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Urbane BallungszentrenWo der Klimaschutz in Städten gelingt

Fahrradfahrer am Nyhaven in Kopenhagen.
Die dänische Hauptstadt Kopenhagen gilt als Vorbild für die Verkehrswende. Hier hat der Fahrradverkehr Vorrang. (Foto: News Oresund / Flickr / CC By 2.0)

Viele europäische Städte wollen mehr Klimaschutz erreichen als ihre nationalen Regierungen. Eine Analyse zeigt, wie erfolgreich sie sind. Daten von rund 1.000 Städten wurden systematisch ausgewertet und ermöglichen erstmals eine lokale Betrachtung.

28.08.2020 – Um es vorweg zu nehmen: Unter den Spitzenreitern bei der Reduktion von Treibhausgasen liegen nur wenige deutsche Städte. Aber mehr als die Hälfte der betrachteten urbanen Räume in Europa sind auf dem richtigen Weg in Sachen Klimaschutz.

Bisher waren kaum Aussagen über die tatsächlichen Erfolge beim Klimaschutz in Städten möglich. Zu uneinheitlich und zu dünn ist die Datenlage. Ein Forscherteam aus Singapur hat sich nun an diese Fragestellung herangewagt und Daten aus mehr als 1.000 Städten zusammengetragen, die am EU-Konvent der Bürgermeister für Klima und Energie teilnehmen. In diesen 1.066 Städten leben fast 50 Millionen Menschen, etwa 11 Prozent der EU-Bevölkerung. Mehr als 60 Prozent dieser Städte sind auf dem besten Wege, ihre Klimaziele zu erreichen.

Städte, die höhere Basisemissionen haben, erreichen mehr – das ist nicht verwunderlich. Bereits einfache Maßnahmen bringen spürbare Erfolge. Aber auch andere Merkmale geben Auskunft über tatsächlich wirksame Wege zu mehr Klimaschutz. Einige Städte erreichen eine durchschnittliche Pro-Kopfreduktion von mehr als 5 Prozent pro Jahr, in anderen steigen die Emissionen.

Erstaunlich ist, dass mehr Ambitionen nicht unbedingt zu mehr messbarem Klimaschutz führen. Dieses Ergebnis hat selbst die Forscherinnen und Forscher überrascht, zumal mehr Ambitionen auf lokaler Ebene meist mit höheren Klimaschutzzielen der nationalen Regierungen korrelieren.

In sechs Handlungsfelder lassen sich die städtischen Anstrengungen zusammenfassen: Stadtverwaltung, öffentliche Gebäude und Beleuchtung, Wohngebäude und städtebauliche Maßnahmen, Mobilität und öffentlicher Verkehr, sektorübergreifende Integration und Energieeffizienz-Maßnahmen. Obwohl letzteres nicht an oberster Stelle bei den Stadtvätern steht, erreichen Städte, die vor allem auf Energieeffizienz setzen, in der Regel höhere Reduktionen. Das ist ein weiteres Detailergebnis der Untersuchung.

Anstrengungen auf lokaler Ebene zeigen Erfolge

In 432 der betrachteten Städte (40 Prozent) fallen die Reduktionen stärker aus als in der Gesamtbetrachtung des jeweiligen Landes. Städtische Klimaschutzmaßnahmen können also sehr viel beitragen zur Verringerung der Emissionen.

Die relativ schlechte Position von Städten mit niedrigeren Basisemissionen legt nahe, dass ein pauschaler Ansatz zur Festlegung von Zielen möglicherweise überdacht werden muss. Wo es wenige Emissionen gibt, ist es schwieriger weitere zu vermeiden. Es kann frustrierend sein, wenn Ziele verfehlt werden.

Kurzfristig können Städte vor allem mit Anstrengungen zur Energieeffizienz viel erreichen. Darüber hinaus sind Städte gut beraten, Verhaltensänderungen zu unterstützen, beispielsweise den Umstieg vom Auto aufs Rad.

Investitionen in lokale Energiewende

Eine andere Facette war nicht Gegenstand der Studie. Städte und Kommunen in Deutschland halten nicht wenige Anteile an den großen fossil ausgerichteten Energieunternehmen. Der Ausstieg aus diesen klimaschädlichen Geldanlagen ist deshalb ebenfalls ein wichtiger Beitrag, wenn auch nicht unbedingt auf lokaler Ebene.

Münster beschloss diesen Schritt 2016 als erste deutsche Stadt. Umso enttäuschender sind die Nachrichten aus Krefeld. Im August 2020 wurden Aktivisten von Fridays for Future bei den Stadtvätern vorstellig. Sie wollen verhindern, dass die Stadtwerke ein 2,4 Millionen starkes Aktienpaket bei RWE erwerben. So würde das Geschäftsmodell eines der größten CO2-Emittenten Europas gestärkt, während das Geld für Investitionen in Photovoltaikanlagen oder die Förderung von Bürgerenergie in Krefeld fehlt. pf


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