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Erneuerbare EnergienAbhängig von China

PV-Module
Erneuerbare-Energien-Anlagen können in Deutschland nur weiter ausgebaut werden, wenn China entsprechend liefert. Diese Abhängigkeit ist risikoreich – und hausgemacht. (Bild: Hubertus Grass / pixabay)

Erneuerbare Energien sollen Deutschland nicht nur klimaneutral, sondern auch unabhängig von Russland machen. Doch jahrelange verfehlte Politik hat die heimische Produktion fast verschwinden lassen. Nun hängt die Energiewende vor allem von China ab.

18.05.2022 – Erneuerbare Energien sollen Deutschland bereits im Jahr 2035 nahezu vollständig mit Strom versorgen. Energieunabhängigkeit spielt dabei eine ebenso große Rolle für Deutschland wie die Klimawende. Obwohl Deutschland mit dem EEG maßgeblich dafür gesorgt hat, Erneuerbare Energien auf dem Markt zu etablieren, werden im ehemaligen Energiewendeland heute kaum noch Anlagenbauteile gefertigt. Das schafft neue Abhängigkeiten.

Energieabhängigkeit verschiebt sich von Russland auf China

Bundeswirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck hat mit dem Osterpaket und der EEG-Novelle begonnen, den Weg für eine schnelle Energiewende freizumachen. Habeck bekräftigte zudem bei einer Lesung des Osterpakets im Bundestag vergangene Woche, von dem Versuch Deutschlands, sich von fossilen Energien aus Russland unabhängig zu machen, führe eine direkte Linie zum Versuch, die Energieversorgung in Deutschland von Öl, Kohle und Gas auf Wind und Sonne umzustellen.

Doch wo Solarmodule und Rotorblätter für Windkraftanlagen gefertigt werden, war bisher kaum Teil der Debatte. Dabei besteht die Gefahr, von einer Abhängigkeit in die nächste zu rutschen. Anstatt von russischem Erdgas und Öl, ist Deutschland hier von chinesischen Zulieferern abhängig. Besonders Solarmodule werden fast ausschließlich aus China importiert. Bauteile für Windräder stammen aus Fabriken in Südamerika, Asien oder Osteuropa. Dabei führte Deutschland den Solarmarkt in den späten 2000er Jahren noch weltweit an.

Heimische Industrie abgewürgt

2010 fand beinahe die Hälfte des globalen Zubaus bei der Solarenergie in Deutschland statt. Über das EEG wurde die Markteinführung Erneuerbarer Energien stark gefördert und wettbewerbsfähig gemacht. Doch gerade als sich die Technologie etabliert hatte und Preise sanken, steuerte die Politik gegen. Hintergrund waren Lobbyinteressen verschiedener Industriezweige, die höhere Energiepreise befürchteten.

„Peter Altmaier, der damalige Bundesumweltminister, hat sogar gesagt, dass man darüber nachdenkt, rückwirkend die Vergütung für Solarmodule zu kürzen“, berichtet Professor Volker Quaschning im Interview mit n-tv. Aussagen wie diese verunsicherten Branche und Investoren zutiefst und ließen den Ausbau der Solarenergie um 80 Prozent einbrechen. 2015 überholte China Deutschland bei der Produktion und beim Export von Solaranlagen. Rund 80.000 Arbeitsplätze in den Erneuerbaren wurden dabei zwischen 2012 und 2015 abgebaut.

Fatale Abhängigkeit

Heute wird nur noch ein Bruchteil der Bauteile für Windräder und Solarmodule in Deutschland gefertigt. Forscher des ifo-Instituts nennen Die Photovoltaik-Technologien sogar als Beispiel für kritische Abhängigkeit, da nicht nur die Rohstoffe zu großen Teilen aus China bezogen werden, sondern auch verarbeitete Materialien und weitere Komponenten der PV-Solartechnik. In Europa gäbe es hingegen nahezu keine Produzenten von Solarmodulen und Solarzellen.

In der Coronakrise kam es bereits zu Verzögerungen. Die Politik hat in China zudem entscheidenden Einfluss auf die Industrie und könnte Exporte einschränken. Ein Lieferstopp seitens China wäre für die deutsche und europäische Energiewende folglich fatal. jb


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