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RecyclingDas zweite Leben der Lithium-Ionen-Batterien

Infografik „Immer mehr Antriebsbatterien für die Elektromobilität in der EU" vom Öko-Institut
Der Export gebrauchter Batterien in ärmere Länder muss besser reguliert werden. (Bild: Öko-Institut / CC BY-SA 2.0)

Wiederverwerten und Recyceln von Batterien gewinnt an Bedeutung. Weil in Europa jedoch oft Recyclingkapazitäten fehlen, werden Batterien als Spende an Drittländer exportiert. Eine fragwürdige Praxis, die bisher kaum reguliert wurde.

22.06.2022 – Recycling und Wiederverwertung von Rohstoffen ist nachhaltig, klima- und umweltschonend. Doch der steigende Bedarf an Recyclingkapazitäten muss in Europa noch aufgebaut werden. Viele Unternehmen spenden deshalb Batterien an Drittländer, eine Praxis, die bisher kaum reguliert wurde. Das muss sich ändern, fordern NGOs.

Batterien wiederverwerten und recyceln

Der Bedarf an Batterien steigt stetig an – und das wird noch eine Weile so bleiben. Die Energiespeicher sind notwendiger Bestandteil der Energiewende. Um Batterien herzustellen, werden kritische Rohstoffe wie Lithium, Kobalt und Nickel benötigt, die unter kritischen Bedingungen abgebaut werden.

Umso wichtiger ist das Recyceln oder Wiederverwenden der Energiespeicher, damit diese Stoffe nicht für die Weiterverwertung verloren gehen. Lithium-Ionen-Batterien sind dabei sehr ergiebig recyclebar. Werden verschiedene Verfahren kombiniert, können mehr als 90 Prozent einer Batteriezelle recycelt werden.

Doch das Recyclen von Batterien ist auch mit erheblichen Kosten verbunden. Kleine Batterien zu recyceln, rechnete sich bisher oft finanziell nicht. Anders sieht es bei Großbatterien aus. Batterien, die zum Beispiel in Elektroautos verbaut werden, sind schon wegen der Masse an kritischen Rohstoffen rentabel. Für die steigende Anzahl an Elektroautos werden jedoch mehr Recyclingkapazitäten benötigt, die in der EU erst noch aufgebaut werden müssen.

Batterieexporte regulieren

Eine wachsende Anzahl an Firmen sind deshalb dazu übergegangen, Batterien an Drittländer zu spenden. Die vielgelobte Praxis folgt der Logik, dass Batterien noch für andere Zwecke verwendet oder eben recycelt werden können. Doch für den Batterieexport gibt es bisher keinerlei Richtlinien.

So gibt es keine Garantie dafür, dass Batterien noch funktionsfähig sind, am Zielort gebraucht werden oder dort Recyclingkapazitäten vorhanden sind. Das muss sich ändern, fordern Forschende und Umweltschützende des Öko-Instituts (Deutschland), sowie von PAN-Ethiopia (Äthiopien), dem Centre for Sustainable Cycles (Ghana), dem Center for Justice Governance and Environmental Action (Kenia) und von SRADev (Nigeria).

Die NGOs fordern Mindeststandards für den Altbatterieexport in Drittländer. So soll gewährleistet werden, dass die gespendeten, bereits genutzten Batterien den Standards im Zielland entsprechen, noch mindestens 80 Prozent ihrer Leistungsfähigkeit haben und einen Preisvorteil für die Empfänger aufweisen. Akteure, die in Ländern mit niedrigem Einkommen mit Batterien handeln, sollen zudem verpflichtet werden, entsprechende Mengen im selben Land zu sammeln und fachgerecht zu recyclen. Letztere Verpflichtung orientiert sich dabei an der erweiterten Herstellerverantwortung, wie sie in EU-Ländern gilt.

Recyclingkapazitäten aufbauen

"Die Wiederverwendung gebrauchter Lithium-Ionen-Batterien kann sicherlich viele Vorteile für die Umwelt bringen", sagt Johannes Betz, Batterieforscher am Öko-Institut. "Aber angesichts des großen Bedarfs an Stromspeichern in Deutschland und der EU ist schwer zu verstehen, warum der Fokus auf dem Transport alter Batterien in Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen liegt." Statt die Batterien zu exportieren, müssen heimische Recycling- und Wiederverwertungsmöglichkeiten geschaffen werden – und das in Afrika wie in Europa.

In Europa muss bereits jetzt ein schrittweise ansteigender Teil an Batterien am Ende ihres Lebens recycelt werden. Das schreiben nicht nur deutsche Regelungen seit 2006, sondern seit 2012 auch EU-Richtlinien vor. Die im März dieses Jahres verabschiedete neue EU-Batterieverordnung nimmt zudem erstmals den gesamten Rohstoffkreislauf von Batterien in die Pflicht. jb


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