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KernenergieWeiter keine Sanktionen für Russlands Atomexporte

4 Schornsteine eines Kernkraftwerks, aus denen Wasserdampf aufsteigt
Das Kernkraftwerk Cattenom in Frankreich. (Bild: Stefan Kühn, Wikimedia Commons, CC BY-SA 3.0)  

Deutschland ist dafür, doch mehrere EU-Staaten stemmen sich weiter gegen die Sanktionierung russischer Uranexporte, da sie abhängig von diesen sind. Das beschert der russischen Wirtschaft immense Einnahmen.

11.10.2022 – Letzte Woche wurde das achte Sanktionspaket der Europäischen Union gegenüber Russland auf den Weg gebracht. Enthalten ist unter anderem eine Preisobergrenze für russisches Öl, wenn dieses mit Schiffen aus der EU in Drittländer transportiert wird. Sollte der Preis über einem noch zu bestimmenden Level liegen, gilt ein Transportverbot mit diesen Schiffen. Für den Import von Öl, wie auch Kohle, wurde bereits ein schrittweise greifendes Embargo verhängt. Wieder einmal nicht enthalten im neusten Paket, sind Sanktionen gegenüber der russischen Atomindustrie.

Darauf konnten sich die Staats- und Regierungschefs letzte Woche nicht einigen. Der Grund: Die Abhängigkeit einiger Länder von russischen Nuklearexporten, sei es direkt aus Russland, oder von russischen Staatunternehmen. Wie Journalist:innen von Investigate Europe recherchiert haben, zahlten Betreiber von Atomkraftwerken in der EU 2021 rund 210 Millionen Euro für die Einfuhr von Natururan aus Russland und weitere 245 Millionen Euro für Uranimporte aus Kasachstan, wo der Abbau vom russischen Staatsunternehmen Rosatom kontrolliert wird. Die Zahlen stammen von der EU-Behörde Euratom.

Wie aus dem bereits im April veröffentlichten Uran-Atlas hervorgeht, der ebenfalls auf Zahlen von Euratom basiert, importierte die Europäische Union im letzten Jahr 20,2 Prozent seines Uranbedarfs aus Russland. Zudem kamen 19,1 Prozent des Rohstoffs aus Kasachstan. Zudem hält Rosatom Anteile an Unternehmen für den Uranabbau weltweit. 2013 übernahm Rosatom mit der kanadischen Bergbaugesellschaft Uranium One einen der weltweit führenden Unternehmen für den Uranabbau. Rosatom hält 94,4 Prozent der Anteile, der Rest gehört dem russischen Finanzministerium. Weitere 18,4 Prozent des Uranimports in die EU stammte 2021 aus Kanada, an denen Rosatom zum Teil mitverdiente.

Frankreichs enge Verbindungen zu Rosatom

Nach Angaben von Le Monde, importiert Frankreich 20 Prozent seines Uranbedarfs aus Kasachstan. Über Rosatom landen die Einnahmen beim russischen Staat. Zudem weist Investigate Europe daraufhin, dass der ehemaligen Vorstandsvorsitzende des staatlichen französischen Stromversorgers EDF, Henri Proglio, heute im internationalen Beirat von Rosatom sitzt. Während französische Atomkraftwerke prinzipiell auch ohne Brennstäbe von Rosatom laufen, sind 18 Reaktoren in Finnland, Tschechien, Ungarn, der Slowakei und in Bulgarien so konzipiert, dass sie nur mit sechseckigen russischen Brennelementen von Rosatom betrieben werden können.

Während sich Deutschland, Österreich, Estland, Litauen und Polen für ein Importverbot von Uran aus Russland einsetzen, stemmen sich die in Abhängigkeit begriffenen Länder auf europäischer Ebene dagegen. Lediglich Finnland zeigt sich inzwischen offen für ein Importverbot. Investigate Europe zitiert jedoch einen hochrangigen Diplomaten, der sagte, dass ein Embargo gegen die russische Atomindustrie wohl nur langfristig erfolgen könne. Zuvor müssten Technologien angepasst, Ingenieure ausgebildet und Versorgungsquellen diversifiziert werden.

Einen Ausstieg aus der Atomkraft ziehen die Länder nicht in Betracht. In Finnland ging Ende 2021 erstmals seit Fukushima ein neuer Reaktor ans europäische Netz. Er hatte 13 Jahre Verspätung und kostete mit 10 Milliarden Euro mehr als dreimal so viel wie geplant. mg


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