazon (PRODES), INPE. Chart made by Josh Gabbatiss for Carbon Brief using Highcharts.

Expert:innen gehen laut Carbon Brief davon aus, dass Lula den Forest Code wieder deutlich stärken wird, was der Hauptannahmegrund ist, dass Lula sein Versprechen einer Null-Entwaldung so gut wie erfüllen könnte. Sollte Lula über zwei Amtszeiten regieren, könnte die Entwaldung von 13.038 km2 im letzten Jahr auf 1.480 km2 im Jahr 2030 zurückgehen. Neben dem Forest Code gelte es auch das Umweltministerium monetär deutlich aufzurüsten, sowie Indigene und Umweltschutzorganisationen in ihrer Arbeit vor Ort zu stärken. mg


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