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SüdafrikaDie Energiewende am Kap

Universitätsgebäude in Kapstadt, Südafrika
Die Universität in Kapstadt/Südafrika. Das Land verzeichnet steigende Emissionen, spürt aber auch die Folgen des Klimawandels. (Foto: Adrian Frith auf Wikimedia / CC BY-SA 3.0)

Kohle dominiert die Energieversorgung in Südafrika. Die Emissionen sind in den letzten zwei Jahrzehnten stark gestiegen. Der Klimawandel bringt Trockenheit, Stürme. Potenzial für einen Umstieg auf Erneuerbare ist reichlich vorhanden.

27.03.2024 – Wer Südafrika im Zeitraffer der letzten 30 Jahre betrachtet, sieht den Wandel von der postkolonialen Gesellschaft zur Regenbogennation. Menschen unterschiedlichster Herkunft und Biografien bevölkern die öffentlichen Plätze. Nelson Mandelas Traum von einer multikulturellen Gesellschaft scheint Wirklichkeit geworden zu sein. Sein Konzept hieß Ubuntu. Der Friedensnobelpreisträger schaffte den friedlichen Übergang Südafrikas von der Apartheid zur Regenbogennation.

Der Rainbow Nation Parameter

Ubuntu stammt aus dem südlichen Afrika und steht für Menschlichkeit, Nächstenliebe und Gemeinschaftssinn sowie für die Erfahrung und das Bewusstsein, Teil eines Ganzen zu sein.

Wirtschaftlich hat das Land jedoch zu kämpfen. In den letzten zehn Jahren verzeichnete die Republik Südafrika Wachstumsraten von rund 1 Prozent pro Jahr. Die Folgen der Apartheid und eine ungleiche soziale Transformation sind immer noch spürbar. Die Arbeitslosenquote liegt trotz des Wirtschaftswachstums bei rund 30 Prozent. Auf den zweiten Blick wird die hohe Armut sichtbar. Die Menschen betteln an den Straßenrändern und es gibt große Squatter Camps, so werden die Elendsquartiere der farbigen Bevölkerung genannt. Sie säumen die großen Städte und sind ein Relikt aus der Zeit der Apartheid.

Zusätzlich belastet der Klimawandel mit Trockenheit, Dürren und extremen Stürmen das Land.  In der jüngsten Vergangenheit herrschte Wassernotstand in Kapstadt und Durban. Deswegen ist der Übergang zu einer kohlenstoffarmen und klimaneutralen Energiewirtschaft so wichtig für den Schutz der Umwelt für die Menschen am Kap, die Wirtschaft und die Beseitigung der Ungerechtigkeiten, wie die IRENA in ihrer Studie: Socio-economic footprint of the energy transition in South Africa betonte.

Vieles hängt an der Kohle

Noch ist Kohle ist wegen der großen Vorkommen im Land die tragende Säule des südafrikanischen Energiesystems und deckt 70 Prozent der installierten Stromerzeugungskapazität, wie der IEA-Länderbericht feststellt. Das soll sich ändern: Der Strommix soll auf erneuerbare Energien umgestellt werden. Gleichzeitig muss der wachsende Energiebedarf gedeckt werden. Ein wichtiger Aspekt ist dabei die Bezahlbarkeit der verschiedenen Ressourcen.

Ein Blick auf den Ressourcenverbrauch zeigt, dass 20 Prozent der Bevölkerung 70 Prozent der gesamten Energie verbrauchen. Gleichzeitig wollen 75 Prozent der Bevölkerung niedrige Energiepreise. Das heißt, wirtschaftliche Überlegungen überwiegen die umweltpolitischen. „Es ist egal, aus welcher Quelle die Energie kommt, solange es die billigste ist“, so die IEA in ihrer Analyse.

Ein Viertel der Befragten sprach sich jedoch ausdrücklich für erneuerbare Energiequellen aus, weitere 14 Prozent legten den Schwerpunkt auf Quellen, die nicht umweltschädlich sind.

Stromausfälle schädigen die Wirtschaft

Die Regierung um Cyril Ramaphosa steht bei der Umgestaltung des Energiemixes vor komplexen Aufgaben, denn auch das Stromnetz des Landes ist dringend sanierungsbedürftig. Stromausfälle von mehreren Stunden sind an der Tagesordnung. Damit werden auch die Besucher des Landes konfrontiert, denn der Strom ist schlichtweg für mehrere Stunden weg. Für die energieintensive Bergbau-, Chemie- und Automobilindustrie bedeutet dies erhebliche wirtschaftliche Einbußen.

