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Rohstoff HolzWeltweiter Holzverbrauch übersteigt nachhaltiges Angebot

abgeholzte Jungbäume
Holz wächst zwar nach, aber sehr langsam. Deshalb sind dem Verbrauch Grenzen gesetzt. (Foto: Petra Franke/energiezukunft)

Der weltweite Holzverbrauch ist bereits größer als die nachhaltige Erntemenge. Die Nachfrage steigt jedoch stetig, auch weil Holz per se als nachhaltiger Rohstoff und Energielieferant gilt. Die Holznutzung sollte deshalb gut überlegt sein.

12.07.2022 – Wenn es darum geht, Produkte aus nachhaltigen Materialien herzustellen, ist Holz ein beliebter Rohstoff – als Ersatz von Beton als Baustoff, als Ersatz von Plastik bei Verpackungen, sogar als Energieträger zum Ersatz von Kohle und Gas. Doch Holz ist kein Allheilmittel für mehr Nachhaltigkeit. Es ist schlichtweg ein begrenzter Rohstoff und seine Nutzung will wohlüberlegt sein.

In einer Studie zeigen der WWF Deutschland und die Universität Kassel, dass es bereits heute weder in Deutschland noch weltweit genügend Holz gibt, um die Nachfrage nachhaltig zu decken. Der WWF fordert die Politik deshalb auf, den Holzverbrauch zu senken und Holz nicht automatisch als nachhaltig zu werten, besonders wenn es um die energetische Nutzung geht.  

Dem Forscherteam zufolge werden weltweit jährlich 4,3 bis 5 Milliarden Kubikmeter Holz geschlagen (Zahlen von 2020). Das seien zwei Milliarden Kubikmeter zu viel. Eine nachhaltige Holzernte sollte nur drei bis 4,2 Milliarden Kubikmeter betragen. Zwei Milliarden Kubikmeter Holz – das sind in etwa die Hälfte aller Waldbäume in Deutschland.

Deutsche haben hohen Pro-Kopf-Verbrauch von Holz

Besonders hoch ist der Holzhunger in Deutschland: Pro Kopf verbrauchen die Deutschen der Studie zufolge rund 1,2 Kubikmeter Holz. Das ist mehr als doppelt so viel wie der weltweite Durchschnitt, der bei rund 0,5 Kubikmeter liegt. Die Studie beruht auf Analysen von Satellitenbildern, Handelsströmen und nationalen bis globalen Verbrauchs- und Waldstatistiken.

„Besonders die energetische Nutzung von Holz, also zum Heizen und zur Energieerzeugung, frisst ein massives Loch in die Waldbestände“, sagt Susanne Winter, Programmleiterin Wald beim WWF. Sie fordert die EU-Kommission auf, die energetische Nutzung von Holz in der EU-Taxonomie nicht als nachhaltig einzustufen, um die umweltschädliche Praxis nicht noch attraktiver für die Finanzmärkte zu machen. Denn laut der Studie gibt schlichtweg zu wenig Holz, um den weltweiten Energiehunger zu stillen.

Fast alle Wälder der Welt müssten abgeholzt werden, um den weltweiten Energiebedarf eines einzigen Jahres zu decken. Ab dem zweiten Jahr müsste dann bereits weitestgehend auf die Holznutzung verzichtet werden, da es kaum mehr nutzbare Wälder gäbe. „Es ist ein Teufelskreis, der die unersetzlichen Wälder weiter zerstört. Momentan nutzt die Industrie den Wald, als gäbe es keinen Morgen. Wenn wir Klimakrise und Artensterben stoppen wollen, brauchen wir jetzt eine Trendwende in der Art wie wir unsere Wälder behandeln“, appelliert Winter.

Holznutzung auf den Prüfstand stellen

Die Studie zeige, wie dringend Politik und Gesellschaft über die sinnvollste Verwendung von Holz diskutieren müssten. Die Kreislauf- und kaskadenartige Nutzung sei das Gebot der Stunde. Hierfür müsse die Bundesregierung den gesetzlichen Rahmen setzen.

Meghan Beck-O´Brien vom Center for Environmental Systems Research der Universität Kassel sagt: „Holz kann der Rohstoff der Zukunft sein. Aber um ihn nicht zu übernutzen, müssen wir die Verschwendung beenden, die wir durch unsere Geschäftsmodelle, Anreizsysteme und soziale Normen betreiben. Mehr als je zuvor gibt diese Studie uns den Anlass, unseren Lebensstil, den Zustand der Wälder und den Klimawandel in einem sich gegenseitig beeinflussenden Kontext zu betrachten". Ein Monitoring, dass den Zustand der Wälder und den Holzkonsum gleichermaßen in den Blick nimmt, ist eine der vorgeschlagenen Maßnahmen.

Die verbrauchte Menge sei entscheidend. Die Kluft zwischen Holzangebot und Nachfrage wachse allein schon durch das Bevölkerungswachstum.  Beck-O’Brien warnt: „Wir müssen achtgeben, dass unsere unersättliche Nachfrage nach nachhaltigen Holzprodukten nicht zu einer noch gravierenderen Übernutzung der Wälder führt. pf
 


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Kommentare

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Matthias Boller 25.10.2023, 20:17:59

Guten Tag,

wie wäre es, wenn wir uns um Lösungen kümmern würden statt fatalistische Festsstellungen zu machen. Derzeit bauen wir nicht nur in Deutschland Holzvorräte ab statt sie aufzubauen, weil wir es zulassen, dass die Hektarvorräte abnehmen, statt dass wir dafür sorgen, dass sie zunehmen, wir Kohlenstoff speichern und Sauerstoff freisetzen. Nur so können wir den C02-Anteil in der Atmosphäre stabilisieren. Damit verbunden wäre auch eine Mehrnutzung an Holz, möglichst in der Kaskade, so dass wir einen wirklichen Beitrag zur Stabilisierung der Lebensbedingungen für die Menschen erreichen. Wir müssen den potentiellen Holzzuwachs durch richtige Bewirtschaftung steigern, statt durch geringere Hiebssätze auch den Zuwachs zu hemmen. Holz muss aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern kommen. Wenn wir in diesen Nutzung und Zuwachs hemmen, geht der globale Raubbau weiter, weil 8 Mrd. Menschen sich mit Rohstoffen versorgen wollen. Es macht keinen Sinn, wenn man diese Tatsachen immer wieder ausblendet. Es ist für die meisten unverständlich: Wir müssen die nachhaltige Holzproduktion steigern, was möglich ist, und die möglichst langfristige Holznutzung steigern! Nur dann binden wir wieder mehr Kohlenstoff stofflich. Kohle, Öl und Gas sind alles Derivate von Holz und pflanzlichen Resten aber nicht aus nachhaltigen Kreisläufen. Natürlich müssen wir die Effizienz steigern, weil wir bis zu 10 Mrd. Menschen versorgen müssen!!

Ich hoffe auf eine lösungsorientierte Diskussion.

Matthias Boller


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