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Europäische UnionZehn Jahre verfehlte "Bio-Diesel"-Politik

Ölpalmen-Plantage in einer hügeligen Landschaft
Auf den ersten Blick ein grüner Landstrich auf Java in Indonesien, doch hierbei handelt es sich um klima- und umweltschädliche Palmölplantagen. (Bild: Achmad Rabin Taim from Jakarta, Indonesia, Wikimedia Commons, CC BY 2.0)  

EU-Richtlinien führten im vergangenen Jahrzehnt zu einem Boom von sogenanntem Bio-Diesel. Doch nun zeigt sich: Die Beimischung von pflanzlichen Kraftstoffen zu Diesel führt zu immensen Umweltschäden und hat sogar eine schlechtere Klimawirkung.

06.07.2021 – Vier Millionen Hektar, eine Waldfläche so groß wie die Niederlande, wurde seit 2010 für Herstellung und Verbrauch von sogenanntem „Bio-Diesel“ in der EU gerodet. Das ist das Ergebnis einer Studie der europäischen Umweltschutzorganisation Transport and Environment (T&E). Vor allem in Asien und Südamerika wird demnach unberührte Natur abgeholzt, um dort Ölpalmen und Sojapflanzen anzubauen, die dann in die Herstellung von Biodiesel gehen.   

2010 beschloss die EU, dass bis 2020 zehn Prozent der verwendeten Kraftstoffe in der Europäischen Union aus Erneuerbaren Energien bestehen müssen. Das führte in den Folgejahren zu einem Boom an Biokraftstoffen, die fossilem Benzin und Diesel beigemischt wurden. Doch was als Maßnahme gedacht war, die Emissionen im Verkehrssektor zu senken, entwickelte sich zu einem wahren Umwelt- und Klimakiller.

Denn durch die Verwendung von Biodiesel in der EU wurden nicht nur Waldflächen zerstört, die unter anderem zehn Prozent der geschützten Gebiete von Orang-Utans ausmachten, über die gesamte Lieferkette hinweg wurde im Endeffekt dreimal mehr CO2-Ausstoß verursacht als bei rein fossilem Diesel. Zu diesem Ergebnis kommt Transport and Environment, indem sie die Rodung der Waldflächen, sowie Raffinerieprozesse und den Transportweg mit einpreisten.

„Und was haben wir davon“

Laura Buffet, verantwortlich für den Energiebereich bei T&E, sagt: „Zehn Jahre dieser "grünen Kraftstoffregularien", und was haben wir davon? Hemmungslose Waldabholzung, vernichtete Lebensräume und schlimmere Emissionen als bei fossilem Diesel. Eine Politik, die den Planeten retten wollte, zerstört sie.“

39 Millionen Tonnen Biodiesel aus Palmöl und Soya wurden seit 2010 in Autos und Lkws in Europa verbrannt, wie T&E ermittelt hat. Die Umweltschutzorganisation fordert den Ausstieg der EU aus Biokraftstoffen bis spätestens 2030. Zumindest für Palmöl gibt es bereits entsprechende Bestrebungen.

Seit 2019 gilt Palmöl in Diesel nicht mehr als nachhaltig und ist aus der Erneuerbaren-Energien-Richtlinie rausgefallen. Damit fördert die EU nicht mehr die Nutzung von Palmöl als Biokraftstoff. Doch es gibt eine Ausnahme für Anbauflächen von Palmöl, die kleiner sind als fünf Hektar oder auf bisher "ungenutztem Gelände" angelegt wurden, wie Klimareporter berichtet. Im EU-Land Frankreich hingegen gilt Palmöl bereits seit Januar 2020 nicht mehr als klimafreundlicher Treibstoff.

Schleppender Ausstieg

Laura Buffet von T&E begrüßt den Entschluss der EU, Palmöl das Label nachhaltig zu entziehen, kritisiert jedoch, dass der geplante Ausstieg sehr schleppend sei. Laut T&E wird erst ab 2023 eine Reduzierung des Palmölanteils in Kraftstoffen in der EU angestrebt. Auch ein endgültiger Abschied von Palmöl im Jahr 2030 sei viel zu spät. Darüber hinaus befürchtet Buffet, dass Palmöl lediglich durch andere pflanzenbasierte Kraftstoffe ersetzt wird.

„Während Palmöl möglicherweise die schlimmste Form ist, werden die Produzenten, das hat die Geschichte gezeigt, einfach zu anderen billigen Produktionsformen übergehen. In der Realität wird Palmöl dann von Soja oder anderen pflanzlichen Ölen ersetzt – wenn wir nicht entschieden dagegen vorgehen. Das würde die Probleme nur verschieben. Pflanzliche Biokraftstoffe sind nicht die Lösung für Europas Verkehrssektor und werden es niemals sein“, so Buffet. mf


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