Der erneuerbare Energiemix

Nur eine aktive Politik und die Beteiligung der Öffentlichkeit können helfen. Es braucht eine integrierte Politikgestaltung mit strikter Regulierung, damit Mandelas Traum von der Regenbogennation auf wirtschaftlich stabilen Füßen steht. In den vergangenen 20 Jahren sind die Kohlendioxid-Emissionen in Südafrika um 40 Prozent gestiegen.  Der Anteil des Schwellenlandes am weltweiten Kohlendioxidausstoß liegt bei 1,17 Prozent. Erneuerbare Energien haben im Land am Kap der Guten Hoffnung einen Anteil von rund 8 Prozent.  Erneuerbare Spitzenreiter auf dem afrikanischen Kontinent sind Marokko und Ägypten.

Eine wichtige Rolle in Südafrika spielen Biokraftstoffe. Sie werden vor allem aus Pflanzen und Abfällen gewonnen und werden in allen Bereichen des Energiesystems eingesetzt: als Ersatz für Kraftstoffe im Verkehr, zur Stromerzeugung, zur Beheizung von Gebäuden oder zur Bereitstellung von Wärme für industrielle Prozesse.

Potenziale und internationale Initiativen

Die Potenziale für erneuerbare Energien in Südafrika sind hoch. Die Sonne scheint und die ausgedehnten Küsten bieten gute Windverhältnisse in sehr dünn besiedelten Gebieten. Auch die Wasserkraft kann nennenswerte Erträge liefern. 

Es gibt bereits seit Jahren spektakuläre Projekte wie etwa die Jeffreys Bay Wind Farm. Auf 3700 Hektar ist dort eine Erneuerbaren Leistung von 128 Megawatt installiert.  Diese Leistung liefern 60 Windmühlen sowie das Solarkraftwerk KaXu mit 100 Megawatt in Parabolrinnentechnik. Mit dem Bau des Solarkraftwerks wurde 2021 durch den saudischen Projektentwickler ACWA Power begonnen. In diesem Jahr soll es fertig werden. Zuvor wurden bereits mehrere CSP-Kraftwerke gebaut.

Der südafrikanische Energieversorger Eskom soll in drei Einheiten aufgeteilt werden: Stromerzeugung, Stromübertragung und Stromverteilung. Die Stromerzeugung soll künftig verstärkt dezentral erfolgen.

Entwicklungshilfe aus Deutschland

Eine Dekarbonisierung Südafrikas ist dringend notwendig, zumal das Stromnetz marode und erneuerungsbedürftig ist. Hier setzt das Projekt SAGEM des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit an. Es begleitet die verantwortlichen Akteure bei der Gestaltung, Umsetzung und Reform des Stromsektors. Die Initiative hilft auch Kommunen, die Rahmenbedingungen für die Beteiligung lokaler Stromversorger zu verbessern. Konkret fördert das Programm den Aufbau kommunaler Energiemanagementsysteme sowie die Entwicklung kommunaler Energiesparpläne und die Umsetzung entsprechender Pilotprojekte.

Ziel ist es, Lösungen vor Ort zu finden, um eine möglichst breite Bevölkerungsschicht mit erneuerbarem Strom zu versorgen. Projektträger sind die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), das Department of Mineral Ressources and Energy (DMRE), das National Treasury (NT), Eskom, die South African Government Association (SALGA) und das South African National Energy Development Institute (SANEDI). Zudem gibt es Energiepartnerschaften mit den USA, dem Vereinigten Königreich und der Europäischen Union. Eine Priorität dabei liegt auf Produkten rund um den grünen Wasserstoff. (Thomas Isenburg, Wissenschaftsjournalist)


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Kommentare

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Birgit Otemdi 27.03.2024, 19:57:55

30 Jahre nach Ende der Apartheit spielen "postkoloniale" Aspekte so gut wie keine Rolle mehr. Das Land wurde durch die weitverbreitete Korruption der Herrscherclique des ANC zugrundegerichtet. Es ist völlig egal aus welcher Quelle die Energie stammt, wo es was zu holen gibt, wird zugelangt. Die GIZ sollte das Geld schon mal abschreiben.


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